Aus Sicht des kda geht es beim Thema Rente um eine Frage der Gerechtigkeit: "Gerechtigkeit in der Verteilung lebensnotwendiger Ressourcen ist die Voraussetzung für sozialen Frieden.“
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Equal Pay Day
Flaschensammeln ist kein Rentenkonzept
Heute am 7. März ist Equal Pay Day. Dieser Tag symbolisiert jedes Jahr den aktuellen durchschnittlichen Bruttostundenlohnunterschied von vollzeiterwerbstätigen Frauen und Männern. Bis zu diesem Tag müssen Frauen im Durchschnitt weiterarbeiten, um auf das gleiche Jahresgehalt 2022 wie ihre männlichen Kollegen zu kommen. Der „Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt“ (kda) rückt zu diesem Anlass die Altersarmut von Rentnerinnen in den Fokus.
Der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern wächst sich zu einem gravierenden Gefälle bei den Alterseinkommen aus: Während der Erwerbslohnunterschied 18% beträgt, liegt das Gefälle bei den Renten sogar bei 53 Prozent. Dieser „Gender Pension Gap“ hat sich in den letzten 20 Jahren zwar verringert, Deutschland ist aber trauriger Spitzenreiter unter den OECD-Staaten. 21 Prozent der Frauen über 64 Jahren waren im Jahr 2021 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
„Armut führt nicht nur zur Unterversorgung im alltäglichen Leben, sondern schränkt auch die Handlungs- und Entscheidungsspielräume ein, behindert den Zugang zu sozialen und kulturellen Ressourcen und stellt ein Gesundheitsrisiko dar“, so Nina Golf, wissenschaftliche Referentin im „Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt“ (kda) der bayerischen Landeskirche.
Das vierte biblische Gebot „Du sollst Vater und Mutter ehren“ schärft ein, dass sich keiner sich selbst verdankt, sondern auf den Schultern vorhergehender Generationen steht. Eine Gesellschaft, die Armut im Alter hinnimmt, muss sich fragen lassen, ob sie diesem Gebot entspricht.
Dr. Johannes Rehm, Leiter des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (kda)
Betroffen von Altersarmut sind vor allem Frauen: Alleinerziehende, in der Familie mit drei oder mehr Kindern, Erwerbslose. Gründe sind neben der Lohnungleichheit unter anderem die „Teilzeitfalle“ und die Rentenlücke durch Carearbeit. Für Frauen mit niedrigen Renten kommt erschwerend hinzu:
- Ansprüche aus der betrieblichen Altersversorgung kompensieren die geringen gesetzlichen Renten von Frauen nicht (da die betrieblichen Anwartschaften geringer sind als die der Männer.)
- Ansprüche aus den geringen betrieblichen und gesetzlichen Renten können nicht durch privates Vermögen kompensiert werden. Der Gender Wealth Gap bezeichnet den Unterschied zwischen Bruttovermögen zwischen Frauen und Männer und beträgt 45 Prozent in Deutschland.
- Auch Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter verringert die wirtschaftlichen Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen nicht. So existiert auch ein Gender Pay Gap für beschäftigte Ruheständler*innen: Während Männer im Ruhestandsalter im Durchschnitt 771 Euro verdienten, waren es bei Frauen nur 386 Euro.
„Das vierte biblische Gebot „Du sollst Vater und Mutter ehren“ schärft ein, dass sich keiner sich selbst verdankt, sondern auf den Schultern vorhergehender Generationen steht“, Dr. Johannes Rehm, Leiter des kda. „Eine Gesellschaft, die Armut im Alter hinnimmt, muss sich fragen lassen, ob sie diesem Gebot entspricht. Aus Sicht des kda geht es beim Thema Rente um eine Frage der Gerechtigkeit. Gerechtigkeit in der Verteilung lebensnotwendiger Ressourcen ist die Voraussetzung für sozialen Frieden.“
07.03.2023
kda/Schürmann
Damit es in Zukunft eine Rente ohne Armut in Deutschland gibt, muss sich das System den veränderten Bedingungen am Arbeitsmarkt anpassen. Der kda macht konkrete Vorschläge, wie das geschehen kann:
- Rentenniveau der gesetzlichen Rente auf über 50 Prozent anheben.
- Mindestlohnes an eine armutsfreie Rentenhöhe anpassen.
- Guter Lohn bringt gute Rente.
- Niedrige Einkommen aufwerten!
- Niedrige Einkommen und Zeiten von Arbeitslosigkeit in der Rentenversicherung aufwerten.
- Mehr Rentenpunkte für Sorgearbeit!
- Mehr Rentenpunkte für private und berufliche Pflege- und Erziehungsarbeit.
- Selbständige versichern!
- Solo-Selbständige ins Rentensystem integrieren.