Herbsttagung in Bamberg

Anträge und Eingaben

Über 20 Anträge und Eingaben von Dekanatssynoden, Kirchengemeinden, Synodalen und Einzelpersonen hatte die Landessynode an ihrem letzten Sitzungstag zu beschließen. Eine Anfrage betraf sachgerechte Lösungen für die Beschäftigung von Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung. Die Landessynode stimmte dem Beschlussvorschlag des Organisationsausschusses zu, der unter anderem eine Angleichung der Vorschriften zur Schwerbehindertenvertretung an entsprechende staatliche Vorschriften, die Einrichtung von Schwerbehindertenbeauftragten des Arbeitgebers sowie einen eigenen Passus „Dienstordnung bei Inklusion“ in der überarbeiteten Dienstordnung für den Pfarrdienst vorsah.

Andere Eingaben betrafen ein Menschenrecht auf Seenotrettung, die Fremdfinanzierung von Kirchenmusikerstellen, deschlechtergerechte Schriftsprache, die Verankerung der Bewahrung der Schöpfung in der Kirchenverfassung, eine bessere IT-Versorgung in der ELKB und Kinderbetreuung am Buß- und Bettag.

Alle Entscheidungen über Anträge und Eingaben als PDF

Haushaltsgesetz und weitere Kirchengesetze verabschiedet

Die Landessynode hat das Haushaltsgesetz und damit den Haushalt für 2020 verabschiedet. Der Haushalt 2020 hat ein Volumen von 961.377.621 Euro (Erträge). Die Aufwendungen sind in Höhe von  958.475.7240 Euro geplant. Auch die Verfassungsänderung über die geänderte Amtszeitbegrenzung von Oberkirchenrätinnen und Oberkirchenräten sowie das Kirchengesetz zur Zustimmung zum Arbeitsrechtsregelungsgrundsätzegesetz sind verabschiedet.

Pfarrer sein ist attraktiv!

Oberkirchenrat Stefan Reimers beantwortete eine Anfrage nach einem Gesamtkonzept zur Attraktivität ortsgemeindlicher Arbeit. Alle Prozesse, so Reimers, das „Miteinander der Berufsgruppen“, die Landesstellenplanung, die Überlegungen zum gabenorientierten Diensteinsatz würden auch mit der Blickrichtung „die Attraktivität im Pfarramt steigern“ weiterentwickelt. Reimers: „Wir wollen intensiver ins Gespräch mit Kirchengemeinden kommen, um auch die Gestaltungsmöglichkeiten der Pfarrerinnen und Pfarrern auf Gemeinde- und Dekanatsebene attraktiver zu beschreiben.“ Ganz neu veröffentlicht ist auch die Webseite https://www.pfarrer-in-bayern.de/index.php die das Pfarrerwerden und Pfarrersein in Bayern darstellt. Weitersagen!

Humorvolles Zwischenspiel

Ein ungewohntes Bild: Die Synodalen Norbert Roth, Christina Flauder und Günter Gloser haben das Podium übernommen, um sich beim Präsidium für dessen Einsatz und die langjährige Leitung der Sitzungen zu bedanken.

Der König kommt auf einem Esel

Die Morgenandacht am letzten Sitzungstag begann mit einem Blick auf Advent und Weihnachten. Der Synodale Wolfgang Oertel aus Untersteinach stellte die Erwartungen der Menschen damals an den Heiland, den Friedensbringer, den Messias einem Bild (siehe Foto) gegenüber: Der König kommt auf einem Esel. „Wie enttäuschend!“ Oertel reflektierte über Erwartungen, Schein, Glitzern und wahrem Sinn. Oertel: „Der Weg zu Weihnachten, der Weg zum Frieden ist etwas anderes. Es ist der Weg zu dir, zu deinem Herzen, zu deinem Sehnen.“

Wege des Friedens

„Friede sei mit Euch!“ zu diesen Worten gestaltete Synodaler Matthias Öffner die letzte Abendandacht in dieser Synodalperiode. Er habe auf der Friedenssynode gemerkt, dass man auch trefflich über Frieden streiten könne. Doch Wege des Friedens seien Wege des Kompromisses und der Verständigung. „Dort, wo ihr zusammenkommt, soll Frieden sein“, sagte Öffner.

Ein bewegender Abschied

Nach diesem letzten Auftritt der scheidenden Regionalbischöfin und Ständigen Vertreterin des Landesbischofs vor der Synode verabschiedeten Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel und Vizepräsident Hans Stiegler Susanne Breit-Keßler mit bewegenden Worten und Gesten.

Kunst ist Leben

Die Münchner Regionalbischöfin Susann Breit-Keßler zeigte Analogien zwischen der Kunst und Kirche auf. Beide hätten mit dem Unaussprechlichen zu tun. Beride müssten etwas sagen und zeigen, was eigentlich nicht zu sagen sei. "Kunst und Glaube reflektieren auf je eigene Weise Gott, Welt- und Selbsterfahrung. Kunst kann zur "Sprache der Religion" werden, kann religiöse Funktion haben, in dem sie die Betrachtenden aufstört oder vergewissert, verunsichert oder befreit, ihnen zur Er-Leuchtung verhilft oder manches im Ungewissen lässt."

Kunstwerk und Glaube bräuchten Geheimnisse und Rätsel - wie die Liebe. "Leben ist nicht allein Begreifen, sondern auch Erahnen, glauben, in der Schwebe lassen." Es sei gut, wenn sich beide begegneten "und in der je eigenen Geistigkeit respektvoll wahrnehmen."

Der Beitrag der Regionalbischöfin als PDF

Kunst als Teil der Gemeindearbeit

Pfarrer Jean-Pierre Barraud berichtete von dem Projekt „Kunst in der St. Thomaskirche“ in Elchingen: Seit 2015 sind im Altarraum der Thomaskirche wechselnde Kunstausstellungen zu betrachten – seit 2019 auch außerhalb der Kirche. Kunst in der Kirche sei Teil der Gemeindearbeit und werde - ebenso wie das Rahmenprogramm - gut angenommen. Ihn interessiere die Schnittstelle von Kunst und Kirche, so der Pfarrer. Das Format eröffne anhand von zeitgenössischen Kunstwerken einen Gesprächs- und Begegnungsraum. „Bilder in einem Kirchenraum entfalten eine neue Wirkung und bereiten der Theologie einen fruchtbaren Boden“, so Barraud.

