Ein Welpe im Korb beim Arche-Noah-Gottesdienst

Der gerade einmal 11 Wochen alte Welpe fühlte sich in seinem Korb beim Gottesdienst sichtlich wohl.

Bild: Victoria Kühborth

Arche-Noah-Gottesdienste

Tiere feiern mit

Sie sind Hausgenossen, beste Freunde, Weggefährten - Haustiere haben für viele Menschen einen hohen Stellenwert. Deswegen brachten in einer Münchner Gemeinde Gottesdienstbesucher:innen ihre Tiere mit. 

Zu einem Arche-Noah-Gottesdienst hatte Maria-Jolanda Boselli, Theologin und Prädikantin, Menschen mit ihren Haustieren in den geräumigen Garten der Magdalenenkirche eingeladen. Ein Gespräch über die Idee die Herausforderungen eines solchen Gottesdienstes.

Frau Boselli, Wie kamen Sie auf die Idee, einen Arche-Noah-Gottesdienst durchzuführen?

Boselli: Wir haben immer mal wieder Menschen, die ihren Hund mit in den Gottesdienst bringen - als geduldete Ausnahme. Hinzu kommt, dass wir heute nicht mehr davon ausgehen können, dass die Menschen im Umfeld in die Kirche kommen, einfach, „weil man das so macht“. Wir wollen mit unseren Angeboten Menschen mit ihren Bedürfnissen, in ihren speziellen Lebenssituationen erreichen, unser Hol-Angebot zu einem Bring-Angebot erweitern. Und natürlich ist mir das Thema Glauben und Tiere auch persönlich wichtig: Ich habe zwei Hunde und zwei Katzen. Als mein vorletzter Hund eingeschläfert wurde, habe ich mit ihm in meinen Armen das Vaterunser gebetet. Ich bin sicher, das hat ihm gutgetan. Die Hunde waren natürlich beim Arche-Noah-Gottesdienst mit dabei.

Sollte sich jemand Gedanken gemacht haben, der Gottesdienst könnte zu stressig für die Tiere sein - dieser Hund beweist das Gegenteil.

Bild: Victoria Kühborth

Entspannter Hund während des Gottesdienstes

24.07.2023
Larissa Launhardt (epd)

Wie genau kann man sich diesen Gottesdienst vorstellen?

Boselli: Wir wollten den Besitzern von Tieren das Gefühl geben, dass sie mit ihrem Tier bei Gott und im Gottesdienst willkommen sind. Dazu haben wir Bibelstellen vorgelesen, in denen Tiere vorkommen, aber auch Gedichte. Wir haben versucht, Fragen rund um das Thema Tiere in der Bibel zu beantworten und haben die Gottesdienstbesucher selbst mit ihren Anliegen zu Wort kommen lassen. Es wurde gesungen, gebetet - und am Ende haben wir alle, auch die Tiere, gesegnet. Zum Abschluss hat es auch Leckerli für die Vierbeiner gegeben. Ganz wichtig war, dass der Gottesdienst nicht länger als 45 Minuten gedauert hat, denn es sollte für kein Tier stressig werden. Und es war so, wie wir es geplant hatten: aufmerksame Gottesdienstfeiernde und entspannte Tiere. Es war ein sehr schöner Gottesdienst mit vielen Menschen, die wir sonst sonntags nicht sehen. Alle waren sehr froh und richtig dankbar, dass sie ihre Lieblinge mitbringen durften.

Was haben Tiere mit dem Glauben oder der Bibel zu tun?

Boselli: Gerade nach Corona ist die Bindung zwischen Mensch und (Haus-)Tier noch mal enger geworden. In Gesprächen kommen Fragen wie: „Kommt mein Hund in den Himmel, wenn er stirbt?“ Oder: „Liebt Gott auch Tiere?“ Und immer wieder kommen, vor allem von Kindern, auch Bitten um eine „Bestattung“ eines Tieres. Wie ist das mit Gott und den Tieren? Im Alten Testament forderte er Brandopfer. Tiere werden in praktisch jeder Geschichte geschlachtet. Aber dann lässt er Noah alle Tiere in die Arche aufnehmen. Wie passt das zusammen? Tatsächlich ist die Bibel eine reiche Fundgrube, wenn es um die Erwähnung von Tieren geht. Tiere als Vorbilder, als Vergleich, oder sie erledigen wichtige Aufgaben für den Menschen, wie die Taube, die Noah über den Stand der Flut auf dem Laufenden hält.