Kirchenvertreter aus Bayern und der Nordkirche tauschten sich in Regensburg miteinander über Zukunftsfragen aus.
Bild: ELKM / C. Meyer
Kirchenpartnerschaft mit Mecklenburg
"Intensität und Leichtigkeit"
"Die Erfahrungen unseres Lebens können einander befruchten! Zu hören, auf welche Weisen Gemeindeleben hier in Bayern und bei uns in Mecklenburg gelingen kann, ist bereichernd!", beschrieb der Schweriner Bischof Andreas v. Maltzahn die Bedeutung der langjährigen Kirchenpartnerschaft. Zusammen mit dem Landesbischof der Nordkirche, Gerhard Ulrich und der Präses der Kirchenkreissynode, Stefanie Wolf, leitete v. Maltzahn die Delegation der Nordkirche. In Bayern wurden sie von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel und Mitgliedern des Landeskirchenrats sowie des Landessynodalausschusses empfangen.
In diesem Jahr standen die Beziehungen zwischen Kirche und Hochschule, aktuelle Herausforderungen bei der Gestaltung kirchlichen Lebens und die Zukunft der 70-jährigen Partnerschaft auf dem Programm.
Von den Erfahrungen der Anderen profitieren
Ein gemeinsames Zukunftsthema für die Kirche insgesamt seien beispielsweise die verringerten Ressourcen, so v. Maltzahn. „Diese müssen optimal eingesetzt werden, damit Menschen dennoch mit ihren Fragen die Lebenskraft des Glaubens erfahren können.“ Das bedeute, insbesondere in peripheren ländlichen Räumen neue Arbeitsweisen zu entwickeln, „die Kirche nah bei den Menschen bleiben lässt, ohne dass Mitarbeitende ausbrennen. Weniger muss anders sein. Bilder von Gemeinde werden sich daher wandeln.“ Von Maltzahn zeigte sich überzeugt: „Mehr denn je können wir in solchen Fragestellungen von den Erfahrungen der anderen und vom theologischen Gespräch profitieren.“ Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm betonte, Mecklenburg zeige wie man mit weniger Ressourcen eine dennoch „ausstrahlungsstarke Kirche“ sein könne. Dies gebe den bayerischen Christen viel Zuversicht für die eigenen Veränderungsprozesse, bei denen es unter anderem um mehr Vernetzung gehe. „Die Nordkirche braucht diesen Dialog“, bekannte ebenso Landesbischof Gerhard Ulrich. Zudem zeichne sich die Partnerschaft durch eine „erfreuliche Mischung aus Intensität und Leichtigkeit“ aus.
Kirche und Hochschule
Das zweigte sich auch in Regensburg: Mit Professor Udo Hebel, dem Präsidenten der Universität Regensburg, diskutierten die Kirchenleitungen über das Thema, wieviel Religion die säkularisierte Universität vertrage. Der Kulturwissenschaftler stellte heraus, wie wichtig Orientierung zu Werten wie Toleranz und Menschlichkeit für Studierende sowie interkulturelle und interreligiöse Begegnungen untereinander seien. Mit „CampusAsyl e.V.“ lernten die Delegationen ein beeindruckendes Projekt der Uni und der benachbarten Ostbayerischen Technischen Hochschule kennen, an dem sich die evangelischen Studierendengemeinden aktiv beteiligen. Deren Angebote und die seelsorgliche Betreuung der Studierenden aus Deutschland und dem Ausland sind für Uni-Präsident Hebel bei aller gebotenen Neutralität einer staatlichen Einrichtung unverzichtbar.
Weiterhin tauschten sich die Teilnehmenden zu Vergangenheit und Zukunft der Partnerschaft aus. Schlusspunkt der Begegnung der Gottesdienst in der Regensburger St. Matthäuskirche. Die dortige Kirchengemeinde ist eine von über 40 bayerisch-mecklenburgischen Partnergemeinden, sie unterhält eine lebendige Partnerschaft zur Pfarrgemeinde St. Marien in Güstrow. In seiner Predigt zum Römerbrief (Röm 12, 9-16) rief Bischof v. Maltzahn dazu auf, bereit zu sein zum Aufbruch aus dem Gewohnten, das Unbekannte, in das Gott führe, nicht zu scheuen und sich berühren zu lassen vom Ergehen der Menschen, die ebenfalls auf dem Wege seien. Als ein Beispiel nannte Andreas v. Maltzahn das Projekt ‚schall.platte‘ des Vereins „Polylux.ev“– der Chor vom Datzeberg, einem Plattenbaustadtteil Neubrandenburgs: „Dieser Chor gibt den Leuten buchstäblich ihre Stimme wieder. Menschen, die Tag für Tag auf den Ämtern erfahren, dass sie nicht gebraucht werden, sondern ein Problemfall sind, erleben durch ‚schall.platte‘: Ihre Stimme zählt! Sie erleben Gemeinschaft, geben Konzerte.“… Menschen richten sich auf, spüren ihre Würde, entwickeln Zutrauen zu ihren Gaben und machen sie fruchtbar.“
Eine bewegte Geschichte
Die jährlichen Begegnungen sind Teil der über 70jährigen Kirchenpartnerschaft zwischen der bayerischen Landeskirche und dem Kirchenkreis Mecklenburg innerhalb der Nordkirche. Seit 1948 besteht die Partnerschaft zwischen Bayern und Mecklenburg, erste Anfänge reichen bis in die 1930er-Jahre zurück. Die Partnerschaft wurde auch fortgesetzt, als im Jahr 2012 die Mecklenburgische Kirche Teil der Nordkirche wurde. Die Tradition hat die Zeit der zwei deutschen Staaten überdauert und den Weg für die Wende im Jahr 1989 bereitet. Sie hat Freundschaften zwischen Kirchengemeinden und Familien entstehen lassen, die bis heute lebendig sind.
Derzeit halten mehr als 40 Kirchengemeinden in Bayern und Mecklenburg Kontakt und gestalten Partnerschaften. Die Zahl lag vor dem Mauerfall deutlich höher. Nach 1961 hatte fast jede mecklenburgische Kirchengemeinde eine Partnergemeinde im Freistaat Bayern. Es gab sogar damals verbotene Drittlandbegegnungen. So trafen sich junge Christen aus Bayern und Mecklenburg beispielsweise in der damaligen Tschechoslowakei zu gemeinsamen Rüstzeiten. Bis heute gibt es zwischen Gemeinden vielfältige Besuche, Kanzeltausch-Aktionen, gemeinsame Jugend-Freizeiten, Familien und Gemeindeglieder besuchen sich wechselseitig.
23.01.2019
cme/elkb