Kunst Raum Kirche

Kunst ist Innovation… In verschiedenen Aspekten stellten Oberkirchenrat Hans-Peter Hübner, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, ELKB-Kunstbeauftragter Helmut Braun und regionale Kunstbeauftragte die Kunstkonzeption der Landeskirche "Kunst Raum Kirche" vor.

Synodale erinnern sich

Fritz Hohenberger befragte Michael Bammessel, Günter Saalfrank und Stefanie Finzel zu ihren Erinnerungen an den Mauerfall. Für sie sei es eine ganz intensive Zeit gewesen, voller Freude und Dankbarkeit, so Finzel. Sie sei gleich nach der Grenzöffnung mit ihrem Vater nach Leipzig gefahren, der erstmals nach 30 Jahren in seine Heimat zurückkehrte, nachdem er wegen seiner Berichterstattung inhaftiert, nach vier Jahren Haft entlassen worden und später über die grüne Grenze geflohen war. In westdeutschen Kirchengemeinden sei die DDR nicht sonderlich präsent gewesen, so Finzel. Mit einer Initiative für traumatisierte DDR-Häftlinge sei sie auf nur mäßiges Interesse gestoßen. „Wir haben die friedliche Revolution vom Sofa aus verfolgt!“ erinnerte sich Finzel. Im Anschluss erzählten zahlreiche Synodale spontan von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit dem geteilten und dem vereinten Deutschland.

"Wir haben eine Botschaft der Hoffnung"

Propst Sauermann betonte, die Kirche habe ihm geholfen, die Angst, mit der damals viele Menschen gelebt hätten, zu überwinden. Die Wende habe er als Angebot erlebt, Offenheit zu gestalten, ohne zu wissen, was geschehen würde, als einen Ausbruch aus der Lethargie und einer Gesellschaft der Ausgrenzung. die Heute wünsche er der Kirche etwas von diesem Geist. „Wir haben eine Botschaft der Hoffnung, die nicht stirbt und ich glaube, dass diese Botschaft vor der Wende den Menschen sehr geholfen hat. Unter dem Dach der Kirche floss die Botschaft in die Herzen der Menschen.“ Auch heute seien Christen mit Hoffnung unterwegs. „Wie gehen wir mit dieser Hoffnung auf die Menschen zu? Ich wünsche mir mehr Offenheit, die Chancen der freiheitlichen Gesellschaft zu nutzen.“ Kirche solle ein differenziertes und biographisches Erzählen über die DDR einfordern, so Sauermann. Zu schnell würde heute kategorisiert in Opfer, Täter, Diktatur und Unrechtsstaat. Er wünsche sich eine Kirche, die nicht für sich selbst lebe, sondern die Botschaft der Hoffnung überall hintrage. „So ist Kirche glaubhaft.“

Lebendige Erinnerungen

In einer Gesprächsrunde unterhielt sich Synodaler Werner Reuss mit
Stefanie Wolf, Präses der Mecklenburgischen Kirchenkreissynode, Dirk Sauermann, Probst der Probstei Parchim und mit Christian Rudolph, Pastor in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Ballwitz über ihre Erlebnisse in der friedlichen Revolution und die Rolle, die die Kirche dabei spielte. 

Ohne die Kirche hätte es in der Zeit der Wende „mörderisch gekracht“, erklärte Stefanie Wolf. Bei den Friedensgebeten Beispielsweise in Rostock hätten sie immer wieder gehört: „Bleibt friedlich! Keine Steine werfen! Gebt ihnen keinen Grund, die Proteste niederzuschlagen!“ Die Stasi hätte nicht gegen die Demonstrierenden vorgehen können, „weil wir nichts gemacht haben“. Sie selbst sei 17 Jahre alt gewesen, als die Stasi sie anwerben wollte. „Ich hatte mörderische Angst“. Gott sei Dank habe sie gute Freunde gehabt, die ihr geraten hätten, die Frage auszusitzen. „Ich habe mich nicht getraut, nein zu sagen – aber wer traut sich das schon mit 17?“ Die Rolle der Bevölkerung müsse man sehr differenziert betrachten, warnte Wolf und mahnte zur Vorsicht vor Bezeichnungen wie „Unrechtsstaat“, denn dieses bringe Einzelne in Misskredit.

30 Jahre friedliche Revolution

Eine Stunde lang widmete sich die Landessynode dem Jubiläum des Mauerfalls. Die Tage um den 9. November seien so prägend gewesen, dass sie unauslöschlich im Gedächtnis blieben, erklärte Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel. Dabei habe die Kirche eine zentrale Rolle gespielt. Die Aussage „Wir haben mit allem gerechnet, nur nicht mit Kerzen und Gebeten“ trage die Botschaft in sich: „Wir haben mit allem gerechnet, nur nicht mit Gott.“ Preidel würdigte die Partnerschaft mit der Kirche in Mecklenburg-Vorpommern, die zunächst als Ost-West Partnerschaft gedacht gewesen und durch gute Beziehungen und regelmäßige Besuche zu einer „Freundschaft in Nord-Süd-Richtung“ geworden sei.

Landeskirchenrat antwortet

In der Fragestunde haben Synodale Gelegenheit, den Landeskirchenrat zu dessen Arbeit zu befragen. Zwei Fragen waren im Vorfeld der Synode eingegangen. Sie betrafen die Betätigung von Prädikantinnen und Lektoren als freie Redner und die Finanzierung der Kirchengemeinden.

Landesstellenplan beschlossen

Erfolg für Oberkirchenrat Stefan Reimers: Ohne Gegenstimme und bei vier Enthaltungen wurde der Landesstellenplan angenommen. Dies sei ein großer Schritt, betonte Reimers und bedankte sich bei den Synodalen und bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Dankbare Erinnerung

Eine der vielen Geschichten der Wiedervereinigung erzählte Friedrich Hohenberger beim Mittagsgebet; er zeigte einen Film über die Grenzöffnung in Burggrub. „An was erinnern wir uns?“ fragte Hohenberger. An Mauern und Grenzen oder an die friedliche Wiedervereinigung?

Erste Lesung der Vorlagen

Die Landessynode startete die erste Lesung der Gesetzesvorlagen. Dabei werden die Gesetzesvorlagen vorgelesen und diskutiert, eine Abstimmung schließt sich an.

Ein Anlass zu großer Dankbarkeit

In der Morgenandacht erinnerte Dekan Günter Saalfrank (Hof) am Beispiel von Mödlareuth (Bild) an die friedliche Revolution vor 30 Jahren.

