Pressemitteilung vom 10.02.2023

Landeskirche gedenkt Nazi-Kritiker Wilhelm Freiherr von Pechmann zu dessen 75. Todestag

Erinnerung in Grußworten an den ersten gewählten Synodenpräsidenten der bayerischen Landeskirche

In einem Gedenkakt anlässlich seines 75. Todestages haben heute auf dem Münchner Nordfriedhof Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm an Wilhelm Freiherr von Pechmann (1859 -1948) erinnert, den ersten gewählten Präsidenten der bayerischen Landessynode.

Von Pechmann war entschiedener Nazi-Gegner und Mahner gegen Rassismus und Antisemitismus. Er bekleidete - neben seinem Hauptberuf als leitender Banker – zahlreiche nationale und internationale kirchliche Ehrenämter. 1946 trat von Pechmann zum Katholizismus über und wurde von Kardinal Faulhaber gefirmt. Spitzenvertreter aus Kirchen und Gesellschaft haben ihn heute gewürdigt.

Die Präsidentin der bayerischen Landessynode, Annekathrin Preidel, betonte, von Pechmann sei „Vorbild und Mahner zugleich. Er ist uns Vorbild in der christlichen Freiheit, die auch eine Freiheit des Bekennens ist. Diese Freiheit bedeutet Verantwortung, mutige Verantwortung, um dort Stellung zu beziehen, wo Intoleranz, Respektlosigkeit und Hass aufkeimen und sich Raum verschaffen.“

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm erinnerte daran, dass die evangelisch-lutherische Kirche damals versäumt habe, von Pechmanns Größe zu erkennen und zu würdigen. Der Gedenkakt – ebenso wie der landeskirchliche Pechmann-Preis – solle zum Ausdruck bringen, „dass wir wenigstens heute verstanden haben“.
Er bringe, so der Landesbischof, am 75. Todestag seine „Hochachtung für Wilhelm Freiherr von Pechmann zum Ausdruck. Er ist uns ein inspirierender Glaubenszeuge. Und er ist uns ein Vorbild, an dessen Mut und moralischer Klarheit wir uns heute ein Beispiel nehmen wollen.“

Der Münchner Regionalbischof Christian Kopp bezeichnete von Pechmann als „starke Stimme gegen das Unrecht“, der in seiner Zeit nicht gehört wurde. „Darum ist es mir so wichtig, dass wir an ihn erinnern: Hört genau hin. Und erhebt eure Stimme für die Menschlichkeit.“

Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, betonte, dass Freiherr von Pechmann sich von der „Woge der Barbarei“ nicht habe hinwegfegen lassen und mit seinen Worten und Taten gezeigt habe, „dass jeder eine Wahl hatte. Niemand war gezwungen, sich am Marsch in den moralischen Abgrund zu beteiligen, den dieses Land und seine Menschen nach 1933 antraten. Nichts war vorgezeichnet. Alles hätte verhindert werden können.“ Von Pechmann habe deutlich gemacht, „dass Moral und Anstand nicht über Nacht verschwunden waren. Dass die Maßstäbe der Menschlichkeit weiter gelten konnten – wenn es noch Menschen gab, die sie anzulegen bereit waren.“

Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx sagte: Wenn man 90 Jahre nach Machtergreifung der Nazis auf diese Ereignisse zurückblickt, dann „merkt man: Notwendig war es nicht. Es gab eine Wahl. Es gab andere Möglichkeiten.“ Und, so Marx weiter: „Wenn man auf die einzelnen Handelnden schaut, weiß man: Es geht anders.“

Die Münchner Stadträtin Gudrun Lux sagte, die Stadt ehre „diesen mutigen, christlich motivierten Mann des Widerstands“ für sein Leben und seinen Mut, „aber auch als Vorbild und Ermutigung für uns Heutige“. Denn „klare Kante“ müsse man auch heute zeigen. „Antisemitismus, Rassismus, Diktatur – das sind nicht einfach Probleme der Vergangenheit. Jeden Tag, jede Stunde müssen wir wachsam sein und jeder Menschenfeindlichkeit und Menschenverachtung entgegentreten.“

 

10.02.2023
München, Johannes Minkus, Pressesprecher

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