In Gedenken an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
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Gedenkgottesdienst
"Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit"
Am 18. Februar 1943 wurden Sophie und Hans Scholl im Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität München verhaftet. Sie hatten von den Galerien des Lichthofes Flugblätter abgeworfen, in denen sie zum Widerstand gegen das NS-Regime aufriefen. Auch Willi Graf wurde an diesem Tag festgenommen, wenige Tage später Christoph Probst, Alexander Schmorell und Professor Kurt Huber. In den nächsten Tagen und Monaten wurden sie von der NS-Justiz ermordet, Anfang 1945 auch noch Hans Leipelt aus der Münchner Nachfolgegruppe der Weißen Rose.
Zum 80. Jahrestag erinnert am Sonntag, 12. Februar 2023, 15 Uhr, die Evangelische Versöhnungskirche auf dem einstigen KZ-Areal in Dachau – als zentrale Gedenkkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland für alle Opfer des Nationalsozialismus – mit einem Gottesdienst an die Zivilcourage der Weißen Rose. Als Ehrengäste haben insgesamt acht Familienangehörige von Christoph Probst, Willi Graf und Professor Kurt Huber zugesagt. Ein Neffe von Sophie und Hans Scholl hat schriftliche Grüße übermittelt.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht eine Szenische Lesung aus Briefen der studentischen Mitglieder der Weißen Rose. Es lesen angehende Abiturientinnen aus dem Geschichtskurs von Studiendirektorin Hedwig Bäuml am Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasium (ITG), nur wenige Jahre jünger als die widerständigen Studentinnen und Studenten damals: Lana Cerkez, Evelyn Hahn, Julia Kellerer, Anna Lessiak, Sara Mass und Linda Rrukaj. Evelyn Hahn, Anna Lessiak vom ITG sowie Sara Brunner (Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste aus den USA an der Versöhnungskirche) sagen in kurzen Statements, was die Beschäftigung mit dem Widerstand der Weißen Rose für sie heute bedeutet. Die liturgische Gestaltung liegt bei Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche. Franz Werner begleitet den Gottesdienst an der Orgel.
Hans und Sophie Scholl sowie Hans Leipelt waren evangelisch, Willi Graf und Kurt Huber katholisch, Alexander Schmorell russisch-orthodox und Christoph Probst wuchs bekenntnislos auf und ließ sich kurz vor der Hinrichtung vom katholischen Gefängnisseelsorger taufen. Die Beheimatungen in unterschiedlichen Kirchen erlebten sie – und dies war keineswegs selbstverständlich in der damaligen Zeit – nicht als eine trennende Grenze. Gerade in der konkreten Herausforderung erkannten sie das verbindend Größere, die Notwendigkeit eines neuen gemeinsamen Aufbruchs.