Lobe den Herrn, meine Seele

Mit Posaunenklängen beginnt der dritte Sitzungstag der Landessynode. Heute stehen die Behandlung der Vorlagen, Berichte und ein Gespräch zu 30 Jahre friedliche Revolution auf dem Programm.

Verweisung der Anträge und Eingaben

Am Ende des zweiten Sitzungstages steht die Verweisung der Anträge und Eingaben. In den nicht-öffentlichen Sitzungen der ständigen Ausschüsse werden sie weiter beraten.

Aus der Abteilung

Im Bericht der Abteilung „Ökumene und kirchliches Leben“ stellte Oberkirchenrat Michael Martin die vielfältigen Aktivitäten in den vergangenen Monaten vor, darunter die neue Marke STILLE erLEBEN, das Pilgerforum, die Supervision für Ehrenamtliche und die AG Jugend in Verantwortung. Aus der Ökumene griff er die Konzeption der Außenbeziehungen, das Jubiläum 500 Jahre Täuferbewegung, den 20. Jahrestag der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre sowie das europäische Engagement im Rahmen der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) heraus.

Zehn Schwerpunktthemen

Nach dem Beschluss von 79 strategischen Zielen auf der Frühjahrstagung und dem Auftrag an den Landeskirchenrat, geeignete Umsetzungsmaßnahmen zu entwickeln, habe sich der Landeskirchenrat viel Zeit für gemeinsame Klärung genommen, so Blum. Dabei hätten sich zehn Schwerpunktthemen abgezeichnet:

• Glauben an die junge Generation weitergeben
• Spirituelle Quellen aufspüren in Gottesdienst und Alltag
• Kasualpraxis weiterentwickeln
• Partnerschaft von Kirche und Diakonie vertiefen
• Elementare Glaubensbildung für Mitarbeitende ermöglichen
• Nachhaltigkeitsstrategie umsetzen
• Arbeit von Gremien und zentraler Verwaltung konzentrieren
• Nachwuchs gewinnen und fördern
• Selbststeuerung und vernetztes Arbeiten erproben
• Einfachen Zugang zu kirchlichen Angeboten eröffnen

In der anschließenden Aussprache erfuhr der Bericht große Zustimmung. "Dass ich das noch erlebe", freute sich Synodale Hanna Wirth.

Bericht aus dem Reformprozess

Von einer Pfingst-Strategie sprachen Oberkirchenrat Nikolaus Blum und Planungsreferent Thomas Prieto-Peral bei ihrem Bericht zum Reformprozess Profil und Konzentration. Dabei gehe es darum, „die Motivation aller fruchtbar zu machen und unterschiedliche Ideen und Projekte zuzulassen.“ Leitendes Handeln gebe keine strammen Ziele mehr vor, denen sich alles unterzuordnen habe, sondern formuliere die gemeinsame Motivation und schaffe Rahmenbedingungen, um möglichst viel Gestaltungslust und Experimentierfreude zuzulassen. Die mittlerweile fast 200 Veranstaltungen zu den Grundaufgaben vor Ort hätten PuK als „Pfingst-Strategie“ in die breite Diskussion gebracht, so Nikolaus Blum. Ab 2018 sei intensiv daran gearbeitet worden, die verschiedenen Entwicklungsprozesse der Landeskirche (PUK, Miteinander der Berufsgruppen, Verwaltungsreform, RU2026) gut aufeinander abzustimmen. In sieben Erprobungsregionen mit neun Dekanatsbezirken sei der Prozess im Hinblick auf die Landesstellenplanung erprobt worden. Hier sei die Resonanz einhellig gewesen: „Traut uns etwas zu! Gebt uns Gestaltungsfreiheit!“

Aktiv gegen Missbrauch

In der Pause präsentierte sich die Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt (Beatrix Hupe-Görtz, Leiterin Dr. Barbara Pühl und Eva-Maria Mensching). 

Werbung für Kirchenmusik

Anstelle ihres Berichtes aus dem Kirchenkreis stellte Regionalbischöfin Dorothea Greiner die Kampagne „Mach Kirchenmusik“ der Landeskirche, der Förderstiftung der Hochschule für evangelische Kirchenmusik und des Kirchenmusikerverbands vor. Damit soll Nachwuchs für den Beruf des Kirchenmusikers und der Kirchenmusikerin gewonnen werden. „Die Orgel ist nicht oldfashioned“, begründete die Regionalbischöfin die Entscheidung für die klassische Kirchenmusik. In fünf einminütigen Filmen zeigen Menschen ihre Begeisterung für Orgelspiel bzw. Chorleitung.

Aus Delegierten werden Jugendsynodale

Jugendsynodale Julia Simon strahlt. Jetzt soll es amtlich werden: Schon auf ihrer Tagung in Amberg hatte die Synode beschlossen, dass Jugenddelegierte das Stimmrecht erhalten. Nun soll die Geschäftsordnung daraufhin angepasst werden. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses, Günter Gloser, führt aus: Aus Jugenddelegierten werden Jugendsynodale, die die gleichen Rechte haben wie berufene Synodalen und Fakultätsvertreter. Zusätzlich wird gesetzlich festgelegt, dass je ein Jugendsynodaler im Finanzausschuss und im Organisationsausschuss vertreten sein soll. Dadurch erhöht sich die Zahl der Mitglieder der jeweiligen Ausschüsse.

Begegnungen

Traditionell finden am Dienstag in der Mittagspause immer die Begegnungen mit kirchlichen und diakonischen Einrichtungen und Initiativen statt. Eine Gruppe besuchte das Zelt der Religionen und die Evangelische Studierendengemeinde (ESG).

Engagierte Aussprache

Die Landesstellenplanung ist ein auf Dialog und Rückmeldungen angelegter Prozess. Gerade auch über landeskirchenweit zu sichernde Arbeitsbereiche wie Altenheimseelsorge, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Öffentlichkeitsarbeit, Tourismus-, Hochschul- und Krankenhausseelsorge will die Personalabteilung mit den Dekanaten im Austausch sein. Stefanie Finzel (im Bild) stellte in der Aussprache die Nachfrage nach der zukünftigen Behandlung von Projektstellen. Stefan Reimers: „Wir werden auch in Zukunft Projektstellen brauchen, um uns weiterzuentwickeln." Nachfragen gab es auch zur Kirchenmusik, zur gemeindlichen Diakonie, zu Kindertagesstätten und zur Notfallseelsorge.

