Pressemitteilung vom 14.07.2021
Kirchliche Statistik 2020: Corona hat deutliche Spuren im kirchlichen Leben hinterlassen
Taufboom in den Kirchengemeinden - Weniger Kirchenaustritte als im vergangenen Jahr
Die Corona-Schutzmaßnahmen haben im vergangenen Jahr nicht nur das öffentliche Leben, den Schulalltag, die Wirtschaft und den Tourismus erheblich beeinträchtigt, sondern auch Spuren im kirchlichen Leben der 1536 evangelischen Kirchengemeinden in Bayern hinterlassen.
Landesbischof Bedford-Strohm: „Es war sehr schmerzlich, dass wir so große Einschränkungen für unser gemeindliches Leben zu verkraften hatten. Gerade für das kirchliche Leben ist Gemeinschaft zentral. Umso dankbarer bin ich für all die kreativen Wege, mit denen die Gemeinden auf diese Situation reagiert haben. Ich hoffe, dass daraus auch Impulse der Erneuerung für die Zukunft erwachsen.“
In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wurden im vergangenen Jahr 11.780 (2019: 20.399) Personen getauft, davon 11.305 Kinder. 13.586 junge Menschen ließen sich im vergangenen Jahr konfirmieren (2019: 18.272). Kirchlich getraut wurden 1.577 (2019: 4.776) Paare. Leicht angestiegen ist die Zahl der kirchlichen Bestattungen auf 26.397 (2019: 25.827). Ehrenamtlich tätig waren im vergangenen Jahr 146.600 (2019: 152.656) Personen.
In die Kirche eingetreten sind 2.154 (2019: 2.827) Personen, aus der Kirche ausgetreten sind 26.590 (2019: 32.387) Personen. Am 31. Dezember 2020 hatte die bayerische Landeskirche 2.252.534 (2019: 2.297.509) Kirchenmitglieder.
Trauungen werden auf 2022 verschoben - Taufen boomen derzeit
Die Erfahrungen von Pfarrer Karsten Schaller von der kirchlichen Servicestelle für Taufe, Trauung, Bestattung in München bestätigen die statistischen Zahlen. „Viele Brautpaare haben ihre Trauung schon mehrmals verschoben und planen jetzt für einen Termin in 2022, weil sie auf der sicheren Seite sein wollen“, sagt Schaller. Einige Paare hätten ihm gesagt, sie wollten nach mehrerem Verschieben auf die Trauung verzichten und stattdessen die bevorstehende Taufe als großes Familienfest feiern. Auf die Taufe ihres Kindes wollten viele nicht verzichten. Derzeit beobachte er eine richtige Tauf-Welle in den Kirchengemeinden. „Viele Taufen, die im vergangenen Jahr nicht stattfinden konnten, werden jetzt nachgeholt.“ Eine Münchner Pfarrerin habe von Juni bis September 22 Taufgottesdienste zu halten. Bei den Familien beliebt und ohne Ansteckungsgefahr seien Taufen im Kirchengarten oder im eigenen Garten. „Die Kinder sind in ihrer eigenen Umgebung wesentlich entspannter“, so Schaller. Häufig werde die Tauffeier im eigenen Garten gemeinsam von Familie, Paten und Nachbarn vorbereitet. „So entstehen neue Verbindungen zwischen dem Taufsakrament und dem Alltag der Familie“ – für Schaller ein erwünschter Nebeneffekt. Eine weitere Corona-Einschränkung erwies sich als unerwartet segensreich: Während des Lockdowns sollte aus Hygienegründen nicht der Pfarrer, die Pfarrerin, sondern die Eltern oder Paten das Taufwasser auf den Kopf des Kindes gießen, während die Taufformel gesprochen wurde: „Ich taufe dich im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Für viele Eltern war das dreimalige Wassergießen eine starke und intensive Erfahrung, sodass in einigen Kirchengemeinden diese Praxis jetzt beibehalten wurde.
Dazu der Landesbischof: „Gerade neue Formen der Einbeziehung der Eltern und Paten bei der Taufe, die aus der Not der Corona-Einschränkungen entstanden sind, erweisen sich jetzt als Bereicherung der Taufliturgie auch für die Zukunft.“
14.07.2021
München, Johannes Minkus, Pressesprecher