Nach drei Jahren des Hoffens, Bangen und Planens wurde die Grundsteinlegung zur neuen Christuskirche in Utting gefeiert.
Bild: @evangelischamammersee
Grundsteinlegung in Utting
"Heimatlosigkeit" hat ein Ende
Mit einem Open-Air-Gottesdienst feierten die Protestanten in Utting am Ammersee den Startschuss für den Neubau der Christuskirche. Gemeinsam mit Oberkirchenrat Florian Baier füllten das Pfarrersehepaar Alexandra und Jochen Eberhardt und Gemeindeglieder eine Zeitkapsel, die im Grundstein als Erinnerung für die Nachwelt versenkt wurde. Darin enthalten sind unter anderem eine Tageszeitung, ein Kinderbild, einen Gemeindebrief sowie die alten und neuen Baupläne der Christuskirche. Mit Wünschen begleiteten große uns kleine Menschen aus der Gemeinde den Bau der neuen Kirche.
Bereits Anfang Juli rollten die ersten Bagger aufs Gelände, mittlerweile ist der Keller ausgehoben und das Fundament gelegt. Bis Ende 2024 soll nach den Worten von Pfarrerin Alexandra Eberhardt die Fassade stehen, Ende 2025 sollen alle Innenarbeiten samt Elektrik fertiggestellt sein. Die alte, in Holzknüppelbauweise gefertigte Christuskirche war am 25. August 2021 bei einem Großfeuer vollständig ausgebrannt. Die Ursache blieb ungeklärt.
Finanzrahmen wird bislang eingehalten
Die Pläne für den Neubau waren Mitte 2023 weitgehend fertig, zuletzt wartete die Gemeinde noch auf die Baugenehmigung des Landratsamts, die am 18. April erfolgte. „Wir haben die Wartezeit für Feinplanungen genutzt, so dass wir die Ausschreibungen praktisch zeitgleich rausschicken konnten“, erklärte Pfarrer Jochen Eberhardt. Parallel dazu liefen die Arbeiten der Holzbau-Firmen an, die die Wände der Kirche anfertigen. Der Finanzrahmen von 2,65 Millionen Euro könne bislang eingehalten werden, sagte Eberhardt. 1,5 Millionen Euro trägt die Versicherung, 378.000 Euro steuert die Landeskirche bei. Dank verschiedener Fundraising-Aktionen fehlen der Gemeinde jetzt noch rund 200.000 Euro zur Gesamtsumme.
Die Pläne der neuen Christuskirche stammen vom Schondorfer Architekten Mauritz Lüps. Von außen ähnelt sein Modell stark der abgebrannten Kirche: Der Zwiebelturm, die Rundhölzer, die kleinen Fenster bleiben erhalten. Doch hinter der Fassade soll das neue Gotteshaus allen heutigen Ansprüchen genügen. Die Massivholzbauweise sorgt für gute Dämmung, statt mit Öl wird künftig nachhaltig geheizt, dazu kommen ein ausgeklügeltes Lichtkonzept und eine flexible Raumnutzung.
"Wir bauen nicht um des Prestiges willen eine neue Kirche. Wir bauen eine neue Kirche als Treffpunkt für Menschen, um Gott zu begegnen", betonte Pfarrer Jochen Eberhardt in seiner Predigt zur Grundsteinlegung. Von Anfang an hätten alle an einem Strang gezogen. „Das ließ uns auch Hindernisse überwinden.“ Sie hätten sehr viel Unterstützung erfahren, so Eberhardt: von Landeskirche, Kommune, Förderverein und zahlreichen Spenderinnen und Spendern. Er wünsche sich, dass die Kommunikation zwischen allen Beteiligten in Zukunft weiterhin so gut laufen werde wie bisher. „Dann bleibt auch die Einigkeit bestehen und dann wächst auch der Bau Stück für Stück in die Höhe.“
"Liebevolle Baustelle"
Zwei besondere Ideen beflügeln die Gemeinde im Moment: Zum einen könnten sich, wenn der Kirchenvorstand zustimmt, Gemeindemitglieder am Bau der Kirchenwände beteiligen. „Die Rundhölzer für die Außenfassade müssen entrindet werden - das geht maschinell, aber dann sieht es nicht so gut aus“, erklärte Alexandra Eberhardt. Die Idee des Bau-Ausschusses sei deshalb, die Arbeit von Hand zu erledigen und Interessierte und handwerklich Begabte - unter Aufsicht der Profis - daran zu beteiligen.
Die zweite Idee nimmt die Arbeiter auf der Baustelle in den Blick: „Unser Kollege Dirk Wnendt organisiert eine Kuchenaktion, damit die Arbeiter regelmäßig mit selbst gemachtem Kuchen versorgt werden“, sagte die Pfarrerin. Man wolle damit das Gemeinschaftsgefühl von Gemeinde „rüberbringen“ und „eine liebevolle Baustelle sein“. Und wer der Kirchbaustelle beim Wachsen zusehen will, findet auf Facebook und Instagram (evangelischamammersee) ein Bautagebuch, das das Gemeindeteam mit Fotos, Drohnenfilmen und Infos füttert. Die Leidenschaft der Uttinger für ihre Kirche: Sie ist nach drei Jahren der „Heimatlosigkeit“ ungebrochen.
04.08.2024
Susanne Schröder (epd)/elkb