Alles ist vorbereitet: 19 evakuierte Menschen übernachteten von Sonntag auf Montag im Günzburger Gemeindehaus.
Bild: Bienk
Hochwasser in Günzburg
Gemeindehaus als Notquartier
Es sind aufregende Tage und Nächte. Seit Samstag herrscht in Günzburg und Offingen Ausnahmezustand – Sandsäcke werden gefüllt, Straßen gesperrt, Keller ausgepumpt. Und immer mehr Menschen müssen aus ihren Häusern evakuiert werden.
„Wir haben Glück gehabt “, sagt Frank Bienk, Pfarramtsführer in Günzburg. „ Das Ensemble von Kirche, Gemeindehaus, Pfarrhaus und Kindergarten steht in der Oberstadt.“ Auch der zweite Kindergarten und das zweite Pfarrhaus, das viel weiter unten liege, seien verschont geblieben. Noch sieht es auch in der Versöhnungskirche in Offingen gut aus, denn sie steht etwas erhöht.
"Ich wünsche allen die jetzt um ihr Hab und Gut und das Überleben kämpfen, das Allerbeste und viel viel Kraft. Wir denken an Euch und beten für Euch. Voller Dank bin ich für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Wasserwacht, THW, Polizei, Bundeswehr und allen, die mit Gerät und Kraft helfen können. Ihr seid großartig."
Landesbischof Christian Kopp
Noch keine Entwarnung
Andere sind nicht so glücklich davongekommen: Zahlreiche Bewohner aus Günzburg und Offingen mussten aus ihren überfluteten Häusern evakuiert werden. „Es gibt noch keine Entwarnung“, so Bienk. Denn wenn ein Damm breche, der jetzt noch Wasser aus Richtung Burgau abhielte, könnte der Pegel noch einmal steigen.
So können Sie helfen
Starkregen, Dammbrüche: Die Lage in Bayern und in Teilen Baden-Württembergs ist angespannt. Die Diakonie Katastrophenhilfe ruft zu Spenden für Betroffene des Hochwassers in Deutschland auf. Hier können Sie online eine Spende überweisen.
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Rasches Hilfsangebot
Bienk handelte schnell: Stadt und Landratsamt bot er die Gemeinderäume als Notunterkünfte an und mobilisierte Hilfe, um Evakuierten ein Quartier zu bieten. „Da war viel Solidarität“, berichtet Bienk. Der Kindergarten brachte Kinderbetten und eine große Box mit Zahnbürsten. Gemeindemitglieder stellten Matratzen und kiloweise Pasta und Tomatensauce zur Verfügung. „Ich habe meine Töchter zum Bettenbeziehen und Luftmatratzenaufblasen eingespannt“, erzählt der Pfarrer, andere hätten sich angeboten zu kochen. „Da funktioniert Gemeinde."
Das überfluetet Offingen aus der Luft
Bild: Das überfluetet Offingen aus der Luft. In der Mitte unten die Versöhnerkirche.
03.06.2024
Anne Lüters
Gegen 18 Uhr kam dann der Notruf aus dem Notquartier im örtlichen Gymnasium: Die Feldbetten waren ausgegangen. 19 Menschen – überwiegend aus Afrika und der Ukraine - kamen im Gemeindehaus unter. „Wir haben den Familien jeweils ein Zimmer gegeben, damit sie es möglichst angenehm haben“, so Bienk.
Zuflucht für Kindergärten
Nach einer Nacht im Gemeindehaus können 17 der 19 Evakuierten wieder in ihre Häuser zurück. Jetzt wird aufgeräumt und alles wieder so hergestellt, dass im Notfall am Abend neue Menschen Quartier beziehen können. Vielleicht werden hier auch in den nächsten Tagen Kinder spielen: Mehrere überflutete Kindergärten haben schon Interesse an den Ausweichräumen gezeigt. Die Gemeinde stellt ihr Gebäude gerne zur Verfügung. Wie auch die Nachbargemeinde in Burgau.
Das Leben nach der Katastrophe
Und danach? Danach werden zahlreiche Menschen in Günzburg und Offingen viel Hilfe brauchen – damit rechnet Bienk fest. „Die Zustände in Offingen sind schlimm“, so Bienk. „Der halbe Ort hat Wasserschäden.“ Auch unter den Gemeindemitgliedern seien zahlreiche Betroffene. „Wir werden in den nächsten Tagen sehen, was die Gemeinden sonst noch brauchen“ – und damit meint er nicht die Kirchengemeinden. Laut denkt der Pfarrer über eine digitale Börse nach, für Dinge, die jetzt gebraucht werden: Tische, Stühle, Geschirr…. Wer helfen möchte, findet auch einen Weg. Warum er sich so einsetzt? „Dazu sind wir doch verpflichtet“, sagt Bienk schlicht.