Kirchenkreise als Lernorte

Reimers verwies darauf, dass sich Dekanatsbezirke unterschiedlich und auch unterschiedlich schnell entwickeln. „Wir müssen unterschiedliche Geschwindigkeiten und unterschiedliche Modelle von Evangelischsein in Regionen unterstützen“, so der Personalchef der Landeskirche. Dafür sei ein anderer Rahmen von Reflexion nötig. „Wo können die Erfahrungen, die in unterschiedlichen Dekanaten gemacht werden, ausgetauscht werden? Wie kann man voneinander lernen? Wie kann der Kirchenkreis ein Lernort werden?“ Die Landessynode will bei dieser Tagung über die Eckpunkte entscheiden, im kommenden Herbst über den konkreten Vorschlag der Landesstellenplanung. Der Umsetzungszeitraum ist bis 2023 geplant, eine Evaluation für 2024.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit

Oberkirchenrat Stefan Reimers: „Wir nähern uns statt einer Pflichtverteilung einer gemeinsamen konzeptionellen Zusammenarbeit an, und zwar in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Dekanat, Kirchengemeinde, Region und Landeskirchenamt.“ Bei der Konzepterstellung will die landeskirchliche Ebene als Partnerin der Dekanatsbezirke mit ihren Einrichtungen inhaltlich und strukturell beraten.

Verschränkung mit dem Reformprozess

Drei Faktoren prägen die Verteilungsregeln: Zahl der Gemeindeglieder, Zahl der Kirchengemeinden in einem Raum und an der Fläche. Bei der Verteilung der Stellen sollen die Erkenntnisse aus dem Reformprozess „Profil und Konzentration“ zum Tragen kommen. Daher soll nicht von den Ressourcen, sondern von den Zielen und Inhalten gedacht werden: Wie ist die Situation der Menschen? Wo brauchen sie uns als Kirche? Welche Aufgaben nehmen wir uns vor? Den Dekanaten wird die Summe der Stellen der theologischen, theologisch-pädagogischen und Kirchenmusik-Stellen mitgeteilt. Die zuständigen Dekanatsgremien können dann über die Verteilung je nach inhaltlicher Schwerpunktsetzung frei entscheiden. Allerdings ist jedes Dekanat verpflichtet, ein Konzept vorzulegen, wie im Dekanat wichtige Arbeitsbereiche wie etwa Jugendarbeit, Altenheimseelsorge oder Kirchenmusik gestaltet werden können. Im Bild (v.l.) der Nürnberger Stadtdekan Jürgen Körnlein, Janosch Maier und Betty Mehrer.

Eckpunkte für die Landesstellenplanung

Die Landesstellenplanung passt die Stelle von Pfarrerinnen, Diakonen, Religionspädagoginnen, Sozialpädagogen sowie Kirchenmusikerinnen den veränderten Zahlen der Kirchenmitglieder seit 2010 an. Wie die Eckpunkte dieser Anpassung auf allen Ebenen aussehen, das stellte Oberkirchenrat Stefan Reimers in seiner Einbringung vor.

Intensive Diskussion

Dass das Thema weiterhin die Synode beschäftigt, zeigt die intensive anschließende Diskussion (im Bild Verena Übler).

Freiraum und Dialog

Die Synodalen Michael Bammessel und Joachim Pietzcker hören interessiert den Ausführungen von Michael Martin zu. DieHandreichung, so der Oberkirchenrat, sei für Pfarrerinnen und Pfarrer, für Paare, die darin eine Möglichkeit zur Segnung fänden, aber auch für Interessierte, die in diesem Bereich Orientierung der Kirche suchten. Der wichtigste Satz der Handreichung sei vielleicht, so Martin: „Es braucht nicht für alles eine rechtliche Lösung. Gute Absprachen sind wichtig. Diese Handreichung kann und will nicht auf alle Fragen eine Antwort geben, die sich im Zusammenhang der Segnung homosexueller Paare stellen.“ Vieles könne und solle im geschwisterlichen Freiraum und im lösungsorientierten Dialog entschieden werden, so Martin. Er dankte „all jenen, die sich seit Jahren dafür engagieren, dass in unserer Kirche Ausgrenzung, Diskriminierung und Kriminalisierung homosexueller Menschen keinen Ort haben darf.“

Handreichung vorgestellt

Oberkirchenrat Michael Martin stellte die neue Handreichung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare vor. Er erinnerte daran, dass die Landessynode am 18.April 2018 mit großer Mehrheit die Möglichkeit der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare befürwortet und zugleich eine Arbeitsgruppe beauftragt hatte, eine Handreichung mit Anregungen zur liturgischen Gestaltung zu erstellen. Diese Handreichung, die mit Unterstützung des Gottesdienstinstituts der Landeskirche und des Referenten der Landessynode, Ralf Frisch, entstanden sei, liege nun in gedruckter Fassung vor. Häufig gestellte Fragen seien hier ebenso zu finden wie ein Liturgievorschlag zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Dies sei ein Vorschlag für Pfarrerinnen und Pfarrer, Kirchenmusiker und Paare mit viel Raum für individuelle liturgische Gestaltung, so Martin.

Deutliches Signal für den Dritten Weg

Jede Landeskirche hat Arbeitsrechtsregelungen, die die Rahmenbedingungen für Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbedingungen der kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihrer Diakonie bestimmen. Die gesetzliche Grundlage dafür bildet in der bayerischen Landeskirche das Arbeitsrechtsregelungsgesetz. Darin ist der Sonderweg des „Dritte Wegs“ beschrieben. Der dritte Weg ist ein Instrument, das dem kirchlichen Selbstverständnis in besondere Weise gerecht wird. Er ist nicht vom Gegeneinander der Tarifparteien geprägt. Arbeitsbedingungen werden stattdessen in einer paritätisch besetzten Kommission verhandelt; in Bayern ist dies die Arbeitsrechtliche Kommission. Dieser dritte Weg soll weiterhin eine einheitliche und stabile Basis der Gestaltung der Arbeitsbedingungen der Evangelischen Kirche und ihrer Gliedkirchen sein. Aufgrund neuerer Entwicklungen bei der Bewertung des dritten Weges durch das Bundesarbeitsgericht wird eine Änderung erforderlich, die mit dem zu beschließenden Änderungsgesetz vorgenommen wird.

