Die Zusammensetzung der ELKB ist viel bunter als ihr derzeitiges Bild nach außen, zeigen die Verfasser:innen der Konzeption zu Migration und Flucht.
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Neue Migrationskonzeption
Vielfalt als Geschenk
Die ELKB verstehe sich als eine von Einwanderung geprägte Kirche, begründete Oberkirchenrat Michael Martin . bei der Vorstellung der Konzeption vor der Synode im Frühjahr. Sie werfe einen Blick auf die Realität in Gesellschaft und Kirche, und wolle, so Martin, "dazu ermutigen, sich mit den Herausforderungen aus der Perspektive des biblischen Zeugnisses und christlichen Glaubens auseinanderzusetzen".
„Die Realität in der Weite der Evangelisch-Lutherischen Kirche lässt erkennen, dass die Zahlen aus der MItgliederstatistik dem Alltag des Gemeindelebens kaum entsprechen. “Wäre es anders, wären in den Kirchenvorständen rund 20 % Menschen mit Migrationserfahrung vertreten."
Aus der Konzeption
Die Konzeption nimmt den weiten Horizont von Migration in den Blick. Das Thema Flucht – so sehr es im Herbst 2015 und auch aktuell durch die vom Krieg in der Ukraine verursachte Zuwanderung im Vordergrund steht – ist ein wesentlicher, aber doch nur ein Teilaspekt von Migration. Die Konzeption konzentriert sich auf drei Schwerpunkte: Was finden wir in unserer Kirche vor? Welche theologischen Grundlagen leiten uns? Welche Konsequenzen für kirchliches Handeln ziehen wir daraus? Damit folgt die Konzeption dem erprobten ökumenischen Modell „sehen – urteilen - handeln“.
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Migration und Flucht
Die Kirche von heute und von morgen ist eine Kirche, die sich ihrer Vielfalt bewusst ist. Die Konzeption "Migration und Flucht" skizziert den Rahmen, innerhalb dessen im Raum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zu einem begründeten Urteil gefunden werden kann, wenn Migrationsfragen diskutiert werden und Entscheidungen getroffen werden müssen.
Der theologische Ansatz geht bewusst nicht von der Bibel als Zeugnis von Migration und Wanderschaft aus. Vielmehr wird versucht, alle Menschen in den Blick zu nehmen in ihrer Würde als Ebenbilder Gottes, in ihrer Verletzlichkeit, Geschöpflichkeit, mit ihren Ängsten und Befürchtungen. Zugleich wird durch diesen Ansatz deutlich, dass die Gemeinschaft, die Gott stiftet, nicht über die Zugehörigkeit zu Nationen und geografischen Räumen definiert ist, sondern vielmehr über die Zugehörigkeit zur von Gott geschaffenen Menschheit.
Konsequenzen
Aus den Theologischen Betrachtungen zieht die Konzeption konkrete Konsequentzen für die Kirche von morgen: Die gemeinsame Suche nach einer inkliusiven, geschwisterlichen Sprache des Glaubens und mehrsprachige Gottesdienste, Chancengerechtigkeit und Partizipation in Kirchenvorstand, Jugendverbänden und Synode, individuelle Ausbildungsgänge für das Hauptamt, die Anwaltschaft für MInderheiten sowie interkulturelle Kompetenz für Haupt- und Ehrenamtliche sind nur einige Beispiele.
Die Kirche von heute und von morgen ist eine Kirche, die sich ihrer Vielfalt bewusst ist. Sie sieht in dieser Vielfalt – bei allen erforderlichen Aushandlungsprozessen – ein Geschenk. Die Konzeption erinnert an Gottes Gnade und daran, dass Gott die gesamte Kirche zur Hoffnung und zum Miteinander berufen hat. Aus eben dieser Erinnerung erwächst die kraftvolle Vision, kirchliches Leben in der Einwanderungsgesellschaft als inklusive communio zu gestalten“.
19.07.2022
ELKB