Gebetswoche

"Wir haben seinen Stern gesehen"

Zeichen der Verbundenheit: Mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffneten Münchner Christen am 19. Januar die Gebetswoche für die Einheit der Christen.

Mit einem zentralen ökumenischen Gottesdienst haben Münchner Christen aller Konfessionen am Mittwochabend, 19. Januar, im Dom zu Unserer Lieben Frau die Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hielt den Gottesdienst gemeinsam mit dem Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, dem rumänisch-orthodoxen Bischof Sofian von Kronstadt und Pfarrer Markus Zaia von der Assyrischen Kirche des Ostens. In seiner Predigt erinnerte Bedford-Strohm an den Stern, der nach der Überlieferung des Matthäusevangeliums die Weisen aus dem Morgenland zur Krippe nach Bethlehem geführt hat. Die Begegnung mit dem Jesuskind habe sie selber zu neuen Menschen gemacht, so der Landesbischof. Denn anschließend leisteten sie „zivilen Ungehorsam“, in dem sie den Befehl des König Herodes missachten, ihn zum Aufenthaltsort des Kindes zu führen.

Schon damals habe es laut dem Landesbischof Machthaber gegeben, „die über Leichen gehen, um ihre Macht zu sichern“, wie „die Assads, die Kim Jong Uns, die Lukaschenkos dieser Zeit“. Hätte die Heilige Familie aufgrund von geschlossenen Grenzen kein Asyl in Ägypten bekommen, „dann hätte es auch das neugeborene Jesuskind getroffen“, so der Landesbischof. Der Stern ziehe auch heute „mit denen, die Christus anbeten, sich von ihm verwandeln lassen“ und für Frieden, Gerechtigkeit und Schalom einträten. Wie die „Frauen in Belarus und Myanmar, die sich den Diktatoren mutig entgegenstellen und dabei ihr Leben riskieren“. Oder die Pfarrerinnen, Priester und Nonnen in Deutschland, „die geflüchteten Menschen Kirchenasyl gewähren“ und zwar glücklicherweise in unserem demokratischen Land nicht Leib und Leben riskieren, aber mit Gerichtsverfahren, schlimmstenfalls Haftstrafen rechnen müssten, so Bedford-Strohm.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, würdigte den Gottesdienst in seiner Begrüßung als „Zeichen der Verbundenheit und Versöhnung“ im „Bewusstsein unserer eigenen Geschichte und unserer eigenen noch zu überwindenden Trennungen“. Zeichenhaft sei die gemeinsame Feier auch „angesichts der vielen Spannungen, die wir in diesen Tagen in unserer Gesellschaft erleben“, so Marx laut Manuskript. Christinnen und Christen verpflichteten sich im Rahmen der Gebetswoche um ihre Einheit „neu darauf, Botschafter des Dialoges und der Versöhnung zu sein“. Dabei gelte es, so Marx, „klar in den Positionen zu sein, die uns prägen“, aber stets offen zu bleiben für das Gespräch und für „ein ernsthaftes Hinhören auch mit dem, der unsere Positionen anfragt“. Daran erinnere auch Papst Franziskus immer wieder in besonderer Weise mit seinem Aufruf, stärker synodale Kirche zu werden.

Die Gebetswoche feiern Christen aller Konfessionen weltweit mit zahlreichen Gottesdiensten und Begegnungen von Dienstag, 18. Januar, bis Dienstag, 25. Januar. Der internationale liturgische Entwurf wurde in diesem Jahr vom Ökumenischen Rat der Kirchen im Nahen Osten erarbeitet und steht unter dem Leitwort „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten“ (Mt 2,2). Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird seit 1908 begangen. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten sie gemeinsam, wobei in jedem Jahr eine ökumenische Gruppe aus einem anderen Land die Vorbereitung übernimmt. In Deutschland wird die Gebetswoche getragen von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).

19.01.2022