Einbringung der Vorlagen

Der Landessynode obliegt das Recht zur kirchlichen Gesetzgebung. Neben Haushaltsgesetz und drei weiteren Finanzvorlagen liegen den Synodalen fünf weitere Vorlagen zur Beschlussfassung vor. Die zuständigen Oberkirchenräte erläutern die vorgesehenen Gesetzesänderungen vor dem Plenum. Oberkirchenrat Hans-Peter Hübner (im Bild) startete und brachte einen Vorschlag zur Änderung der Amtszeitbegrenzung von Oberkirchenrätinnen und Oberkirchenräten ein.

"Gott ist bei uns, mittendrin"

Mit der Morgenandacht von Christina Flauder - ein dankbarer Rückblick auf sechs Jahre Synodalperiode - und dem Geiegenspiel von Oberkirchenrat Nikolaus Blum (am Klavier Ingrid Kasper) startete die Synode in ihren zweiten Sitzungstag.

"Die Brille der ersten Liebe"

„Schreibt man nach 30 Jahren noch Liebesbriefe?“ Mit einer Abendandacht zu einem handgeschriebenen Brief, gegenseitige Achtsamkeit, 1. Thes 1,1-10 und die kleinen Zeichen der Liebe in Kirchengemeinden beschloss Synodale Petra Heeb aus Coburg den ersten Sitzungstag der Landessynode.

Engagierte Aussprache

Es folgt eine engagierte Aussprache zum Haushaltsbericht und zu den Immobilienprojekten. Rudolf Forstmeier (im Bild) forderte ein, dass die Immobilie in der Bayreuther Straße in Nürnberg deutlich Ertrag für die Versorgungsaufgabe der Landeskirche abwerfen müsse. Herrmann Ruttmann befürwortete die gemischte Nutzung, also die Mischung aus evangelischen Einrichtungen und extern vermieteten Flächen. Allerdings fehlten eine Investitionsrechnung sowie eine Ertragskalkulation für eine bessere Abwägung. Diese sollten der Landessynode vorgelegt werden. Der Finanzausschussvorsitzende Joachim Pietzcker erläuterte, dass die Wirtschaftlichkeitsberechnungen erst mit der Planung erstellt werden können und der Landessynode im Herbst 2021 vorgelegt werden.

Solider Haushaltsplanentwurf

Der Finanzausschussvorsitzende Joachim Pietzcker zeigte sich zufrieden mit dem soliden Haushaltsplanentwurf. Der Finanzausschuss empfiehlt der Synode die grundsätzliche Annahme.
„Mit Vorsteuerung, Jahresübertrag und Vorfestlegungen haben wir wirksame Steuerungsinstrumente im Rahmen der jährlichen Haushaltserstellung implementiert“, so Pietzcker. Auch im Blick auf die Mitgliederentwicklung und damit auch im Blick auf die Kirchensteuerentwicklung habe die Kirche Handlungsmöglichkeiten: „Wir können erreichen, dass mehr Menschen ihre Kinder taufen und dass wir Jugendliche und junge Erwachsene so begleiten, dass sie nicht dann austreten, wenn sie das erste Mal Geld verdienen und Kirchensteuer bezahlen müssen! Ich wünsche mir, dass wir und diejenigen, die mit uns zukünftig kirchenleitend verantwortlich sind, hierauf immer einen Schwerpunkt kirchlichen Handelns legen“, plädierte Pietzcker.

Auf Kurs

Oberkirchenrat Erich Theodor Barzen brachte in seinem Vortrag den landeskirchlichen Haushalt für das Jahr 2020 ein. Der Haushaltsplan sieht Erträge von 961.377.621 Euro und Aufwendungen in Höhe von 958.475.7240 Euro vor. Neben neuen Projekten wie Digitalisierung und Landesstellenplanung stellte Barzen zwei Immobilienprojekte in den Mittelpunkt seiner Ausführungen: die Evangelische Akademie Tutzing und den Evangelischen Campus Nürnberg. In der Evangelischen Akademie Tutzing seien dringende Brandschutzmaßnahmen nötig, hier seien 3 Millionen Euro im Investitionshaushalt eingestellt. In Nürnberg könne in einer landeskirchlichen Immobilie am Rathenauplatz nach einer Umgestaltung ein evangelischer Bildungscampus entstehen. Landeskirchenrat und Landessynodalausschuss haben sich dafür ausgesprochen. Entscheidet sich auch die Landessynode dafür, Planungskosten in Höhe von 5 Millionen Euro aus dem Investitionshaushalt zur Verfügung zu stellen, dann könnte die Ausarbeitung der Planung für diesen neuen evangelischen Ort der Bildung, Begegnung und Beratung entstehen. Über die konkrete Umgestaltung und den Bau soll die Landessynode nach der Planung im Herbst 2020 entscheiden. "Wir sind auf Kurs", freute sich Barzen. "Wir halten die Balance zwischen Haushaltsdisziplin und Flexibilität."

Engagierte Auskunft

Ausführlich und engagiert antwortete Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm auf die Anfragen und Anmerkungen aus dem Plenum zu seinen Bischofsbericht.

Sensibilisierung für verbale Gewalt gegen Frauen

Synodale Verena Osgyan begrüßte die Maßnahmen der Landeskirche zur Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt. Sie erinnerte an den Tag der Gewalt gegen Frauen (25.11.) und forderte mehr Sensibilisierung für die Hatespeech gegen Frauen.

Unterstützung für Konvertiten

Der Hofer Dekan Günter Saalfrank regte an, zum Christentum konvertierten Geflüchteten Beraterinnen und Berater - gefestigte Konvertiten und Rechtsexperten - an die Seite zu stellen, damit sie glaubwürdig und authentisch über ihren Glauben Auskunft geben könnten.

Aussprache

In der Aussprache hält die Vorsitzende der Evangelischen Jugend in Bayern, Paula Tiggemann, ein mitreißendes Plädoyer für den Klimaschutz. Junge Menschen, die für Klimagerechtigkeit demonstrierten, hätten kein zu negatives Weltbild. Sie wollten hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Sie wünsche sich eine vermittelnde Position der Kirche zwischen extremen Positionen, so Tiggemann.

