Oberkirchenrat Detlev Bierbaum wurde mit einem Festgottesdienst in den Ruhestand verabschiedet.
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Verabschiedung
"Sich trauen und vertrauen"
Mit einem Festgottesdienst ist der langjährige Leiter der Abteilung Gesellschaftsbezogene Dienste der bayerischen evangelischen Landeskirche, Oberkirchenrat Detlev Bierbaum, am Mittwoch offiziell verabschiedet worden. In der Münchner St. Matthäuskirche würdigten Vertreter beider christlichen Kirchen, von Staat und Gesellschaft seine Verdienste in den Zuständigkeitsbereichen Schule, Bildung, Erziehung, Diakonie, Seelsorge und Medien. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, Bierbaum habe die Zusammenarbeit von Kirche und Freistaat vorangebracht und dabei "den Kern des Ganzen, die Seelsorge, nie aus dem Blick verloren".
Bayern habe als erstes Bundesland eine Polizeiseelsorge eingeführt, die dank Bierbaum einen hohen Stellenwert habe, sagte Herrmann. Die seelischen Belastungen für Polizeibeamte seien oft enorm. Christlicher Zuspruch sei sehr wichtig, um Situationen aufzuarbeiten, in denen "auch Polizisten Angst haben und Zweifel". Eine Bläsercombo des bayerischen Polizeiorchesters begleitete den Gottesdienst mit christlichen und jazzigen Stücken.
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm verwies auf den Timotheus-Vers: "Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit." Diesen Satz habe Bierbaum immer im Herzen getragen, er sei eine "Überschrift" für sein ganzes Arbeitsleben. Bierbaum habe immer viel Energie versprüht, "nicht nur bei den PS auf dem Motorrad", und seine Besonnenheit sei immer mit viel Leidenschaft verbunden gewesen. Bedford-Strohm erwähnte als Beispiele Bierbaums Einsatz für den Religionsunterricht im Konzept "RU 2026" und für das integrierte Klimaschutzkonzept der Landeskirche.
Der Präsident der Diakonie Bayern, Michael Bammessel, würdigte Bierbaum als "Streiter für die Sache der Diakonie". In der Zusammenarbeit mit ihm sei immer spürbar gewesen: "Kirche und Diakonie gehören untrennbar zusammen". Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel dankte Bierbaum für sein befreiendes Lachen und seine heitere Gelassenheit. Die Regionalbischöfin für München und Oberbayern, Susanne Breit-Keßler, erfreute sich an seinem Freiheitsdrang und seiner humorvollen Lebenslust. Der katholische Prälat Lorenz Wolf dankte Bierbaum für die intensive ökumenische Verbundenheit: "Vergelt's Gott".
Bierbaum, der die Abteilung 13 Jahre lang geleitet hat, betonte in seiner Predigt, wie wichtig es im Leben sei, sich zu trauen. Es gelte, darauf zu vertrauen, getragen zu sein, und anderen Mut zuzusprechen. So wie im Matthäusevangelium Petrus während des Sturms auf dem See Angst verspüre und Jesus ihm die Furcht nehme, so seien auch viele Menschen im Leben hin- und hergerissen zwischen Sorge und Vertrauen. "Gottes Liebe ist stärker als jeder Sturm", sagte der scheidende Oberkirchenrat. Um dies zu vermitteln, dafür sei Seelsorge wichtig, weil sie aus dem Glauben geschöpfte Kraft weitergebe. Das gelte auch für den Religionsunterricht und die Diakonie "mit ihrer professionell gelebten Nächstenliebe". Die evangelischen Medien haben laut Bierbaum eine wichtige Doppelaufgabe: "vom Glauben zu erzählen und die Kirche kritisch zu begleiten".
Bierbaum, der 2006 als Oberkirchenrat berufen worden war, geht zum 30. November in den Ruhestand. Sein Nachfolger Stefan Blumtritt wird das Amt am 1. Dezember antreten. Prägende Erfahrungen hat der 1954 in Nürnberg geborene Bierbaum unter anderem während seiner Zeit als Vikar in Donauwörth in den Justizvollzugsanstalten Kaisheim und Niederschönenfeld gemacht. 1984 wurde ihm die Pfarrstelle Lauingen (Kreis Dillingen) verliehen, ehe er im Jahr 2000 Dekan im Prodekanatsbezirk Nürnberg-Nord wurde. Bierbaum ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter. Neben Beruf und Familie pflegt er seine Leidenschaft zum Motorsport - vor dem Fernseher und als aktiver Motorradfahrer.
24.10.2019
epd / Bilder ELKB