„Im Idealfall arbeiten alle Berufsgruppen eng zusammen, um eine ganzheitliche Versorgung zu ermöglichen.“
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Spiritual Care
"Es darf nicht nur ums Körperliche gehen"
Seelsorger wissen das schon lange. Künftig sollen alle Berufsgruppen, die am Versorgungsprozess beteiligt sind, für diesen ganzheitlichen Pflegeansatz sensibilisiert und entsprechend geschult werden. Das ist das Ziel von Nika Höfler, der neuen Beauftragten der bayerischen Landeskirche für Spiritual Care.
„Die Grundlage von Spiritual Care ist ein ganzheitliches Menschenbild, das ja heute leider vielerorts im medizinischen und pflegerischen Kontext nicht gelebt wird“, sagt die 33-Jährige. Es fehlt an Zeit. Oder Personal. Oder am Wissen. Das will Nika Höfler ändern, denn: „Jeder Mensch ist spirituell, ob er sich so bezeichnet oder nicht.“
Gerade im Krankenhaus oder Pflegeheim könne das Bedürfnis nach einem spirituellen Ritual wie einem Gebet groß sein. Oft verbirgt sich das Problem aber zwischen den Zeilen. Einen Krebspatienten etwa, der ständig über sein Auto spricht, quält vielleicht seine krankheitsbedingt fehlende Freiheit. Solcher Mechanismen sollten sich alle bewusst sein - egal ob Mediziner:in oder Pfleger:in. „Im Idealfall arbeiten alle Berufsgruppen eng zusammen, um eine ganzheitliche Versorgung zu ermöglichen.“
Die Seelsorge liegt Nika Höfler nicht erst seit ihrer Beauftragung am Herzen. Sie promovierte zum Thema „Wirksamkeit von Krankenhausseelsorge“. Und während ihres Vikariats in Stein bei Nürnberg legte sie einen Schwerpunkt auf die Seelsorge. Seit 1. März ist sie Pfarrerin im Probedienst - aber eben nicht im Gemeindedienst, sondern auf einer wissenschaftlichen Projektstelle. Für Nika Höfler eine sehr bewusste Entscheidung. „Ich liebe es so sehr, den ganzen Tag zu forschen, zu studieren, zu lernen und spannende Dinge herauszufinden. Wenn das Ganze in der Praxis genutzt werden kann, ist das natürlich perfekt.“
Entstanden ist die Projektstelle aus einer Kooperation zwischen dem Landeskirchenamt und dem Dekanatsbezirk München – sehr zur Freude von Ingo Schurig. „Christlicher Glaube und dann auch kirchliches Handeln ist ohne diese Sorge um das spirituelle Bedürfnis des Menschen nicht denkbar“, so der Referent für Seelsorge im Landeskirchenamt. „Daher können und wollen wir uns in diesen wichtigen, multiprofessionellen Diskurs einbringen.“ An Nika Höfler schätzt Ingo Schurig vor allem, dass sie nicht nur eine Theoretikerin ist, sondern ihr Herz auch für die Praxis schlägt. So versucht sie zum Beispiel, neben ihrem Vollzeitjob ab und zu auch Gottesdienste in Pflegeheimen oder Krankenhäusern zu halten.
Im Moment verschafft sich die gebürtige Fränkin einen Überblick darüber, was in der bayerischen Landeskirche an Spiritual Care-Initiativen bereits vorhanden ist und knüpft Kontakte zu wichtigen Akteur:innen aus Medizin, Pflege und Politik. Mittelfristig geht es unter anderem darum, Spiritual Care in der Landeskirche sowie bayernweit in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung zu implementieren. Und die Forschung in diesem Bereich voranzutreiben.
Kraft für all diese Herausforderungen gibt Nika Höfler die Kunst – in Theorie und Praxis. Fast hätte sie das Studium der Kunstgeschichte sogar der Theologie vorgezogen. „Aber was hätte ich anderes werden können als Theologin?“, scherzt die junge Pfarrerin mit Blick auf ihren altgriechischen Vornamen. „Immerhin ist das Neue Testament auf Griechisch geschrieben.“
In der Spiritual Care sieht Nika Höfler ein wichtiges Handlungsfeld von Kirche: „Menschen, die kaum etwas mit Kirche oder Religion beziehungsweise Spiritualität zu tun haben - sie vielleicht sogar ablehnen - können hier niederschwellig die heilsame Kraft von Spiritualität erfahren. Ganz offen und ungezwungen.“ Viele erlebten diese Möglichkeit als sehr tröstend und haltgebend. „Hier ist Kirche ganz im Sinne Jesu dort, wo Not ist. Ganz am Menschen, ganz nah.“
Nika Höfler
Beauftragte der bayerischen Landeskirche für Spiritual Care
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06.05.2024
Silke Scheder