Zwischentöne

Kasualgebühren, Kunstkonzeption, Gleichstellungsbeauftragte, Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt innerhalb der ELKB, Kirchenasyl und den ersten Strafbefehl dazu für einen bayerischen Pfarrer, Handreichung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, Amtszeitbegrenzung der Oberkirchenräte, oder den Zungenbrecher „Arbeitsrechtsregelungsgrundsätzegesetz“, Mitarbeitermietpreisverordnung – viele Themen diskutierte der Landessynodalausschuss in den Monaten von März bis November 2019. Der Synodale Jürgen Körnlein legte in seinem Bericht den Schwerpunkt auf die Zwischentöne, die Fragen nach Transparenz, gegenseitigem Vertrauen in der Kirchenleitung, Vertrauen zwischen Kirchenleitung und den Mitarbeitenden, synodale Beteiligung sowie Entscheidungs- und Kontrollinstanzen.

Bericht aus dem Landesynodalausschuss als PDF

Empfehlung: Entlastung ohne Einschränkungen

In seinem Bericht nahm der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses Günter Gloser Stellung zum abgelaufenen Haushaltsjahr und zog Bilanz: „Eine Reihe von Baustellen wurden geräumt, bei anderen tritt die letzte Phase an. Dauerbaustellen, Wanderbaustellen wird es auch in der Zukunft geben.“ Gloser gab der Landessynode die Empfehlung, dem Landeskirchenrat und dem Landeskirchenamt Entlastung für die Allgemeine Kirchenkasse 2018 ohne Einschränkungen zu geben.

Jahresabschluss 2018

Im Jahr 2018 konnte die bayerische Landeskirche ihre Finanzen weiter stabilisieren. Oberkirchenrat Erich Theodor Barzen stellte den Jahresabschluss 2018 vor. Die Ertrags- und Aufwandsrechnung schließt mit einem positiven Ergebnis von 43,8 Millionen Euro; diese können nun den bilanziellen Fehlbetrag auf 252 Millionen Euro mindern. Barzens Fazit: „Die Vorsteuerung greift, sie hat Wirkung. Unser sorgsames Haushalten und auch die Kirchensteuern, die sich gut entwickelt haben, führen dazu, dass wir ein erfreuliches Jahresergebnis für 2018 haben. Das kommende Jahrzehnt wird anspruchsvoller werden, aber wir gehen gestärkt aus dieser Synodalperiode hervor.“

Werbung für Orgelspiel

Auch die Förderstiftung der Hochschule für Kirchenmusik (im Bild Wolfgang Böhm und Prof. Barbara Städtler-Mach) stellt die neue Kampagne für Nachwuchs auf der Orgelbank "Mach Kirchenmusik" vor.

Lust auf den Pfarrberuf

In den Pausen stellt Isolde Schmucker, Referentin für Ausbildung und Personalentwicklung, die neue Webseite für den Pfarrberuf in Bayern vor.

Vernetzung und neue Formen der Zusammenarbeit

Es gab Rückfragen zum Paradigmenwechsel von starrer Institution zu agiler Organisation. Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel: „Ich habe mir das bereits 2015 gewünscht, damals verwendete ich das Bild der Schnellboote. Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen mussten wir nun aufmerksam werden für andere Formen der Organisation. Mit der Erfahrung der Fit-Projekte von Kirchengemeinde und Diakonie, der AG Herberge, vielen Kooperationen für die Hilfe an Flüchtlingen haben wir neue Formen der Zusammenarbeit kennengelernt. Vernetzung, abteilungsübergreifende Planung im Landeskirchenamt, Kooperation der Regionen im Dekanat wie beispielsweise in Erlangen, neue vernetzende Formate – dies alles führt uns auf den Weg zu einer agilen Kirche.“

Mehr Freiräume

Oberkirchenrat Stefan Reimers stellte die Eckpunkte für die Landesstellenplanung vor. Mit der Landesstellenplanung will die Kirchenleitung für die Kirchenmitglieder in allen Regionen Bayerns gleichwertige Chancen schaffen, mit dem Evangelium in personalen Kontakt zu kommen. Dabei müssen Anpassungen in der Personalplanung an sinkende Mitgliederzahlen vorgenommen werden, bayernweit im Schnitt von 10 Prozent. Die Landesstellenplanung solle, so Oberkirchenrat Stefan Reimers, viel stärker als bisher zu einem Gestaltungsprozess werden. Dabei soll es mehr Freiräume für die Regionen geben. Inhaltlich können die Regionen besondere Schwerpunkte setzen, stärker als bisher die Kompetenzen vor Ort nutzen. Statt zentrale Festsetzungen seitens der Landeskirche gebe es gemeinsame Gestaltung und Konzeptionen in den Dekanatsgremien.

Ein neuer Ort für Bildung, Begegnung und Beratung in Nürnberg

Auf der Pressekonferenz standen zwei Themen im Mittelpunkt: Oberkirchenrat Erich Theodor Barzen (zweiter von rechts) informierte die Journalisten über den Haushalt und insbesondere den Vorschlag, die Immobilie in der Bayreuther Straße 1 in Nürnberg zu einem evangelischen Campus umzugestalten. Mit der Evangelischen Hochschule Nürnberg (EVHN), den Fachakademien Rummelsberg und weiteren christlichen Trägern kann dort am Rathenauplatz ein neuer Ort für Bildung, Begegnung und Beratung entstehen. Für die Ausarbeitung der Planung sollen dafür fünf Millionen Euro im Investitionshaushalt 2020 zur Verfügung gestellt werden. Die Landessynode berät auf dieser Herbsttagung über die Freigabe dieser Planungskosten.

Einsatz für zum Christentum konvertierte Geflüchtete

Kasualien hätten aber nicht nur im privaten Bereich Bedeutung, präzisierte der Landesbischof. Öffentliche Gedenkstunden und Trauerfeiern fänden weit jenseits der Grenzen der Kirche große Beachtung. „Gerade in jüngster Zeit ist aber auch sehr sichtbar geworden, dass diese öffentlichen Formen kollektiver Lebensdeutung sich nicht trennen lassen von konkretem Engagement in der Zivilgesellschaft in den großen Orientierungsfragen der Zukunft.“ Als positive Beispiele nannte Heinrich Bedford-Strohm den Einsatz gegen Rechtsradikalismus durch das Bündnis für Toleranz und den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche.

