Die Lego-Rampe bleibt tagsüber öffentlich vor dem Rathaus liegen und kann zur Überwindung der Stufe am Eingang und gleichzeitig als Symbol für Barrieren dienen.

Die Lego-Rampe bleibt tagsüber öffentlich vor dem Rathaus liegen und kann zur Überwindung der Stufe am Eingang und gleichzeitig als Symbol für Barrieren dienen.

Bild: Landesjugendkonvent

Landesjugendkonvent 2022

Eine Legorampe für mehr Barrierefreiheit

Um auf unzureichende Barrierefreiheit insbesondere im öffentlichen Raum hinzuweisen, haben sich die Ehrenamtlichen der Evangelischen Jugend in Bayern etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Sie errichteten aus etwa 15 bis 17 kg bunten Legosteinen eine Rampe und überreichten diese dem Bürgermeister von Pappenheim. Die Aktion wurde von der Stiftung Evangelische Jugendarbeit in Bayern gefördert.

Der Landesjugendkonvent fand am Christi Himmelfahrt-Wochenende unter dem Motto „EJB offen für Alle(s)?“ statt. 120 junge Ehrenamtliche aus allen evangelischen Dekanaten Bayerns und den Mitgliedsverbänden beschäftigten sich mit der Frage, wie offen sie und ihre Angebote sind, damit Kinder und Jugendliche, die unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen, teilhaben können. Veronika Bartl, die Vorsitzende des Landesjugendkonvents, sagte: „Uns war es wichtig, nicht nur über das Thema zu reden, sondern auch ganz praktisch zu handeln.“

Viele kleine, bunte Legosteine liegen auf den Tischen. In Workshops wird die Rampe zusammengebaut. Wie in einem Puzzle werden die verschiedenen Steine sortiert und zusammengesetzt. Als Voraussetzung gilt: Es darf bunt sein, aber die Höhe der Bauklötzchen muss immer gleich sein. Anweisung bekommen die Ehrenamtlichen von Rita Ebel, die mit ihren Lego-Rampen sowohl deutschlandweit wie auch international viel Aufmerksamkeit erreicht hat. Auf die Idee kam sie durch einen Fachbeitrag in einer Zeitschrift für Querschnittsgelähmte. „Das hat mich sofort begeistert“, sagt Rita Ebel. Seit 2019 baut die sympathische und lebensfrohe 64-Jährige aus Hanau, die überall liebevoll die Lego-Oma genannt wird, mit ihrem ehrenamtlichen Team Behelfsrampen aus Legoklötzchen.

15 bis 17 kg bunte Legosteine wurden verbaut.

Bild: Landesjugendkonvent

15 bis 17 kg bunte Legosteine wurden verbaut.

Lucas Greiner-Fuchs aus dem Leitenden Kreis (LK) nimmt mit Rita Kontakt auf. „Sie war sofort bereit uns zu helfen“, erzählt er. Doch dann musste noch eine geeignete Stufe gefunden werden. Die zu überwindende Barriere darf nicht höher als 17 cm sein und nur eine Stufe haben. Nach einigem Hin und Her entschied sich der LK für die Stufe vor dem Pappenheimer Rathaus. Bürgermeister Florian Gallus war von dieser Idee sofort begeistert und sagte zu.

Nun ging es an die Feinplanung, wie bei jedem Bau. Lucas war für den Landesjugendkonvent der Baumeister. Der Eingang zum Rathaus wurde abgemessen und enger Kontakt zu Rita Ebel gehalten. Diese errechnete anhand der Maße, wie viele Kilogramm Steine benötigt werden und zeichnete ein Modell auf. Sie reiste mit ihrer Enkeltochter Nora zum Landesjugendkonvent nach Pappenheim.Zwischen den Jugendlichen und der Lego-Oma funkt es sofort, sie verstehen sich auf Anhieb. „Es hat mich auch gereizt, mit so vielen jungen Menschen zu bauen“, erzählt sie. Und die Jugendlichen bewundern ihren Tatendrang. Rita Ebel hat bereits 70 Behelfsrampen aus Lego gebaut und steht mit noch fast genauso vielen Städten in Verbindung. Dass sie das alles ehrenamtlich macht, beeindruckt die Jugendlichen.

Während der Bauphase gibt es noch letzte Tipps und Anweisungen: Die Bauklötzchen müssen gleichmäßig aufeinander gesteckt und dann verklebt werden, das erfordert etwas Fingerspitzengefühl. Am Schluss werden die Bauteile auf eine rutschfeste Matte geklebt. Fertig! In nur einem Tag ist die Rampe entstanden bestehend aus zwei Teilen, einem Gesamtmaß von 80 cm Breite und einer Höhe von 10 bis 13 cm (wegen der auszugleichenden Unebenheit). Rita Ebel macht mit ihrem Rolli den Test. Die Rampe hält.

Bürgermeister Florian Gallus nimmt die Ehrenamtlichen des Landesjugendkonvents und die Lego-Oma vor dem Rathaus in Empfang. Pfarrer Gerd Schamberger ist ebenfalls anwesend. Das Pappenheimer Rathaus ist zwar fast barrierefrei, berichtet Gallus, aber nun könne die letzte Hürde vor dem Eingang überwunden werden. Diese bunte Legorampe ist für ihn ein Symbol für die vielen Hindernisse, auf die man täglich stößt. Florian Gallus erzählt: Im Vorfeld habe er einen Test gemacht und die Barrieren in seinem Alltag gezählt. „Ich bin auf 17 Barrieren in einer Woche gestoßen“, sagt er. Das sind im Jahr hochgerechnet etwa 800 Hindernisse, die man ohne Hilfe nur schlecht überwinden könne. „Ich bin mir sicher, dass diese bunte Rampe für viele Menschen ein Anstoß zum Nachdenken ist. Mein ganzer Dank gilt den jungen Menschen, die uns diese Rampe hier überlassen“, sagt er voller Stolz und sichtlich gerührt.

Nun kann Rita Ebel, begleitet von Applaus und der La-Ola-Welle, über die Lego-Rampe rollen, sie somit offiziell einweihen und ihrer Bestimmung übergeben. Auch sie betont: „Dies ist hier nur eine Hilfsrampe, die auf Barrieren insbesondere im öffentlichen Raum hinweisen soll. Gleichzeitig können damit aber kleine Hindernisse überwunden werden.“

Die Lego-Rampe bleibt tagsüber öffentlich vor dem Rathaus liegen und kann zur Überwindung der Stufe am Eingang und gleichzeitig als Symbol für Barrieren dienen.

31.05.2022
EJB

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