Begleiten in Krisen und bieten Raum für Besinnung und gemeinsame Unternehmungen: die Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer in Deutschland.
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Konferenz der Polizeipfarrer*innen
"Grenz-wertig"
Einer der Pfarrer im Gastland ist der Nürnberger Polizeiseelsorger Matthias Herling. Der Landeskirchliche Beauftragter für Polizeiseelsorge kann erklären, was hinter diesem Motto steckt.
Grenz-wertig, das hört sich ja zunächst mal nicht gerade positiv an?
Matthias Herling: Ja, da denkt man zunächst, das tendiert ins Negative. Aber es geht darum, welchen Wert es hat, Grenzen zu setzen. Die Polizei ist diejenige, die überwacht, dass Grenzen nicht überschritten werden, die eine Schiedsrichterfunktion hat, im Extremfall freiheitseinschränkende Maßnahmen ergreift, die Handschellen anlegt und Bürger notfalls in Gewahrsam nimmt, sprich in eine Zelle einschließt.
Auch die Flüchtlingsfrage spielt bei unserer Tagung eine große Rolle: Gehen wir mit diesen Menschen gut um? Überschreiten wir bei ihnen Grenzen? Ist die Menschenwürde noch das Maß aller Dinge? Setzen wir Flüchtlingen engere Grenzen? Wir werden aus verschiedenen Blickwinkeln auf diese Grenz- und Flüchtlingsproblematik schauen.
Außerdem wird ein Mentaltrainer über lebensbedrohliche Einsätze und damit über die Grenzen der Belastbarkeit sprechen. Ein weiteres Thema sind die Grenzen der Rechtsstaatlichkeit: der Umgang mit Populismus, mit Stammtischparolen oder Reichsbürgern.
Zudem wollen wir uns neu bewusstmachen, welche Werte wir als Polizeiseelsorge einbringen können und an welche Werte wir erinnern wollen. Wir halten uns zugute, dass wir ein Wächteramt innerhalb der Organisation Polizei innehaben. Wir legen den Finger in die Wunde, wenn Entscheidungen, Handlungen oder Strukturen schlecht sind in dieser Hierarchie, die an sich sicher nötig ist.
Was macht Polizeiseelsorge außerdem?
Matthias Herling: Die Frage nach dem Sinn des Lebens drängt sich im Polizeiberuf auf. Polizisten schauen permanent auf die Schattenseite des Lebens. Sie nehmen selektiv wahr, was nichts taugt. Zu sehen, mit welcher Energie manche Menschen anderen ganz bewusst Schaden zufügen, lässt die Leute nicht unberührt. Hinzu kommen neue Phänomene: die Flut an Pornobildern, vor allem Kinderpornografie. Die Ermittlungen brauchen viel mehr Zeit und sind rechtlich erheblich komplizierter. Beamte lesen Chatverläufe mit 5.000 bis 10.000 einzelnen Nachrichten. Das lässt die Leute erschöpfen. Die Gesellschaft ist gewaltbereiter geworden. Das gilt für Demonstrationen oder Sportereignisse. Manchmal fliegen die Steine gegen die Polizei.
Was können Sie den Polizistinnen und Polizisten anbieten?
Matthias Herling: Alle Angebote, in denen ein gemeinsames Handeln im Mittelpunkt steht, werden sehr gut angenommen: Gemeinsam pilgern, über die Alpen radeln, Schneeschuhwandern, Trauerpilgern, Paddeln, Männer-Segeltörns, im Kloster schweigen. Solche Seminare sind recht schnell ausgebucht. Die Teilnehmenden merken, sie sind nicht allein mit ihrer Problematik. Sie können sich gegenseitig kollegial unterstützen und Angebote der Seelsorge wahrnehmen.
Und Bayern ist fromm. Vieles wird bei der Polizei mit einem Gottesdienst, einer Andacht oder Segnung verknüpft. Wir halten auch Weihnachtsgottesdienste, haben sehr viel Anfragen vor Ostern. Ein weiterer Bereich sind Trauerfeiern und Totengedenken.
Im normalen Dienstalltag agieren wir nicht im Einsatzgeschehen, wir sind keine Notfallseelsorger. Ich würde da im Weg stehen. Psycho-soziale Nachbesprechungen sind dann wieder unsere Aufgabe. Eine solche haben wir zum Beispiel nach dem Vierfach-Mord in Gunzenhausen durchgeführt.
Die Anzahl der Auszubildenden bei der Polizei hat sich verdreifacht. Das heißt, dass wir auch dreimal so viel berufsethischen Unterricht halten. Hier haben wir freundlicherweise Gehör gefunden bei der Landeskirche, die mehr Stellen genehmigte.
Konferenz Evangelischer Polizeipfarrer*innen
Die KEPP ist der Zusammenschluss der evangelischen Polizeiseelsorger*innen in Deutschland. Auf dem Programm der Konferenz in Ainring stehen ein Gottesdienst mit Oberkirchenrat Detlev Bierbaum, Vortrag und Gespräch mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sowie diverse Expertengespräche und Impulsreferate zum Thema.
12.03.2019
epd