Die KZ-Gedenkstätte Dachau ist geöffnet. Für den Besuch ist ein 2G-Nachweis notwendig, für Schüler/-innen und deren begleitende Lehrkräfte im Klassenverbund ein 3G-Nachweis.
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27. Januar
"Corona beschädigt die Erinnerungsarbeit"
Pfarrer Mensing, was bedeutet der 27. Januar für Sie und die Gedenstätte Dachau?
Seit vielen Jahren gelingt es uns hier in Dachau rund um den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus Veranstaltungen zu realisieren. Wie zum Beispiel, der "Erinnerungstag im deutschen Fußball": Mit verschiedenen Aktionen, wie beispielsweise Stadiondurchsagen, und Veranstaltungen wird ein Zeichen gegen den alltäglichen Rassismus, die Fremdenfeindlichkeit und den Antisemitismus gesetzt, an den Bundesliga-Spieltagen nahe an dem „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus”.
An dem Tag selber findet immer ein Zeitzeugengespräch mit einem Überlebenden oder einer Überlebenden des NS-Terrors statt, das immer sehr gut besucht ist. Leider wird das in diesem Jahr coronabedingt ausfallen müssen.
Historisch gesehen, war der 27. Januar 1945 im Lager Dachau allerdings genauso ein graumsamer Tag, wie jeder andere im Winter 1944/45. Die Befreiung erfolgte ja erst am 29. April 1945. Für die Gedenkstätte Dachau ist der 22. März, der Tag an dem die ersten Häftlinge 1933 in dem Lager inhaftiert worden sind, der Jahrestag. Wir planen bereits für diesen Tag ein digitales Angebot. Am 27. Januar werden wir nur mit unserem Team ein kurzes biographisches Gedenken begehen und aufzeichnen, das ab 18 Uhr auf unserer Website www.versoehnungskirche-dachau.de veröffentlicht wird
Andacht in der KZ-Gedenkstätte Dachau zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
Wie hat sich die Erinnerungskultur in Deutschland entwickelt?
In meiner Wahrnehmung ist die Erinnerungskultur in den 15 Jahren meiner Arbeit hier in Dachau stetig gewachsen und weiter in die Breite der Gesellschaft gedrungen. Unsere Projekte wie das "Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau" und der "Erinnerungstag im deutschen Fußball" erreichen immer mehr Menschen und bekommen teilweise nationale und international Aufmerksamkeit und Unterstützung. Das Interesse der Menschen, gerade auch der jungen Menschen, ist ungebrochen. Dennoch gibt es aus meiner Sicht noch viel zu tun. Die kritische Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der jeweils eigenen, unter Umständen unschönen, Familiengeschichte in der NS-Zeit ist noch ein weites, oft unberührtes Feld.
Wie kann Gedenken in Corna-Zeiten aussehen?
Corona beschädigt die Erinnerungs-, Begegnungs- und Versöhnungsarbeit erheblich. Die persönliche Begegnung an historischen Orten oder mit Menschen und Zeitzeugen, die immer weniger werden, ist so wichtig für das Erinnern, Gedenken und Verstehen. Das können digitale Angebote nur begrenzt auffangen. Es ist natürlich verdienstvoll und ungeheuer hilfreich, dass es diese Angebote gibt, damit die Arbeit nicht erstatzlos ausfällt, aber es kann auch nicht das leisten, was ein Besuch am Ort vermitteln kann. Wir verzichten in diesem Jahr am 27. Januar auf unser übliches Zeitzeugengespräch, verweisen aber gern an die interessanten digitalen Angebote an diesem Tag.