Dolmetscherin und Pavlo Shvartz, Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine

Die diplomatische und finanzielle Unterstützung der Ukraine seitens der EU sei wichtig, betonte Bischof Pavlo Shvart, hier im Bild neben der Dolmetscherinz.

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Ukraine

"Wir werden für die Menschen in der Ukraine beten"

Ukrainischer Bischof Pavlo Shvartz und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm tauschten sich in einem Online-Gespräch zur Situation in der Ukraine aus.

Die Situation in der Ukraine sei schwierig, aber im Landesinneren stabil, so Pavlo Shvartz, der Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine in einem Online-Gespräch mit dem bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gestern Abend. Die Sorge vor einem russischen Angriff sei groß, aber es herrsche keine Panik in der ukrainischen Bevölkerung. Seit acht Jahren gebe es bereits Krieg im Land, der bislang 14.000 Tote gefordert habe. Shvartz berichtete von bedrohlichen Zuständen an den Grenzen, wo sich ukrainisches Militär und pro-russische Rebellen gegenüberstünden. Die Situation an den Grenzen sei gefährlich und hochexplosiv.

Die diplomatische und finanzielle Unterstützung der Ukraine seitens der EU sei wichtig, betonte Shvartz.  Um Sicherheit in der Region zu erreichen, brauche die Ukraine allerdings auch eine handlungsfähige Armee mit der Fähigkeit, sich zu verteidigen, betonte Shvartz.

Er könne, so Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, angesichts der Erfahrungen in der Ostukraine und auf der Krim die Notwendigkeit des Schutzes durch Waffen nachvollziehen. Gleichzeitig müsse eine Eskalation unbedingt verhindert werden. Die Erfahrung zeige, „dass der Einsatz von Waffen die Situation fast immer verschlimmert“. Darum hoffe er sehr, dass verstärkte diplomatische Bemühungen und die glaubhafte Ankündigung schmerzhafter Sanktionen ihre Wirkung nicht verfehlten, betonte Bedford-Strohm. Ausdrücklich zeigte Bischof Shvartz Verständnis dafür, dass Deutschland aufgrund seiner besonderen geschichtlichen Erfahrungen keine Waffen in die Ukraine liefert.

 

 

Auch Oberkirchenrat Michael Martin, verantwortlich für die Ökumene und Partnerschaften in der bayerischen Landeskirche, nahm an dem Gespräch teil.

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Dolmetscherin, Bischof Pavlo Shvartz, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und OKR Michael Martin im Online-Gespräch

Aus der Sicht des ukrainischen Bischofs realisierten die europäischen Staaten gerade, „dass die Ukraine gar nicht so weit entfernt ist“ und eine Invasion Russlands auch Auswirkungen auf jeden in der EU haben würde. „Wenn die Ukraine diese Auseinandersetzung verliert, sind als nächstes die baltischen Staaten an der Reihe und dann Polen“ warnte Shvartz.

Eine Stärkung der Zivilgesellschaft und eine verlässliche Energieversorgung sind für Bischof Shvartz zwei wesentliche Elemente, um die Ukraine zu stärken. Vor allem der Ausbau der regenerativen Energien sei wichtig, um von den russischen Gaslieferungen unabhängig zu werden.

Panik sei in den lutherischen Gemeinden in der Ukraine derzeit nicht zu spüren, berichtete Shvartz. Versorgung und Infrastruktur seien intakt. Nur die hohen Energiekosten belasteten die Menschen in den Gemeinden. Derzeit würden in einigen Gemeinden Vorräte an Nahrungsmitteln und Medikamenten angelegt, um für den Fall einer Invasion vorbereitet zu sein.

„Wir werden weiter für die Menschen in der Ukraine beten und auf die Situation dort aufmerksam machen“ versprach Landesbischof Bedford-Strohm zum Abschluss des Gesprächs.

Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine hat etwa 2000 Mitglieder in 31 Gemeinden. Die Gemeinden werden von insgesamt 16 Pastoren, Diakonen, Prädikantinnen und Prädikanten betreut. Die bayerische Landeskirche ist seit 1992 partnerschaftlich mit der DELKU verbunden.

250.000 Menschen, also ca. 10 Prozent aller Evangelischen in Bayern sind Menschen, die aus der ehemaligen Sowjetunion nach Bayern gekommen sind.

18.02.2022
ELKB/Minkus