Ihn beschwere sehr der Umgang mit zum Christentum konvertierten Muslimen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kämen, berichtete der Landesbischof. Häufig werde aus kirchlicherseits nicht nachvollziehbaren Gründen die Ernsthaftigkeit des Glaubenswechsels durch das BAMF oder die Verwaltungsgerichte bezweifelt und auf dieser Basis eine Ablehnung ausgesprochen. Kirchliche Stellungnahmen, die häufig als nicht aussagekräftig abgetan würden, müssten viel stärkere Berücksichtigung finden, so Bedford-Strohm, denn sie stammten von Menschen, die den Betreffenden zumeist über einen längeren Zeitraum begleitet hätten. Zusammen mit der Ernsthaftigkeit des Glaubenswechsels werde auch das Urteil der Pfarrer und Pfarrerinnen in Zweifel gezogen. „Das können wir nicht akzeptieren. Ob die Voraussetzungen für die Taufe vorliegen und damit auch die Ernsthaftigkeit des Taufbegehrens, kann aber nicht der Staat oder ein Gericht beurteilen. Das zu beurteilen, ist einzig Sache der Kirche!“ Mit Applaus signalisierten die Synodalen ihre Zustimmung.

Die Bedeutung der Lebensfeste (Kasualien)

Auf die zentrale Lebensfrage „Woher komme ich?“ reagiere die Taufe, in der dem Menschen zugesprochen werde, dass er nicht „ex nihilo“, sondern „ex amore“, aus Liebe, geschaffen sei. Auf die Frage, „wie soll ich leben?“, gebe die christliche Tradition mit dem Liebesgebot Antwort. Damit sei besonders die kirchliche Trauung verbunden. „Die Ehe ist für mich ein absolutes Zukunftsmodell, weil sich in ihr die Beziehungsorientierung unseres christlichen Verständnisses von Wirklichkeit in besonderer Weise verdichtet.“ Er wünsche sich die Sprache der Liebe aber auch in Politik und Gesellschaft, so der Landesbischof. „Das Liebesgebot ernstnehmen, heißt für uns als Kirchen heute, der Raum greifenden Digitalisierung der Menschenfeindlichkeit eine Digitalisierung der Menschenfreundlichkeit entgegenzusetzen.“ Die Frage „Wohin gehe ich?“ nehme die Endlichkeit in den Blick. Hier spüre er eine große Hilflosigkeit, erzählte Heinrich Bedford-Strohm. „Das Sterben und der Tod sind unmerklich ausgewandert aus unserem Alltagsleben. Geht es um die letzten Dinge, sind viele Menschen überfordert und sprachlos.“ Hier seien die Bilder zu Tod und Sterben und ihre Zusage eines Lebens nach dem Tod kostbar. „Wenn wir in der Kirche also bei Beerdigungen heute diese alten Worte und Bilder wieder neu zur Sprache bringen, dann nähren wir damit einen großen Narrativ der Hoffnung, der für jeden einzelnen Menschen ein Stück Lebenskunst bedeutet.“

Grundnarrative des Lebens

Jeder Mensch lebe auf der Basis von Grundnarrativen: grundlegender Überzeugungen, Annahmen und Prioritäten, die sein Leben leiteten, führte der Landesbischof weiter aus. „Ich bin davon überzeugt, dass es für eine moderne Gesellschaft geradezu aufklärerische Bedeutung hat, wenn Religionsgemeinschaften explizit Rechenschaft abgeben über ihre Grundlagen der Deutung des Lebens.“ Für Christen bedeute aus dem Glauben zu leben, „die Geschichten der Bibel in die eigene Lebensgeschichte einzuschreiben und sie auf dieser Basis zu deuten". Die Kirche müsse künftig noch viel deutlicher machen, „warum der Narrativ der biblischen Überlieferung eine hochaktuelle und tragfähige Grundlage für die Deutung des eigenen Lebens, aber auch für die Deutung des Lebens der Gesellschaft ist.“

Dies fächerte Heinrich Bedford-Strohm an grundlegenden Fragen des Lebens auf, die er den zentralen Lebensfesten der Kirche – Taufe, Trauung und Bestattung – zuordnete.

Der Bericht als PDF

Bericht des Landesbischofs

In seinem Bericht vor der Landessynode ging Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm auf die Freiburger Studie zur Zukunft der Kirche ein, die bis zum Jahr 2060 einen Rückgang der Kirchenmitglieder um 50 Prozent prognostiziere. „Manches an diesem Trend können wir nicht ändern. Vieles aber schon.“ Die ELKB habe sich, so der Landesbischof, lange zuvor Gedanken über dieses Thema gemacht. Der Zukunftsprozess „Profil und Konzentration“ (PUK) sei eine Folge davon gewesen. „Es war ein Aufbruchssignal, das gezeigt hat: Auch in Zeiten zurückgehender Mitgliederzahlen und Finanzen können wir mit Zuversicht in die Zukunft gehen, weil die Kraft, die uns trägt, nicht auf äußeren Möglichkeiten beruht, sondern auf einer inneren Klarheit und Stärke.“

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Gruß aus Österreich

Erstmals überbrachte Bischof Mag. Michael Chalupka die Grüße “der kleinen, armen Schwester aus dem Osten oder Süden, je nach Standort“, der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Österreich habe es nicht ganz leicht, berichtete der Bischof. Zwei Sorgen und Nöte wolle er besonders mit der Synode teilen: zum einen der gestohlene Karfreitag – „die Empörung darüber dauert an in unseren Gemeinden“. Erstmals in ihrer Geschichte habe deshalb die Evangelische Kirche A.B. entschieden, die Sache vor den Verfassungsgerichtshof zu bringen.

Zum anderen beschäftige die Gemeinden, die Verstaatlichung des Asylwesens und der bislang unabhängigen Rechtsberatung für Asylwerber*innen, die derzeit noch von der Diakonie durchgeführt werde.

Bischof Chalupka hatte aber auch Erfreuliches zu berichten: So sei es in den vergangenen Jahren in Kirche und Diakonie eine „liebe Gewohnheit“ geworden, dem Bundespräsidenten, dem Parlament, den Regierungsvertreterinnen auf allen Ebenen, wichernsche Adventkränze und 24 Vorschläge für ein sozialeres Österreich zu überreichen.

Auch die Regierungspräsidentin von Oberfranken, Heidrun Piewernetz, der Bezirkstagspräsidenut von Oberfranken und Oberbürgermeister von Bamberg, Andreas Starke, der stellvertretende Landrat Johann Pfister, Joachim Unterländer vom Landeskomitee der Katholiken und Pfarrer Simon Froben, Präses der Evang.-Reformierten Kirche in Bayern begrüßten die Mitglieder der Landessynode.

