Ein Theologe mit klaren Standpunkten: Der scheidende Regionalbischof Hans-Martin Weiss
Bild: Jakob Schötz
Regionalbischof Weiss verabschiedet
Ein unabhängiger Theologe
Der scheidende Regionalbischof sei ein Theologe mit "klaren Grundhaltungen". Manche hätten diese Haltung als konservativ bezeichnet, sagte der Landesbischof beim Abschiedsgottesdienst in der Neupfarrkirche. Gleichzeitig habe sich Weiss aber eine Offenheit bewahrt, "mit Neugier auf Fragen zuzugehen und sie mit seiner ausgeprägten theologischen Kompetenz zu durchdenken".
Weiss passe sich nicht einfach an Trends anzupassen, sondern prüfe die Geister kritisch, sagte Bedford-Strohm. Erst wenn das Ergebnis als richtig erachtet worden sei, habe er sich erlaubt, "mit etwas Neuem voranzuschreiten".
Dorothea Greiner: "ein wandelndes Geschichtslexikon"
Die Bayreuther evangelische Regionalbischöfin Dorothea Greiner hob heraus, dass Weiss sich mit seiner "unverwechselbaren" Stimme im Landeskirchenrat eingebracht habe. Sie beziehe sich dabei nicht nur auf seine "klare und absolut tonsichere" Gesangsstimme. Weiss sei vor allem "ein wandelndes Dogmen- und Geschichtslexikon" gewesen, das zu seiner "Verankerung in den Grundfesten konservativer lutherischer Theologie" beigetragen habe. Der scheidende Theologe war zudem Sprecher der sechs bayerischen Regionalbischöfe, eine Rolle, die nie infrage gestanden habe. Auch dann nicht, als bei Weiss eine Parkinson-Erkrankung diagnostiziert wurde, die ihm die Arbeit erschwert habe, sagte Greiner.
Die Entpflichtung aus dem Amt wurde mit einem symbolträchtigen Akt vollzogen: Weiss gab dabei sein Amtskreuz an den Landesbischof zurück. Zu Ehren des scheidenden Regionalbischofs erklang die "Deutsche Messe" von Ewald Weiss (1906-1998), eines Großvaters von Weiss, der als Kirchenmusiker und Komponist tätig war.
Weiterhin verkündigen und singen
Hans-Martin Weiss dankte beim Gottesdienst für die Gabe des Singens, die ihm Gott geschenkt habe. "Das Singen hat mir geholfen, Unbegreifliches zu begreifen und auch die Fröhlichkeit der Kirche in ihrer unbeugsamen Vitalität auszudrücken", sagte der 62-Jährige. Auch wenn er im Ruhestand keine Gemeinde leiten oder ein Pfarramt organisieren werde, so bleibe er doch weiterhin Pfarrer. Als solcher wolle er auch künftig "verkünden und singen". Singen sei eine "heilende Ausdrucksweise des Lebens", weil es geeignet sei, "sich gegen den Trott und die Unbarmherzigkeit des Alltags zu stellen".
Der Regensburger katholische Bischof Rudolf Voderholzer betonte, wie "überrascht und sehr glücklich" er über das gemeinsame Zeugnis der beiden christlichen Kirchen in der Öffentlichkeit sei. Man habe einander nicht nur beim gemeinsamen Reformationsgedenken gegenseitig Hostiendose und Kelch geschenkt, sondern sei auch gemeinsam für die Sichtbarkeit des Kreuzes eingetreten. Zudem habe man eine Wiederbelebung der Religionsgespräche erreicht, bei denen "ernsthaft um den Glauben gerungen wurde", sagte Voderholzer. Nicht zuletzt dadurch sei man in über sechs Jahren gemeinsamer Arbeit "Freunde geworden".
Gehen, "solange es mir gut geht"
Hans-Martin Weiss geht zum 31. Juli auf eigenen Wunsch vorzeitig in den Ruhestand. Er wolle gehen, "solange es mir gutgeht", hatte Weiss gesagt, der seit mehreren Jahren an der Parkinson-Krankheit leidet. Weiss wurde 1957 in Sulzbach-Rosenberg geboren und im Januar 1984 in Fürth zum geistlichen Amt ordiniert. 1983 ging er als Assistent an die Universität Bamberg und verfasste dort auch seine Doktorarbeit über ein Thema aus der fränkischen Kirchengeschichte. In den Jahren 1986 bis 1990 war er an der Universität in Bamberg als Studentenpfarrer tätig.
1990 übernahm Weiss die erste Pfarrstelle an der Himmelfahrtskirche in München-Pasing. 1999 wurde er auf dieser Stelle zum Dekan im neu gegründeten Prodekanat München-West ernannt. Am 1. April 2004 trat er sein Amt als Oberkirchenrat im Kirchenkreis Regensburg an. Weiss stammt aus einer Kirchenmusikerfamilie und ist mit einer Musikerin verheiratet.
24.07.2019
epd