Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm predigte am Buß-und Bettag in der Münchner Matthäuskirche
Bild: ARD
Fernsehgottesdienst am Buß- und Bettag
Alles egal? Oder hast Du noch Träume?
Der Buß- und Bettag, so der Landesbischof, sei ein Tag des Nachdenkens über eigenes Handeln und den Umgang im täglichen Miteinander. „Die Güte Gottes gibt uns Kraft, über uns selbst nachzudenken. Wo rede ich selbst gedankenlos über andere, in ihrer Abwesenheit, so dass sie sich nicht wehren können? Wo rege ich mich genau deswegen so auf, weil ich das, worüber ich mich aufrege, bei mir selbst kenne und nicht mag?“
Manche Eigenschaften, so der Landesbischof, verurteile man bei anderen nur deshalb so stark, weil man sie von sich selbst so gut kenne. Aber Gottes Güte "gibt Kraft und Mut, unsere Schattenseiten anzusehen". Das Vertrauen auf die Langmut Gottes heiße aber nicht, "dass alles egal ist. Sondern es heißt, im Horizont der Güte Gottes das eigene Leben anschauen und neu ausrichten."
Gottes Güte öffne gerade die Augen für das, was im Zusammenleben falsch laufe, so Bedford-Strohm. „Wer gezielt Falschbotschaften in die Welt setzt und durch digitale Kommunikation Gift verbreitet und damit systematisch das achte Gebot verletzt („Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“), dessen Handeln verdient keinen Langmut, sondern die klare Gegenwehr von Staat und Zivilgesellschaft. Und wenn er damit die Saat dafür aussät dafür, dass das fünfte Gebot – „Du sollst nicht töten“ – gebrochen wird, dann muss verhindert werden, dass seine Botschaften weiterverbreitet werden können."
Mir ist nicht alles egal. Ich habe Träume. Nämlich, dass wir barmherzig miteinander umgehen, den anderen vergeben, weil wir wissen, wie sehr wir selbst auf Vergebung angewiesen sind. Dass wir das Richten ganz Gott überlassen, dass wir uns erneuern lassen von seiner Liebe und Barmherzigkeit – das ist mein Traum für unsere Gesellschaft."
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Barmherzigkeit, Güte und Langmut seien dort fehl am Platz, wo sie sabotiert würden, sondern hätten dort ihren Ort, wo sie sich ausbreiten könnten. Dafür gebe es im Alltag viele Gelegenheiten, beispielsweise im Straßenverkehr. Hier gebe es immer wieder Situationen, auf die man sehr unterschiedlich reagieren könne: mit Ärger oder mit Geduld und Wohlwollen. "Wohlwollen gegenüber anderen können wir dann entwickeln, wenn wir selbst immer wieder neu werden", betonte der Landesbischof. "Wenn wir in all unserem redlichen Bemühen an unsere Grenzen geraten, scheitern, vielleicht in Abgründe blicken – und dann erfahren dürfen, dass Gott gütig ist, dass er uns vergibt und uns neu anfangen lässt."
20.11.2019
ELKB