E i N L E i t u N G Der Impuls der Befreiung in Luthers Schriften, Art und Geschwindigkeit ihrer Verbreitung, der kritische Widerspruch gegenüber Monopolen von Meinungs- macht und Lebensdeutung sowie die Beteiligung des einzelnen Christen an der Su- che nach der Wahrheit des Glaubens in seiner jeweiligen Zeit, sind ein Erbe der Re- formation, das heute Christen aller Konfessionen aufgetragen ist. Dieses Erbe ver- pflichtet die Kirchen, die Entwicklung der Medien, der medialen Kommunikation, deren Chancen und Risiken, ihre Diskurse und kritischen Potenziale zu begleiten. Es verpflichtet Christen in der Gesellschaft, die Bedingungen der Kommunikation zwischen Menschen sowie die technischen Voraussetzungen dafür zu reflektieren. Medien sind aus dieser Tradition heraus als Instrumente der Freiheit und neuer Wahlmöglichkeiten zu verstehen. Dass die neuen Medien, insbesondere die Social Media, auch Risikopotential in sich bergen, liegt auf der Hand. Voraussetzung, diese Bedingungen zu reflektieren, ist, dass die Qualität der Informationen, die in der Gesellschaft verbreitet werden, nach den Regeln und ethischen Maßstäben der Publizistik gesichert ist. Im Zeitalter der digitalen Kom- munikation – in dem ähnlich wie im Reformationszeitalter zugleich Monopole die Wahrnehmung der Menschen dominieren und herkömmliche Autoritäten in Frage stehen – verpflichtet das reformatorische Erbe darüber hinaus, die Gesetze dieser neuen Kommunikationsformen angemessen und kritisch zu würdigen. Der derzeitige Medienwandel zeitigt technische wie sozial-kulturelle Ver- änderungen, deren Auswirkungen derzeit nicht abschätzbar sind. Prognosen glei- chem dem sprichwörtlichen Stochern im Nebel: Von Horror- bis Eldorado-Szenarien lassen sich je nach intentionaler Provenienz der Deuter alles finden. Klar dabei ist: Die Phänomene der digitalen Gesellschaft legen es nahe, die Vorstellung vom glei- chen Menschen in diesem sozialen Raum (der aus vielen unterschiedlichen digita- len Welten besteht) neu zu beschreiben. Von dieser „Mediatisierung“ sind Wissen und Wissenschaft ebenso betroffen wie Glaube und Gemeinschaft. Die digitale Medienrevolution fordert heraus, die Frage nach der Zugangs- gerechtigkeit zu neuen Kommunikationsmöglichkeiten, nach den Kommunikati- onsrechten Einzelner und von Gruppen, auf nationaler wie internationaler Ebene, zu stellen und wachzuhalten. Es gilt, die Balance zwischen den Ansprüchen der Öffentlichkeit auf Information und dem Schutz der Privat- und Intimsphäre zu 7 medien als instrumente der Freiheit Kommunikations rechte