Das Logo des diesjährigen Tags der Deutschen Einheit, die 22, vor der Wartburg.

Ein Jahr lang reiste das Symbol des Tags der Deutschen Einheit, ein Herz, das aus der Zahl 22 gebildet wird, durch das Gastgeberland Thüringen. Wie weit ist es mt der Einheit bestellt und wie kann der Einzelne sie wahren? Matthias Pöhlmann gibt Auskunft.

Bild: TSK/ Michael Reichel

Tag der Deutschen Einheit

Zur Einheit beitragen

32 Jahre nach der Wiedervereingung ist die Einheit in Deutschland verletzlich. Wie Einzelne und Kirchen helfen können, die Einheit zu wahren, zeigt Matthias Pöhlmann, Beauftragter für Sekten und Weltanschauungsfragen.

„Zusammenwachsen“ lautet das Motto der diesjährigen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Erfurt. Vom 1. - 3. Oktober sind Bürgerinnen und Bürger eingeladen in der Landeshauptstadt Thüringens 32 Jahre Deutsche Einheit zu feiern.

Eine Einheit die auf wackeligen Füßen zu stehen scheint. Ein Blick in die Zeitungen oder in die Kommentarspalte von Nachrichten in den sozialen Medien erwecken den Eindruck, dass die Deutsche Gesellschaft alles andere als eine Einheit ist.

Eine überforderte Gesellschaft

Das nimmt auch Matthias Pöhlmann, der Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Landeskirche wahr. Kriege, die Pandemie und Naturkatastrophen überfordern laut Pöhlmann vor allem die bürgerliche Mitte und macht sie anfällig für Verschwörungstheorien und alternative Weltanschauungen. Die Gesellschaft sei verletzlich, durch die größerer mediale Präsenz von Katastrophen und Ereignissen entwickeln viele Themen inzwischen eine existenzielle Wucht.

Menschen haben Pöhlmann zufolge ein Bedürfnis, den Kontrollverlust und das Gefühl der Ohnmacht mit leichten Antworten auf komplexe Fragestellung zu umgehen. Die Antworten fänden sie in Telegram Gruppen oder in soziale Medien. Pöhlmann empfiehlt allen, die im Freundeskreis oder der Familie beobachten, dass sich nahestehende Personen immer mehr in ihre eigene Weltanschauung zurückziehen, das Gespräch zu suchen und den Kontakt nicht abbrechen zu lassen.

Motiv: Sehnsucht nach Anerkennung

Wenig sinnvoll sei außerdem der Versuch, Verschwörungstheorien zu widerlegen. Sinnvoller sei es nach dem Motiv und dem Grund zu suchen, wieso sich die Person in die alternative Ideenwelt flüchtet. Pöhlmann hat die Erfahrung gemacht, dass oftmals beispielweise eine große Sehnsucht nach Anerkennung der Grund dafür sei. Gleichzeitig empfiehlt er aber auch rote Linien zu markieren, antisemitisches oder rassistisches Gedankengut verbreitet wird.

Kirchen: Orte der Solidarität und des MItgefühls

Den Kirchen traue er eine ähnlich wichtige Rolle wie bei der Bildung der Einheit zu. Denn in Pöhlmanns Augen ist es Aufgabe der Kirchen, sich aktiv und sichtbar gegen Trennungen und Spaltungen, für Versöhnung und auch für die Demokratie zu engagieren. Dafür sei es notwendig aus den Kirchen hinauszugehen und an Orten sichtbar zu sein, die für die Gesellschaft der Gemeinden vor Ort wichtig sind. Mit Christus und den im Fokus könnten die Kirchen ihr diakonisches Profil stärken und zeigen, dass Solidarität und Mitgefühl gegenüber anderen Menschen für ein gutes Miteinander entscheidend sind. Pöhlmann ist zuversichtlich und sieht so große Chancen, dass die Einheit Deutschlands gefestigt wird.

Das Motto der Feierlichkeiten „Zusammenwachsen“ verbreitet ähnlich optimistische Stimmung und lässt hoffen, dass die Einheit Deutschlands doch nicht wackelt, sondern auf festen Füßen steht.

27.09.2022
Barbara Krauße