In Waren an der Müritz treffen sich in diesem Jahr Kirchenvertreterinnen und -vertreter aus Bayern und Mecklenburg, im Bild der Tiefwarensee bei Waren.
Bild: Peng
Kirchenleitung
Austausch über 30 Jahre Friedliche Revolution
Vertreterinnen und Vertretern der Nordkirche und ihres Kirchenkreises Mecklenburg sowie der bayerischen Kirchenleitung treffen sich am kommenden Wochenende, vom 31. Januar bis 2. Februar 2020, in Waren an der Müritz im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.
Die Rolle der Kirchen und die Ereignisse im Herbst 1989 im Nordosten wird an Sonnabend die Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur in MV, Anne Drescher, näher beleuchten. Zudem werden Gesichter der Revolution, wie Christoph de Boor, Cornelia Ogilvie und Eckhart Hübener, den Gästen die damalige Situation mit persönlichen Erlebnissen und Einsichten näherbringen.
Ein dunkles Kapitel der DDR-Geschichte steht am Nachmittag auf dem Programm: Die Delegationen werden die ehemalige U-Haftanstalt des früheren Ministeriums für Staatssicherheit in Neustrelitz besuchen und mit inhaftierten Zeitzeugen ins Gespräch kommen.
Andacht und Gottesdienst mit Bischof Tilman Jeremias
Diese beginnt um 18.10 Uhr in der St. Georgenkirche und endet nach einem Gang durch die Stadt in der St. Marienkirche. Ein Gemeindegottesdienst am Sonntag um 10 Uhr im „Schmetterlingshaus“ (D.-Bonhoeffer-Straße 6) bildet den Schlusspunkt der Begegnung an der Müritz. Dort predigt Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche.
Die jährlichen Begegnungen sind Teil der über 70jährigen Kirchenpartnerschaft zwischen der bayerischen Landeskirche und dem Kirchenkreis Mecklenburg innerhalb der Nordkirche. Die hiesige Delegation wird geleitet durch die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, den Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias und Stefanie Wolf, der Präses der Kirchenkreissynode Mecklenburg, sowie Propst Dirk Sauermann, dem Vorsitzenden des mecklenburgischen Kirchenkreisrates. Aus Bayern kommen Mitglieder des Landeskirchenrats und des Landessynodalausschusses unter Leitung von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel nach Waren.
Seit 70 Jahren eng miteinander verbunden
Seit 1948 besteht die Partnerschaft zwischen Bayern und Mecklenburg, erste Anfänge reichen bis in die 1930er-Jahre zurück. Die Partnerschaft wurde auch fortgesetzt, als im Jahr 2012 die Mecklenburgische Landeskirche Teil der Nordkirche wurde. Die Tradition hat die Zeit der zwei deutschen Staaten überdauert und den Weg für die Wende im Jahr 1989 bereitet. Sie hat Freundschaften zwischen Kirchengemeinden und Familien entstehen lassen, die bis heute lebendig sind.
Derzeit halten mehr als 40 Kirchengemeinden in Bayern und Mecklenburg Kontakt und gestalten Partnerschaften. Die Zahl lag vor dem Mauerfall deutlich höher. Nach 1961 hatte fast jede mecklenburgische Kirchengemeinde eine Partnergemeinde im Freistaat Bayern. Es gab sogar damals verbotene Drittlandbegegnungen. So trafen sich junge Christen aus Bayern und Mecklenburg beispielsweise in der damaligen Tschechoslowakei zu gemeinsamen Rüstzeiten. Bis heute gibt es zwischen Gemeinden vielfältige Besuche, Kanzeltausch-Aktionen, gemeinsame Jugend-Freizeiten, Familien und Gemeindeglieder besuchen sich wechselseitig.
Die wechselseitigen Besuche der Kirchenleitungen in den vergangenen Jahren haben die Beziehungen vertieft. Der Austausch und die Besuche vor Ort machen deutlich, was sich von der Situation her gleicht und wo es Unterschiede in der kirchlichen Arbeit zwischen Bayern und Mecklenburg gibt, wo man voneinander lernen oder auch helfen kann.
28.01.2020
ELKB