Phantasie und Kreativität

Viele Menschen an vielen Orten freuen sich darauf, an der Zukunft einer Kirche mitzubauen, die mitten in den Sozialräumen ihrer Lebenswelt nahe an Gott und nahe an den Menschen ist. „Aus Profil und Konzentration habe ich vor allem eines gelernt. Ich habe gelernt, dass die evangelische Kirche dann eine Zukunft als öffentliche Kirche haben wird, wenn sie sich intelligent vernetzt und gottesnah und menschennah in der Gesellschaft ihrer Zeit einen Unterschied macht.“ Die Stärke des Protestantismus sei „authentische Menschennähe durch Seelsorge und Verkündigung, durch diakonische Dienstleistungen im Bereich der Pflege, der Betreuung, der Erziehung und der Krisenintervention.“
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Der rote Faden der Hoffnung

Die Verankerung der Barmer Theologischen Erklärung in der Präambel unserer Kirchenverfassung sei eine solche Saat, so Preidel. „Unterschätzen wir sie nicht! Es könnte die Barmer Erklärung sein, die uns daran erinnert, was wirklich gegen Kirchen- und Weltuntergangsstimmung, gegen Identitätsverlustangst und gegen die Selbstüberschätzung und Selbstverabsolutierung des Menschen hilft: Jesus Christus allein!“ Auch der Beschluss zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der bayerischen Landeskirche, der „ein Symbol einer in aller Verschiedenheit versöhnten Kirche ist“, das Stimmrecht für die Jugenddelegierten sowie das Schwerpunktthema Frieden seien der rote Faden in dieser Synodalperiode.

Synodalpräsidentin blickt zurück

Annekathrin Preidel: „Wenn ich auf die vergehende Synodalperiode zurückblicke, dann sehe ich ihn, diesen roten Faden, der mir Hoffnung auf die Zukunft gibt und an dem ich mich festhalten kann, wenn mich manchmal Zweifel am Erfolg kirchenleitenden Handelns überfallen. Ich sehe ihn, den roten Faden Gottes, der auch das verknüpft, was nicht danach aussieht, als könnte es sich zusammenfügen.“

Das Licht der Erlösung

„Unruhig ist auch das Herz unserer gegenwärtigen Welt. Es schlägt unregelmäßig und schnell“, so leitete Synodalpräsidentin Annekathrin ihre Eröffnungsansprache ein. „Allen geht es um die Zukunft. Um die Zukunft Deutschlands. Um die Zukunft des Planeten.“ Weltuntergangsszenarien seien jedoch brandgefährlich: „Denn sie machen uns blind für die Kraft des Möglichen und legen die Lunte an eine Weltgesellschaft, deren demokratische Institutionen besser, verlässlicher und zukunftsfähiger sind als jene dies wahrhaben wollen, die unsere Demokratien mit Gewalt von links und rechts für ungeeignet im Blick auf die Lösung der großen Probleme der Welt erklären.“ Sie erinnerte an die Aufgabe der Christinnen und Christen, Anwältinnen und Anwälte für die Bewahrung der Schöpfung zu sein und Licht auf die Ungerechtigkeit und auf das Unheil dieser Welt zu werfen, und zugleich an den Auftrag, „auf das Licht der Erlösung zu zeigen, das aus dem göttlichen Grund aller Dinge in die Welt hinein scheint“.

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Den Himmel offen halten

Gerade in der Zeit der Neuorientierung und vieler Aufbrüche in Politik, Philosophie und Religionen seien Christen gefordert. Sie seien getauft und gesendet, um den Glauben an den einen Gott auszubreiten und Werte wie Menschenwürde und Menschenrechte einzubringen und einzufordern, sagte Erzbischof Schick. Christen sollten den Himmel offen halten für die Menschen und für die Schöpfung. „Das ist unser Auftrag und für unser aller guter Zukunft unendlich wichtig. Dazu müssen wir uns alle bekehren und neu ausrichten und unsere Aufgaben in Welt und Zeit erfüllen.“

Durch die Taufe vereint

Der Besuch bei der Landessynode sei ein Heimspiel für ihn, begrüßte der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, die Synodalen. Oft und gerne sei er bei dieser Synode zu Gast gewesen. Schick führte den Ruf zur Ökumene auf die gemeinsame Taufe zurück. Christen seien nicht mit allen Wassern, aber alle mit dem einen Wasser gewaschen. „Wenn wir zur Ökumene verpflichtet sind, dann um unserer Sendung willen.“ Christen sollten in alle Welt gehen, die Menschen zu lehren, was Christus gesagt habe, und zu taufen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Ankommen und Aufbrechen

Der erste Sitzungstag startete wieder mit einer Andacht. Die Synodalen aus dem Kirchenkreis Bayreuth gestalten den morgendlichen Beginn und den abendlichen Schluss. Synodale Kathrin Neeb stellte das Ankommen und Aufbrechen in den Mittelpunkt ihrer Gedanken: „Möge Gott unser Aufbrechen und Ankommen mit seinem Segen begleiten.“

Klug und töricht

Was bedeutet es, klug zu sein und auf Gottes Wirken und Kommen zu vertrauen? In ihrer Predigt ermunterten Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel und Viepräsident Walter Schnell dazu, immer wieder danach zu fragen. „Die Spannung zwischen dem sorglosen Vertrauen darauf, dass es unser Vater im Himmel schon richten wird, und unserer Sorge um die Zukunft unserer Kirche. Die Spannung zwischen dem Hören auf Gottes Stimme und dem Hören auf die Stimme unserer eigenen Vernunft“, betonte Walter Schnell. Wer ist töricht? Wer ist klug? Diese Frage sei nicht zu beantworten. „Wenn ich vielleicht manchmal falsch und töricht schlafe, hilft es ja womöglich doch, wenn Andere richtig und klug schlafen. Die Kirche Jesu Christi ist eine Gemeinschaft der Glaubenden. Diese Gemeinschaft trägt.“

Die Predigt als PDF

Gemeinsame Predigt

Auch das eine Besonderheit in diesem Gottesdienst: Die Predigt zu dem Evangelium von den klugen und törichten Jungfrauen hielten Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel und die beiden Vizepräsidenten, Hans Stiegler (im Bild) und Walter Schnell gemeinsam.

Eröffnungsgottesdienst der Landessynode

Mit einem großen musikalischen Festgottesdienst in der Bamberger St. Stephanskirche wurde die letzte Tagung der Landessynode in dieser Synodalperiode eröffnet. Kantorei, Jugendkantorei und ein schwungvoller Posaunenchor - die Bamberger Protestanten zeigten die ganze Bandbreite ihres musikalischen Könnens.