Gottesdienst auf dem Ammersee der Gemeinden Utting-Dießen und Herrsching-Wörthsee am 4. August 2019. Ein Video-Projekt von "Kirche digital".

Ammersee

Ströme lebendigen Wassers

Seit rund 500 Jahren gibt es evangelische Gottesdienste rund um den Ammersee. Diesen Ursprung feierten die Gemeinden am 4. August mit einem Seegottesdienst.

Ein Auszug aus einer Dießener Chronik aus den Jahren 1540 bis 1570 belegt evangelische Zusammenkünfte auf dem See: Fischer aus Dießen und Herrsching trafen sich auf dem See, um reformatorische Predigten heimlich zu lesen. Wörtlich heißt es in der Chronik: „Die neue Lehre … hatte auch im Markte Dießen einige Anhänger gefunden. … Ein gewisser Weltpriester, von lutherischen Grundsätzen angesteckt, (steckte) auch unsere Pfarrkinder, besonders die Fischer, mit diesen (an), dass sie an Festtagen, statt des Besuchs des katholischen Gottesdienstes, auf dem See zusammenkamen und irrgläubige Predigten lasen.“

Diesen Ursprung haben die evangelischen Kirchengemeinden Herrsching und Dießen-Utting am Sonntag, 4. August, um 11 Uhr, mit einem Gottesdienst auf dem See gefeiert. In ihrer Festpredigt ging Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler auf die Geschichte der Sintflut ein, die in der Lage war, alles fortzureißen: „Niemals verführt die Bibel zu Beschaulichkeit, sie führt vor Augen was uns an Schönem gegeben ist und sie lässt keinesfalls im Unklaren um die Gefahren und Lasten, die Ambivalenzen, die unserem Leben auferlegt sind“, so Breit-Keßler. Am Ammersee merke man das, wenn dunkele Gewitterwolken aufzögen. „Unsere Welt lässt sich nicht naiv verherrlichen, sie muss in ihren Widersprüchlichkeiten gesehen und oft genug auch einfach ausgehalten werden.“ Zum Abschluss rief Breit-Keßler die Gottesdienstbesucher auf, sich einzubringen und sich einzumischen: „Von uns allen sollen Ströme lebendigen Wassers ausgehen, wir sollen also Menschen sein, die sich vital, achtsam und kreativ in Welt und Schöpfung einbringen.“

06.08.2019
ELKB