Jahresempfang der Landeskirche - ein Film von Axel Mölkner-Kappl
Jahresempfang der Landeskirche
Europa stärken
Im Zentrum der Veranstaltung stand ein Podiumsgespräch zwischen dem Landesbischof, dem Londoner Sicherheitsexperten Prof. Peter Neumann und der Schriftstellerin Nora Bossong über die Bedeutung von Europa. Gerade mit Blick auf die Europawahl sei es wichtig, Europa von allen Seiten zu stärken, sagte Kopp. Die jüngsten Angriffe auf Politiker zeigten, dass das gesellschaftliche Klima rauer geworden sei. Diese Übergriffe dürften nicht dazu führen, dass sich weniger Menschen für die Wahl aufstellen, so Kopp. Es sei Aufgabe aller, dass Europa stabil bleibe und gestärkt werde.
Vor einer Verhärtung der Gesellschaft warnte die Schriftstellerin Nora Bossong. „Unsere Gesellschaft leidet unter einer Begegnungskrise“, sagte sie. Es bildeten sich immer kleinere Gruppen, die immer weniger zusammen fänden. Solidarität, Gemeinschaft und Verständigung gingen zusehends verloren. Bossong wurde als Autorin mit ihren Romanen „36,9 °“ und „Schutzzone“ bekannt. Sie erhielt unter anderem den Thomas-Mann-Preis, ist Mitinitiatorin des Vereins Arbeit an Europa und engagiert sich im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.
Die Logik der Angst durchbrechen
Der Sicherheitsexperte Peter R. Neumann erklärte, dass die Gesellschaft akzeptieren müsse, dass es immer Konflikte gebe und diese gemanagt werden müssten. Rechtsextremistische Parteien hätten in der Geschichte immer dann Erfolg gehabt, wenn die Verunsicherung unter den Menschen groß sei, so der Politikwissenschaftler, der am Kings College in London zu internationalem Terrorismus, Islamismus und Rechtsextremismus forscht. Doch diese „Logik der Angst“ sei eine alte Erzählung, die es zu durchbrechen gelte.
Die Demokratie habe im Vergleich zu anderen Herrschaftssystemen eine besondere Stellung. „Demokratien sind kritikfähig und haben dies auch in ihr System eingebaut. Sie sind offen für Fehler und können diese korrigieren. Das macht Demokratie so stark“, sagte Neumann. Demokratie könne sich wandeln - und sich trotzdem treu bleiben.
"Wir müssen ins Reden kommen"
Landesbischof Kopp plädierte dafür, mehr über Verunsicherung und Ängste zu sprechen. „Wir müssen wieder ins Reden kommen“, forderte Kopp. Die Kirchen hätten die große Stärke, einen Ort bieten zu können, der Sinn, Ruhe, Demut und Richtung gebe im Leben. Die Vernetzung der Kirchen in Europa betrachte er als Chance, das „Projekt Europa“ zu stärken.
17.05.2024
epd