Sinn der Vesperkirche ist ein zeichenhaftes und zugleich ganz konkretes diakonisches Handeln unter dem Auftrag Jesu Christi, wobei – ähnlich wie beim Abendmahl – Christus der eigentliche Gastgeber ist.
Bild: Thomaskirche Würzburg
Vesperkirche Würzburg
„Kommt, denn es ist alles bereit!“
Die Thomasgemeinde im Würzburger Stadtteil Grombühl stellt sich der diakonischen Aufgabe und wird bis zum 22. März täglich in der Zeit von 11 bis 15 Uhr möglichst viele Menschen jeder Herkunft oder Religion, sowie aller Altersstufen aus allen Stadtteilen und aus dem Umland zum essen einladen. Während dieser Zeit kann man jeden Tag in dem Kirchenraum an schön gedeckten Tischen gemeinsam essen und dabei miteinander ins Gespräch kommen. Das tständig wechselnde Menü wird aus einer Suppe, einem Hauptgang (nach Wahl auch fleischlos) und einer Nachspeise bestehen. Anschließend werden noch Kaffee und Kuchen gereicht. Jeder bringt dafür einen Symbolbetrag von einem Euro mit.
Rund um das gemeinsame Essen kommen die Menschen in Kontakt, plaudern, fühlen sich einfach wohl, bleiben länger sitzen, lesen bei einem Kaffee die Zeitung oder holen sich persönlichen Rat. Daneben werden zahlreiche Beratungen zum täglichen Leben angeboten. Auch zum Blutdruckmessen oder einem Frisörbesuch wird es Gelegenheit geben.
Weshalb sich die Gemeinde ein zweites Mal für das kräftezehrende und finanziell gewagte Projekt entschieden hat, das erklärt Pfarrer Reinhard Fischer dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Wieso wollten Sie und Ihre Gemeinde in Würzburg unbedingt eine Vesperkirche auf die Beine stellen?
Die Thomasgemeinde galt schon immer als diakonisch ausgerichtete Gemeinde - wohl nicht zuletzt auch durch die Nähe zur Diakonie in Form der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Für uns als Gemeinde ist die Vesperkirche zeichenhaftes und zugleich konkretes diakonisches Handeln unter dem Auftrag Jesu Christi. Er selbst ist der eigentliche Gastgeber, braucht jedoch zupackende Menschen, die alles vorbereiten, damit es heißen kann: "Kommt, denn es ist alles bereit!" Unsere Vesperkirche ist wie eine Vorahnung auf das große Fest, zu dem Jesus mit diesem Satz einlädt.
Was wollen Sie mit der Vesperkirche erreichen und was unterscheidet ihr Angebot von einem vergünstigten Mittagessen?
Neben dem gemeinsamen Essen, das sicher für viele erst einmal im Mittelpunkt stehen wird - und das darf es ja auch -, wollen wir in diesem Rahmen Kirche als Mahl- und Tischgemeinschaft und somit auch als diakonische Gemeinschaft sichtbar machen, in der jede und jeder willkommen ist. Wir wollen möglichst viele Menschen jeder Herkunft oder Religion sowie aller Altersstufen aus allen Stadtteilen Würzburgs und aus dem Umland ansprechen und einladen. Schön gedeckte Tische und das gemeinsame Essen sollen dazu beitragen, dass verschiedene Menschen miteinander ins Gespräch kommen.
Wie finanzieren Sie Ihre Vesperkirche und wie kriegen Sie die benötigten ehrenamtlichen Helfer zusammen?
Wir rechnen mit Kosten von etwa 15.000 Euro, die auf unsere kleine Kirchengemeinde zukommen. Neben einem Zuschuss, den die Landeskirche für die zweite Auflage gewährt, sind wir sehr auf Spenden angewiesen. Wirklich jede Spende ist willkommen und hilft, das Projekt Vesperkirche zu verwirklichen. Zudem haben wir ein Crowdfunding-Projekt gestartet und bei verschiedenen Stiftungen um Unterstützung nachgefragt. Wir dürfen uns kein oder nur ein kleines Defizit erlauben, die Kirchengemeinde hat nicht viele Reserven. Da wir die Vesperkirche zum zweiten Mal machen, konnten wir viele ehrenamtliche Helfer der ersten Auflage wieder gewinnen - und neue helfende Hände nach zwei Info-Abenden im Januar und Februar.
10.03.2020
Vesperkirche Würzburg/epd