Jesus steht auf, befiehlt See und Wind, ruhig zu sein, und beide gehorchen.

Jesus steht auf, befiehlt See und Wind, ruhig zu sein, und beide gehorchen.

Bild: Evelyn Dragan

7 Wochen Ohne

6. Woche: Ruhe finden

Jede Woche der Fastenzeit steht unter einem speziellen Motto mit jeweils einer passenden Bibelstelle. Eingeordnet wird diese von Pfarrer Frank Muchlinsky von der Nordkirche.

Am Abend dieses Tages sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Wir wollen ans andere Ufer fahren.“ Sie ließen die Volksmenge zurück und fuhren mit dem Boot los, in dem er saß. Auch andere Boote fuhren mit. Da kam ein starker Sturm auf. Die Wellen schlugen ins Boot hinein, sodass es schon volllief. Jesus schlief hinten im Boot auf einem Kissen. Seine Jünger weckten ihn und riefen: „Lehrer! Macht es dir nichts aus, dass wir untergehen?“ Jesus stand auf, bedrohte den Wind und sagte zum See: „Werde ruhig! Sei still!“ Da legte sich der Wind, und es wurde ganz still. Jesus fragte die Jünger: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr immer noch keinen Glauben?“ Aber die Jünger überkam große Furcht. Sie fragten sich: „Wer ist er eigentlich? Sogar der Wind und die Wellen gehorchen ihm!“ (Markus 4,35–41, Basisbibel)

Anscheinend gibt es in dieser Geschichte verschiedene Arten, Ruhe zu finden. Der Sturm braucht eine klare Ansage: „Werde ruhig! Sei still!“ Jesus braucht nichts weiter als ein Kissen, auf dem er es sich im Heck des Schiffes bequem machen kann. Dann kann um ihn herum die Welt – oder zumindest das Boot – untergehen. Er schläft trotzdem. Dann sind da die Jünger. Damit sie ruhig werden können, braucht es ein gewisses Maß an Sicherheit. Um das inmitten des Wirbelsturms zu bekommen, wecken sie Jesus auf, rufen ihn um Hilfe. Jesus beruhigt den Sturm und macht den Jüngern im nächsten Atemzug einen gar nicht so leisen Vorwurf: „Habt ihr immer noch keinen Glauben?“ Diesen Vorwurf werden sie verkraftet haben, immerhin schwamm ihr Boot wieder auf ruhigem Wasser.

Ein Machtwort, ein Kissen und ein Hilfeschrei. Diese drei Wege führen in dieser Geschichte zur Ruhe. Aber ich denke, nicht alle sind für unseren Alltag gleich gut tauglich. Das Machtwort „Sei ruhig!“ führt vielleicht beim See Genezareth und seinen tückischen Winden zum Erfolg, aber gegen aufwallende Gefühle wie Angst, Wut oder auch heftige Liebe sind diese Worte meist machtlos. Selbst Jesus ruft diesen Satz ja nicht seinen Jüngern im Boot zu, sondern dem See und dem Wind. Auch das Kissen, auf dem Jesus schläft, ist für unseren Alltag nur bedingt hilfreich. Sicherlich, es ist wichtig, genügend zu schlafen und gut ausgeruht zu sein, um den Stürmen des Lebens zu trotzen. Aber wenn es stürmt, sollten wir lieber wach sein. Krisen lassen sich selten verschlafen. Wahrscheinlicher ist es, schlafend unterzugehen...

Die ganze Fastenmail von Frank Muchlinsky finden Sie hier.

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02.04.2025
Frank Muchlinsky

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