Abschied vom EKD-Ratsvorsitz - ein Film von Axel Mölkner-Kappl.
EKD-Synode
Abschied vom EKD-Ratsvorsitz
Er hatte sich einen anderen Abschied gewünscht - persönlich, in großer Runde, mit so viel Nähe, wie die Pandemie erlaubt. Doch Corona machte Heinrich Bedford-Strohm in letzter Minute doch noch einen Strich durch die Rechnung. Weil wegen eines positiven Corona-Tests bei einem Bischof die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kurzfristig wieder zur digitalen Sitzung wurde, musste der Ratsvorsitzende von den meisten Wegbegleitern über den Bildschirm Abschied nehmen, auf Distanz, in kleiner Runde, mit wenig Applaus.
„Es wäre so schön gewesen“, begann er am Sonntag seinen letzten Bericht vor der Synode. Die Absage der Präsenztagung sei „hart“, sagte der bayerische Landesbischof, der durch die ganze Pandemie hindurch kein Hehl daraus gemacht hat, wie sehr ihm persönliche Begegnungen und Umarmungen fehlten. Zusammen mit dem Synodenpräsidium und wenigen anderen blieb Bedford-Strohm in Bremen, wo am Freitag die Präsenztagung abgesagt wurde. Im Tagungssaal, der nun eher ein TV-Studio für die digitale Sitzung ist, hielt der 61-Jährige seinen letzten Bericht vor der Synode. In den kommenden Tagen wird ein neuer Rat gewählt. Auch über die Nachfolge von Bedford-Strohm, der nicht erneut kandidiert, entscheiden die Synode und die in der Kirchenkonferenz organisierten Vertreter der 20 Landeskirchen.
In der Bilanz seiner siebenjährigen Amtszeit als oberster Repräsentant der Protestanten in Deutschland sparte Bedford-Strohm keines der Themen aus, das die Kirche in diesen Jahren besonders beschäftigte. Er erinnerte an das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017, den auch von ihm stets eingeforderten Einsatz für Flüchtlinge im Jahr 2015, die Diskussion um die Zukunft der Kirche, die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus von Martin Luther und die schwierige Aufarbeitung mit Missbrauch in den eigenen Reihen.
Bei diesem Thema wurde Bedford-Strohm selbstkritisch. „Wir sind noch nicht so weit gekommen, wie wir wollten“, sagte er. 2018 verabschiedete die evangelische Kirche wesentlich vorangetrieben von der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs einen Maßnahmenplan, der für alle 20 Landeskirchen einen Rahmen setzen sollte. Ein Jahr später brachte die Synode auch eine Beteiligung Betroffener auf den Weg. Ein Beirat wurde gegründet, der in diesem Jahr nach Auseinandersetzungen wieder aufgelöst wurde. Er hoffe nun auf einen neuen Weg der Partizipation, sagte Bedford-Strohm. Jedenfalls habe die Kirche bei dem Thema noch einen langen Weg zu gehen, sagte er.
Einen ebenfalls langen Weg geht die evangelische Kirche bereits bei der eigenen Reform. Ebenfalls während der Amtszeit von Bedford-Strohm prognostizierte eine Studie der EKD eine Halbierung der Zahl ihrer Mitglieder bis 2060 - und einen ähnlichen Rückgang der Kirchenfinanzen. Seitdem arbeiten sowohl EKD als auch Landeskirchen an Strukturreformen. Überlegt wird zudem, worauf man sich künftig konzentrieren soll.
Zwei Schlussfolgerungen aus diesen Diskussionen hob Bedford-Strohm besonders hervor, um das bleiben zu können, was er sich wünscht: weiter eine „ausstrahlungsstarke Kirche zu sein“. Dazu seien Allianzen zwischen Kirche und anderen Organisationen nötig sowie „da präsent zu sein, wo sich das Leben der Menschen abspielt, anstatt darauf zu warten, dass die Menschen sich in die vorgegebenen Strukturen begeben“. Das sind zwei von insgesamt zwölf Leitsätzen, die die Synode im vergangenen Jahr zur Reform der Kirche verabschiedet hat.
Sorgen um die Zukunft seiner Kirche macht sich Bedford-Strohm, der bis 2023 bayerischer Landesbischof bleibt, jedenfalls nach eigenen Worten nicht. In den vergangenen Jahren habe er eine „ungeheure Beweglichkeit“ der Kirche gespürt, sagte er: „Da bin ich stolz drauf.“
08.11.2021
EKD/ELKB