Gerade in diesen unruhigen Zeiten ist es wichtig, das kirchliche Leben, Gottesdienste und Seelsorge, in den Gemeinden aufrechtzuerhalten. Bischof Pavlo Shvarts beim Gottesdienst in der evagelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Oleksandria.
Bild: GELCU
Krieg in der Ukraine
"Wir brauchen langfristige Unterstützung"
Wie alle anderen, habe auch er sich an die neue Realität gewöhnen müssen, so der Bischof. Die Arbeit der Kirche habe an den Kriegszustand angepasst werden müssen, ohne dass man wissen könne, wann das enden werde.
Doch: ”Unsere Kirche setzt ihren Dienst fort“, so Shvarts. Selbst Gemeinden, die besetzt gewesen seien, arbeiteten weiter. Derzeit gebe es nur noch eine Kirchengemeinde in einem besetzten Gebiet – Berdjansk, Zmiivka, ein gefährlicher Ort, der regelmäßig unter Artilleriebeschuss sei. Auch die Gemeinden von Saporischschja und Charkiw lebten in der Realität des Raketenbeschusses. Licht, Wasser Heizung und Sicherheit seien für die Gemeindeglieder – wie für alle Landsleute - nicht dauerhaft vorhanden. „Aber trotz der Hindernisse lebt und setzt die Kirche ihren Dienst fort und baut ihre diakonische Arbeit weiter aus.“
"Kontakt und Unterstützung sind wichtig für Partnerschaften. Als Kirche sind wir dankbar für Gebete. Es ist wichtig, dass sie fortgesetzt werden. Wir brauchen auch finanzielle Unterstützung und eine Fürsprache für die Ukraine und für unsere Kirche im Westen."
Bischof Pavlo Shvarts
Für den Ausbau der kirchlichen Dienstleistungen und der diakonischen Arbeit, brauche es dringend langfristige finanzielle Unterstützung, so der Bischof. Daneben bräuchten sie „Gebete und Offenheit dafür, unsere Lebensgeschichten zu hören - keine philosophischen Reflexionen über den Frieden“. Es sei das größte Bedürfnis seiner Kirche, „den Menschen zu dienen und ihnen von Gott und ihrem Glauben zu erzählen“. Dafür bräuchte es „hingebungsvolle Gläubige“, die dazu bereit seien.
Das Nötige tun
Er selbst habe einen sehr vollen Terminkalender. „Als Leiter der Kirchenorganisation trage ich Verantwortung für das Funktionieren der Kirchenverwaltung. Als Pfarrer bin ich verantwortlich für 6 Gemeinden im östlichen Teil der Ukraine und als Bischof für alle anderen, die ich während des Krieges zu besuchen versuche. Ich predige, halte Vorträge, gebe Interviews, leite Versammlungen, schreibe Projekte, beschaffe, entlade Hilfsmittel, verteile sie usw.. Mit anderen Worten: Ich mache die Arbeit, die in diesem Moment benötigt wird.“
Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern unterstützt in Kooperation mit dem Diakonischen Werk Bayern ihre Partnerkirche auf verschiedenen Ebenen und bei mehreren Projekten. So habe sie bei der Ausrüstung von Gemeinden geholfen, die Menschen aus gefährdeten Gebieten Unterschlupf boten. Sie unterstützte 30 Menschen, die gezwungen waren, Charkiw und die Region zu verlassen, und versorgte vier Monate lang 280 Menschen in 6 östlichen Gemeinden mit Einkaufsgutscheinen, Medikamenten und Haushaltswaren. Auch das Gustav-Adolf-Werk, der Martin-Luther-Verein und der Martin-Luther-Bund unterstützen Projekte in der Ukraine.
"Das übersteigt das Maß des Vorstellbaren"
Ganz besonders wichtig seien die direkten evangelischen Partnerschaften Nürnberg-Charkiv, München-Kiev und Regensburg-Odessa, berichtet Raphael Quandt, Referent für die Partnerkirchen in Mittel-Ost-Europa. "Trotzdem übersteigt die grausame Realität des Kriegs oft das Maß des Vorstellbaren, sodass Partnerschaft auch heißt, eine Sprachlosigkeit und Hilflosigkeit gemeinsam auszuhalten, und trotzdem immer wieder nach Wegen der Hilfe zu suchen." Respekt schwingt mit, wenn er von der kleinen Partnerkirche erzählt, die sich völlig neu aufstellen musste, um Nothilfe leisten zu können für jene, die in den Dörfern und Städten geblieben waren. "Viele Gemeindeglieder sind aber auch geflüchtet, insbesondere auch Mitglieder der Kirchenvorstände und Menschen, die ehrenamtlich engagiert waren. In dieser Zeit hat die Partnerschaft eine besondere Bedeutung: Es geht um finanzielle Unterstützung des kirchlichen Lebens, um konkrete Nothilfe, um Netzwerk- und Lobbyarbeit, um Bewusstseinsbildung hier und dort und um eine Brücke der Solidarität." Bewusstseinsbildung in Deutschland heiße, "gemeinsam zu verhindern, dass sich Menschen bei uns in Bayern an die Nachrichten vom Krieg 'gewöhnen' und er 'normal' wird: In Gebet und Andacht, sowie in vielen Gesprächen, werden Menschen an das Leid in der Ukraine erinnert. Das ist ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen!"
Diese immaterielle Hilfe von Freunden und Partnern sei "unschätzbar", bestätigt auch Bischof Pavel Schwarz: "Gebet, Fürsprache, Sensibilisierung und der schlichte menschliche Kontakt – Menschen, die immer wieder nach uns sehen und Fürsorge und Sorge zeigen."
20.02.2023
ELKB