Laith (Name geändert) berät eine Klientin in der Asylsozialarbeit.

Er möchte etwas von dem zurückgeben, was er in Bayern Gutes erfahren hat: Laith (Name geändert) berät eine Klientin in der Asylsozialarbeit.

Bild: Geitner

Tag des Flüchtlings

"Ich möchte etwas zurückgeben"

Anlässlich des Tags des Flüchtlings am 27.9. sprach David Geitner, Ansprechpartner für Kirchenasyl in der Landeskirche, mit Laith*, einem jungen Iraker, der Kirchenasyl erhielt und heute Asylsozialarbeiter ist.

Davith Geitner berichtet von seiner Begegnung mit Laith (Name wurde geändert), einem jungen Iraker, der 2021 nach Deutschland kam. Heute, drei Jahre später ist Laith in München gut verwurzelt und wurde bereits für sein ehrenamtliches Engagement geehrt. Geitner erzählt:

Gutes weitergeben

"Vor mir sitzt ein junger Mann, dem es wichtig ist, etwas zurückzugeben. Und je länger Laith* von seiner Geschichte erzählt, desto klarer wird mir, dass diese von Beginn an eng mit Menschen verbunden ist. Diese Begegnungen spielen in seinem Leben eine wichtige Rolle und gleichzeitig ist es ihm wichtig, Gutes weiterzugeben, ein Vorbild für andere zu sein.

Heute ist Laith professioneller Asylsozialberater in München und arbeitet in seinem Nebenjob mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten, außerdem ist Laith ehrenamtlich bei zwei Organisationen tätig: Er begleitet Senioren im Alltag u.a. bei der Sozialwohnungssuche sowie im Krankenhaus und hilft und unterstützt Obdachlose. Laith erhielt für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten die Auszeichnung „München dankt!“ für besonders bürgerschaftlich Engagierte.

Heimatlos in Europa

Doch von Anfang an: Laith stammt aus dem Irak. Dort hat er Klinische Psychologie studiert. Über sein Fluchtschicksal möchte er nicht sprechen, zu viel ist passiert. Er erzählt mir, wie er auf seiner Reise an den europäischen Außengrenzen mehrere Push-Backs erlebt hat und monatelang inhaftiert wurde. Fast zwei Jahre lang hat er keinen Ort, an dem er bleiben konnte. Und damit auch keine Hoffnung mehr. „Homeless – Heimatlos“, inmitten der Europäischen Union und deren Verteilungsregelungen, der Dublin-Verordnung. Im April 2021 kam er endlich in Deutschland an.  Man merkt ihm an, dass diese Erfahrungen nachwirken, ihn geprägt haben und in Gedanken wieder hochkommen, wenn er darüber spricht.

Kirchenasyl: Zum ersten Mal in Sicherheit

Als die Kräfte und Hoffnungen zu schwinden drohen, traf er auf eine Pfarrerin. Sie nimmt ihn ins Kirchenasyl auf, um ihn vor erneuten Menschenrechtsverletzungen zu schützen: „Solch nette Leute habe ich zuvor nicht kennengelernt!“, erinnert sich Laith „Ich habe mich im Kirchenasyl das erste Mal in Sicherheit gefühlt. Obwohl ich das Grundstück nicht verlassen durfte, war es die beste Zeit!“ Schnell will er Deutsch lernen. Jeden Tag lernt er zehn Wörter sowie die Grammatik, erinnert sich die Pfarrerin an Laith. „Der ganze Schrank war voller Post-It-Zettel!“ Knapp sechs Monate war Laith im Kirchenasyl, schaffte es in dieser Zeit, das Sprachniveau B2 und danach auch schnell das Sprachniveau C1 zu erreichen.

"Christinnen und Christen sind gastfreundlich. Dahinter gehen wir nicht zurück."

Landesbischof Christian Kopp

Bemühung um Anerkennung

Doch nicht nur der Deutschkurs ist im Kirchenasyl ein fester Teil, sondern auch die Berufsberatung: „Mir ist schnell aufgefallen, dass er für die Arbeit mit Menschen gemacht ist. Dass er dort seine Stärken hat“, ermutigte ihn die Pfarrerin, so dass er den ersten Gedanken, U-Bahn-Fahrer oder Mechatroniker zu werden, verwirft und sich um die Anerkennung seines Berufsabschlusses als Psychologe bemüht. „Ich habe in all dem Stress vergessen, dass ich ja einen Abschluss habe“, schmunzelt Laith.

Kurz vor Weihnachten 2021 kam seine Anerkennung als Flüchtling. Was für eine Erleichterung! Ab diesem Zeitpunkt waren seinem Engagement keine Grenzen gesetzt. Zunächst bringt er sich ehrenamtlich in einem Café für Geflüchtete ein, unterstützt einen Besuchsdienst für Senioren, hilft bei den Obdachlosen und arbeitet auf Minijob-Basis noch mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten in einem Wohnprojekt. Integration im Schnelldurchlauf? Die Pfarrerin sieht den Schlüssel dafür in der Begleitung: „Gerade wenn Menschen im Kirchenasyl auf Ehrenamtliche treffen, die sie als Mensch wahrnehmen, die mit ihnen ins Gespräch kommen und ihnen ihre Talente aufzeigen, dann gelingt Integration!“

Einbringen ist selbstverständlich

Laith ist ein Mensch, der unsere Gesellschaft bereichert. Er arbeitet als Asylsozialberater und hofft auf ein Master-Studium in Psychologie. Er hat sich von Beginn an engagiert und eingebracht in unsere Gesellschaft. Für ihn – wie für viele andere Geflüchtete – selbstverständlich. „Wer arbeitet, wer etwas für die Gesellschaft tut, soll bleiben!“ sagt Laith zum Abschluss und ich kann dabei nur zustimmend nicken."

David Geitner , Bild: © elkb/mck

Bild: elkb/mck

David Geitner

David Geitner ist Berater für Kirchenasyl der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Mehr

Weniger

26.09.2024
David Geitner