KMU6 ist die erste Mitgliedschaftsbefragung der EKD, die die Bevölkerung im Ganzen erfasst und gesamtgesellschaftlich repräsentative Einstellungen und Haltungen zu Kirche, Glaube und Religion erhebt.

KMU6 ist die erste Mitgliedschaftsbefragung der EKD, die die Bevölkerung im Ganzen erfasst und gesamtgesellschaftlich repräsentative Einstellungen und Haltungen zu Kirche, Glaube und Religion erhebt.

Bild: GettyImages

EKD-Studie

Landeskirche will Reformen "mit aller Energie" vorantreiben

Ende der 2020er Jahre dürften laut einer neuen Studie Konfessionslose in Deutschland in der Mehrheit sein. Selbst von den Kirchenmitgliedern bezeichnen sich rund ein Drittel als nicht religiös. Mehr Vertrauen genießen Diakonie und Caritas.

Die Kirchenbindung in Deutschland nimmt laut einer neuen Studie schneller ab als erwartet, das Vertrauen in die kirchlichen Sozialverbände Diakonie und Caritas bleibt hingegen hoch. Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp sagte in einer ersten Reaktion auf die Studie auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) vom Dienstag, dass die Landeskirche ihre begonnenen Reformen „mit aller Energie“ vorantreiben wolle. „Wir wollen genau hinhören, was unsere Kirchenmitglieder von uns erwarten und für ihr Leben brauchen.“

„Wir suchen weiter nach neuen Wegen, wie wir den Trost, das Zuhören, praktische Nächstenliebe und das solidarische Eintreten für Menschen in Not glaubwürdig erlebbar machen“, sagte Kopp weiter. Die bayerische Landeskirche hatte im Jahr 2017 ihren Reformprozess „Profil und Konzentration“ (PuK) gestartet. Damit will sie sich zukunftsfest aufstellen - angesichts von weniger werdenden Kirchenmitgliedern und theologischem Nachwuchs sowie sinkenden Kirchensteuereinnahmen.

Am Dienstag hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) während der EKD-Synodentagung in Ulm ihre sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung vorgestellt, die seit 1972 etwa alle zehn Jahre erscheint. Sie ist eine religionssoziologische Studie, die Einstellungen zu Religion und Kirche in der Bevölkerung untersucht. In der aktuellen Studie wurden erstmals auch Ergebnisse für katholische Kirchenmitglieder mit erhoben.

Derzeit ist laut der EKD-Studie noch eine knappe Mehrheit der Deutschen christlich-konfessionell gebunden. Zähle man die Mitglieder aller christlichen Konfessionen, auch der Orthodoxen und Freikirchen, zusammen, machte deren Bevölkerungsanteil Ende 2022 52 Prozent aus. Nach derzeitigem Trend werde 2024 der Anteil der christlich-konfessionell Gebundenen unter 50 Prozent sinken.

Religiöse Menschen sind laut der Studie in der Gesellschaft schon heute deutlich in der Minderheit. 13 Prozent der Befragten verstehen sich als kirchlich-religiös, 25 Prozent als religiös-distanziert, 56 Prozent sind Säkulare, denn auch unter den Kirchenmitgliedern bezeichnete sich rund ein Drittel als nicht religiös.

Besser stehen dagegen der Studie zufolge die kirchlichen Sozialverbände Diakonie und Caritas da, die bei Kirchenmitgliedern sowie Nicht-Mitgliedern vergleichsweise hohes Vertrauen genießen. Auf einer Bewertungsskala von 1 bis 7 rangieren Diakonie und Caritas bei den Menschen in Deutschland mit durchschnittlich 4,2 Punkten auf Rang drei hinter Justiz (4,5) und Hochschulen (5,0) und noch vor Bundesregierung (3,8) und politischen Parteien (3,1).

Diakonie und Caritas gehörten demnach zu den „Institutionen mit den höchsten Vertrauenswerten in Deutschland“, erklärte die Vorstandssprecherin der Diakonie München und Oberbayern, Andrea Betz, am Dienstag. Sie werte das als „wertvolle Bestätigung unserer Arbeit“. Die Vorständin weiter: „Unser sozialer Einsatz für benachteiligte und schutzbedürftige Menschen ist laut der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung richtig und wichtig.“

Viele Menschen erwarteten von den Kirchen soziales und solidarisches Handeln. Allerdings gehe laut Studie der Kontakt der Kirchen zu benachteiligten Menschen zunehmend verloren, sagte Betz. Deshalb müssten „Diakonie und Kirche gut zusammenarbeiten, um Menschen an den Schwellen ihres Lebens und in Krisensituationen zu sehen und zu unterstützen“. Die Diakonie in Bayern ist der zweitgrößte Wohlfahrtsverband im Freistaat mit fast 100.000 Beschäftigten und mehr als 3.000 Einrichtungen.

Die Befragung zur Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung fand zwischen Oktober und Dezember 2022 durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa statt. Insgesamt wurden 5.282 Personen befragt. Die Studie entstand unter Federführung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz war erstmals an der Erstellung beteiligt.

16.11.2023
epd

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