Einmalig im ganzen Hersbrucker Land ist die Benennung der Kirche der Kirchengemeinde Hohenstadt nach dem bekannten böhmischen Heiligen.
Bild: Wolfgang Hahn
Hersbruck
"Meine Oma war begeistert"
Julian Appl beweist gleich, dass er ein ganz normaler Jugendlicher ist: Ob er denn jeden Sonntagmorgen in die Kirche gehen würde? "Nein, ich muss auch mal ausschlafen", kommt es wie aus der Pistole geschossen vom wohl jüngsten Vertrauensmann eines evangelischen Kirchenvorstands in Bayern. Das Gremium in Hohenstadt im Dekanat Hersbruck hat den 18-Jährigen in das neue Amt gewählt. Nun hat er neben dem Pfarrer den Vorsitz im neu gewählten Kirchenvorstand.
Pfarrer Martin Simon, im Amt für Gemeindedienst in Nürnberg für das Thema Kirchenvorstand in der Landeskirche zuständig, kann sich nicht erinnern, dass es schon einmal einen so jungen Vertrauensmann gab: "Das ist ein großer Vertrauensbeweis und Vertrauensvorschuss." Bei den Wahlen im Oktober hatten alle Wahlberechtigten Briefwahlunterlagen zugesandt bekommen. Dadurch habe der Anteil der Jugendlichen, die abgestimmt haben, zugelegt, erklärt Simon. Und die Chancen der jüngeren Kandidaten stiegen ebenfalls.
In Hohenstadt wurde Julian gleich zum Sprecher gemacht. "Ich habe die Wichtigkeit erst mal gar nicht so erfasst", sagt der junge Mann. "Aber meine Oma und meine Mutter waren sofort begeistert und stolz", als er von der konstituierenden Sitzung nach Hause kam. Das Ehrenamt des Kirchenvorstand hat in der Familie Appl übrigens überhaupt keine Tradition. Julian ist der erste, der sich aufstellen ließ. Prompt erhielt er die meisten Stimmen aller sechs Kandidaten einer verkürzten Wahlliste.
Sollte der Pfarrer als Vorsitzender nicht dabei sein können, würde Julian die Kirchenvorstandssitzung leiten. Auch seine Aufsichtsfunktion für die Gemeindefinanzen ist ihm bewusst. "Ich sehe mich auch als Ansprechpartner für die Leute in der Gemeinde", fügt Julian an: "Wenn denen was nicht passt, und wenn sie sich nicht trauen, das dem Pfarrer zu sagen, sagen sie es mir." In der neuen Rolle kann sich der Jugendliche für sein Ziel einsetzten, jugendgerechte Gottesdienst, vielleicht einmal am Abend einzuführen. Er will, Jugendliche ermutigen, "mehr mit unserer Gemeinde zu tun zu haben".
Seinen Pfarrer Georg Pilhofer kennt Julian bereits aus der Grundschule im Nachbarort Pommelsbrunn. Damals war er sein Religionslehrer. Julian wuchs in die Jugendarbeit in der Gemeinde und im Dekanat hinein, berichtet Pilhofer. Inzwischen macht er begeistert im Kindergottesdienst-Team mit. Die Arbeit mit den Kindern liege ihm sehr. Deshalb sei Grundschullehrer sein Traumberuf, erzählt Julian. Er wartet derzeit auf eine Zusage von der Universität Erlangen-Nürnberg. Dort will er Lehramt studieren. Weiter weg will er nicht gehen - schließlich ist er jetzt Vertrauensmann seiner Kirchengemeinde.
27.02.2019
epd