Pressemitteilung vom 09.03.2022

Statistik 2021: Kircheneintrittszahlen konstant, Kirchenaustrittszahlen angestiegen

Landesbischof Bedford-Strohm: Kein Patentrezept – Mut zum Experimentieren!

Im Jahr 2021 sind aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 36.580 (2020: 26.590, 2019: 32.387) Personen ausgetreten. In die Kirche eingetreten sind 2.330 (2020: 2.154, 2019: 2.827) Personen. Am Stichtag 31.12.2021 hatte die bayerische Landeskirche 2.201.469 Kirchenmitglieder.

 

Für den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sind die Kirchenaustritte schmerzlich, aber gleichzeitig eine Herausforderung. „Die höhere Zahl der Kirchenaustritte ist zwar vermutlich im Wesentlichen mit einem Nachholeffekt des Corona-Lockdowns im Vorjahr zu erklären. Trotzdem schauen wir uns die Gründe sehr genau an, warum Menschen unsere Kirche verlassen“.

Dazu hilft die heute vorgestellte repräsentative Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD. In der Studie werden Gründe und Anlässe für Kirchenaustritte seit 2018 unter ehemals evangelischen und katholischen Kirchenmitgliedern erhoben. Es zeigt sich, dass nur eine Minderheit einen konkreten Anlass zum Kirchenaustritt hatte. In erster Linie vollzieht sich der Austritt als längerer Prozess der Entfremdung, der häufig schon mit einer fehlenden religiösen Sozialisation beginnt.

 

Bedford-Strohm: „Wir wollen, dass die Menschen den christlichen Glauben als eine persönliche Bereicherung erleben. Die Menschen sollen spüren, dass der christliche Glaube und die Mitgliedschaft ihnen etwas bringt, dass sie relevant sind für ihr Leben“. Doch die Erwartungen seien von Person zu Person sehr verschieden. „Darum gibt es kein Patenrezept, was die Kirche tun müsste“, betont der Landesbischof. „Aber wir sind mitten in einem großen Umbau und Neubau der Kirche und probieren vieles aus.“ Aus diesem Grund habe die Kirchenleitung im Rahmen des Reformprogramms Profil und Konzentration die Dekanate und Kirchengemeinden ermutigt, vor Ort in Projekten neue Formen kirchlichen Lebens auszuprobieren und zu experimentieren.

 

 

Die „Kirche Kunterbunt Coburg“ ist eine Initiative von Familien in Coburg. In diesem Projekt arbeiten mehrere Kirchengemeinden und der CVJM Coburg zusammen.

30 Ehrenamtliche gestalten monatliche Veranstaltungen mit über 200 Teilnehmern. Dabei entsteht eine „Kirche, in die auch Pippi Langstrumpf aus der Villa Kunterbunt gerne gehen würde“, so die Veranstalter (www.kikuco.de). Mit dem neuen Format, das digital und analog stattfindet, wird dem Bedürfnis von Familien entsprochen bei „doing family“ und „doing religion“ – also gemeinsame quality time von Eltern und Kindern mit viel Gemeinschaft, Essen und geistlichem Input. 

 

Mobiles Fahrrad-Café für den Friedhof. Die Kirchengemeinde Herzogenaurach hat mit ehrenamtlichen Mitarbeitenden ein Lastenfahrrad mit Anhänger gebaut, mit dem sie nun regelmäßig auf dem Friedhof präsent sind, um bei einem Kaffee mit Menschen über Gott und die Welt ins Gespräch zu kommen. Kirche geht hier an öffentliche Orte und ist mit Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen da für die Menschen – egal ob für lockere Gespräche bei Kaffee, für seelsorgliche Gespräche oder für Gespräche über den christlichen Glauben – die Kirchengemeinde ist mit Haupt- und Ehrenamtlichen in der Öffentlichkeit ansprechbar.

 

Für den Sommer werden wieder größere Musikfestivals geplant, bei denen auch die Kirche aktiv ist. Auf dem Elektro-Musik-Fesival  open beatz vom 28.-31.7.2022 auf dem Gebiet der Kirchengemeinde Puschendorf (bei Fürth) wird ein Team von ehrenamtlichen Mitarbeitenden in einer „open church“ Glaubenserfahrungen ermöglichen durch Gespräche, persönliche Segnungen, Gebete und Fußwaschungen für die Festivalbesucher.

 

Projekte wie diese werden von der Landeskirche finanziell gefördert. Innovative Ausdruckformen von Kirche werden im Rahmen der „Mut-Initiativen“ (https://mut-elkb.de/startup-uebersicht/) gefördert - aktuell werden 15 Projekte gefördert, 80 weitere Interessbekundungen liegen bereits vor.

„Die Teilnehmer und Besucher der genannten kirchlichen Projekte erleben dort die Kirche als für sie wichtig und relevant, weil sie vor Ort mit und für sie entwickelt wurden,“ so Kirchenrat Michael Wolf, Referent für Kirchen- und Gemeindeentwicklung im Landeskirchenamt und zuständig für die Entwicklung neuer Formen von Kirche in der bayerischen Landeskirche. „Wo ehrenamtliche Mitarbeitende ernst genommen werden und Freiraum für Neues ermöglicht wird, dort fliegt der Fisch“, so bringt es Wolf auf den Punkt.

 

Hinweis:

Die Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD steht zum Download zur Verfügung unter www.nomos.de/studie, weitere Informationen: https://www.siekd.de/portfolio/kirchenaustritte/

09.03.2022
München, Johannes Minkus, Pressesprecher

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