Diakoniepräsident Michael Bammessel zum Tag der Pflege
Diakonie Bayern
„Wann, wenn nicht jetzt?“
Die Mitarbeitenden in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wurden im Bundestag mit stehenden Ovationen gefeiert, sie wurden „Helden und Heldinnen“ genannt, und am häufigsten fiel wohl der Begriff der „Systemrelevanz“. „Nachdem offensichtlich erkannt wurde, was für eine wichtige Rolle die Kolleginnen und Kollegen in der Pflege spielen, wird es Zeit, dieser Erkenntnis auch Taten folgen zu lassen“, so Michael Bammessel, Präsident der Diakonie in Bayern im Vorfeld des „Internationalen Tages der Pflege“, dem 12. Mai. Und seine Kollegin Sandra Schuhmann, als Fachvorständin bei der Diakonie Bayern für die Pflege zuständig, ergänzt: „Ein einmaliger Pflegebonus mag ein schönes Zeichen sein. Wir brauchen jedoch eine dauerhafte Veränderung im System“. Die Anerkennung, die die Pflege momentan erfahre, könne eine gute Grundlage dafür sein.
Die Mitarbeitenden in den Einrichtungen hätten in den vergangenen Tagen und Wochen einen unglaublichen Einsatz geleistet, und zum Teil in Fünf-Tages-Schichten gearbeitet, um die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner sicherzustellen, so Schuhmann. „Angehörige haben sich mit Geschenkkörben, oder spontanen Ständchen bedankt, und das tat sicher gut.“ Allein die Debatte um die Finanzierung des Pflegebonus in Höhe von 1.500 Euro – zwei Drittel davon tragen Bund und Kassen, für den Rest sollen die Länder aufkommen – zeige aber, dass der Weg zu einer dauerhaften Anerkennung der Pflege noch weit sei. „Bei vielen Kollegen und Kolleginnen wächst der Frust darüber, dass zuerst vollmundig vom Wert der Pflege und von einer Anerkennungsleistung gesprochen wird, und die Umsetzung sich dann so lange hinzieht und von Diskussionen um Finanzierung und Zuständigkeiten geprägt ist.“
Für Diakoniepräsident Bammessel ist der Pflegebonus ebenfalls bestenfalls ein Zeichen; er forderte eine grundlegende Veränderung des Systems Pflege. „Ich kenne die Argumente, dass für eine Verbesserung der Finanzierung die Beiträge zur Pflegeversicherung erhöht werden müssten und dass dies wiederum die Lohnnebenkosten in Höhe treiben würde.“ Dass eine bessere Ausstattung der Pflege möglich sei, zeige ein Blick ins Ausland.
Bammessel zufolge gibt die Pflegversicherung in Deutschland jährlich zwar 42 Milliarden Euro aus – das sind nach Angaben der Bundesregierung 1,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Aber: „Die skandinavischen Länder nehmen teilweise fast doppelt so viel Geld in die Hand.“ Bammessel forderte, die durch Corona veränderte Wahrnehmung der Pflege als systemrelevant dazu zu nutzen, auch auf politischer Ebene eine Veränderung des „Systems Pflege“ anzugehen. „Wann, wenn nicht jetzt sollen den vielen Reden auch dauerhafte Taten folgen?“
12.05.2020
Diakonie Bayern