Aufgrund der Dürre sind viele Viehbauern mit ihren Herden umgezogen.
Bild: GettyImages-Thomas-Spaeter
Erntedankfest 2022
Ernte-Dank? Ernte-Bitte!
Mit reich geschmückten Altären wird am Sonntag Gott für die Ernte gedankt. Obst, Gemüse und Getreide zieren die Kirchen - Lebensmittel, die gerade in den aktuellen Zeiten ein wertvolles Gut sind.
Wie der Bayerische Bauernverband im August bekannt gab, ist die Ernte im Ackerbau in diesem Jahr unterdurchschnittlich. Jährlich führt der Verband zum Abschluss der Erntesaison eine Ernteumfrage im Ackerbau durch, auf deren Basis eine Erntebilanz gezogen werden kann. Grund für die schlechte Ernte sei die große Trockenheit der Böden. Flächendeckenden Niederschläge seien dieses Jahr kaum gefallen.
Trockenheit und Dürre, sind zu einem großen Thema für die Landwirtschaft in Deutschland geworden. Andere Länder kämpfen mit diesem Problem schon länger. So sind in einigen afrikanischen Ländern inzwischen vier Regenperioden ausgefallen, was zu großen Ausfällen in der Ernte führt.
In so einem Land lebt Paula Trzebiatowski mit ihrer Familie. Sie ist Pfarrerin der Bayerischen Landeskirche, arbeitet momentan allerdings in Nairobi in Kenia. In der Kenyan Evangelical Lutheran Church (KELC) ist sie als „Director of Christian Education“ für ganz Kenia und als Gemeindepfarrerin in Nairobi unterwegs.Uns erzählt sie in einem kleinen Interview wie man in Kenia Erntedank feiert und wie sich die große Dürre auf das Leben vor Ort auswirkt:
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Wie feiert man in Kenia Erntedank? Gibt es besondere Bräuche?
In Kenia heißt Erntedank „mavuno“. Je nach Kirche und Region gibt es verschiedene Bräuche, ähnlich auch wie es auch in Bayern regionale Unterschiede gibt. Zu Erntedank wird alles in die Kirche gebracht was geerntet wird, das sind hier vor allem Getreide, Mais, Spinat, Avocados oder Mangos. Wer keine Felder hat, spendet anderes Materielles oder Geld. Alle materiellen Dinge werden nach dem Gottesdienst versteigert. Das eingenommen Geld erhält die Gemeinde. Der Erlös der ersten Ernte geht an den Pfarrerinnen und Pfarrer und die Mitarbeitenden der Gemeinde. Da sich jede Gemeinde selber finanzieren muss, ist das besonders wichtig für die Kirche.
Wie wirkt sich die anhaltende Dürre auf das Erntedankfest aus?
Die Dürre sorgt dafür, dass vieles kleiner ausfällt. Die Viehwirtschaft spielt eine wichtige Rolle in Kenia. Aufgrund der Dürre sind viele Viehbauern mit ihren Herden umgezogen, sodass in den Gemeinden Mitglieder fehlen. Trotz allem feiern die Gemeinden Erntedank, da ihnen in diesem Jahr noch deutlicher wird, für was sie dankbar sind, da sie aktuell besonders merken, was ihnen fehlt.
"Die Dürre sorgt dafür, dass vieles kleiner ausfällt. Trotz allem feiern die Gemeinden Erntedank, da ihnen in diesem Jahr noch deutlicher wird, für was sie dankbar sind."
Paula Trzebiatowski
Wie wirkt sich die Dürre im Allgemeinen auf das Leben in Kenia aus?
Die Dürre betrifft sehr große Teile Kenias. In den betroffenen Teilen hat sich das Leben grundlegend gewandelt. Die Menschen leben oft von einem Tag auf den anderen und versuchen ihre Familien und Viehherden zu ernähren. Auch viele Kirchen trifft die Dürre hart, da sie in großen Teilen auf die Spenden ihrer Mitglieder angewiesen sind, die Gemeindemitglieder aber nur ein Bisschen geben können. Die KELC versucht durch Hilfsprojekte wie zum Beispiel Wasser- und Lebensmittelspenden den Menschen in den besonders betroffenen Regionen zu helfen. Doch sehr viele Menschen verlieren durch die Dürre ihre Lebensgrundlage und leiden an immensem Hunger. Auch weil die Lebensmittelpreise ohne Vorwarnung dieses Jahr in die Höhe geschossen sind. So kostest beispielsweise eine große Flasche Sonnenblumenöl im Moment 360 Kenia Schilling (ca. 3€). Letztes Jahr lag dieser Preis noch bei 190 Kenia Schilling (ca. 1,50€). Während sich viele Preise verdoppeln, bleiben die Löhne vor allem bei der armen Bevölkerung gleich.
29.09.2022
Barbara Krauße
Ernte-Dank in einem Jahr zu feiern, in dem viele Menschen wahrgenommen haben, wie wertvoll und kostbar und wenig selbstverständlich es ist, genug Lebensmittel zu haben, rückt den Dank, aber auch das Denken an Menschen in Ländern, die vom Klimawanderl schon wesentlich stärker betroffen sind als Deutschland, noch einmal mehr in den Fokus. Viele Gemeinden werden in diesem Jahr Gott nicht nur danken, sondern auch bitten, dass im nächsten Jahr die Ernten wieder höher und ertragreicher ausfallen mögen - auch bei den Glaubensgeschwistern im globalen Süden.