Pressemitteilung vom 23.01.2025

„Heilsbringer ist nur Christus selbst“

Kardinal Marx warnt im ökumenischen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen in München vor Politikern, die sich als Erlöser darstellen

München, 23. Januar 2025. Mit Blick auf den Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump am 20. Januar hat Kardinal Reinhard Marx vor „Tendenzen, Religion zu instrumentalisieren“ gewarnt. Dies sei „seit Jahren in vielen Religionen der Fall – aber eben auch bei uns. An diesem Tag konnte man es wieder hören“, so der Erzbischof von München und Freising beim zentralen ökumenischen Gottesdienst anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen am Mittwoch, 22. Januar, in der Münchner St. Matthäuskirche. Marx warnte vor politischen Heilsversprechen und Populisten, die sich als Erlöser darstellten: „Das geht nicht. Heilsbringer ist nur Christus selbst.“ Die Menschen lebten in einer vorläufigen Welt, so Marx, die man besser machen könne, aber nicht im Paradies: „Es gibt kein goldenes Zeitalter und ähnliche Dinge, die Menschen nur irritieren und ideologisch in die falsche Richtung führen.“
       
       In seiner Predigt in dem Gottesdienst, den Marx zusammen mit dem Evangelisch-Lutherischen Landesbischof Christian Kopp, dem griechisch-orthodoxen Metropolit Augoustinos von Deutschland und Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern feierte, erklärte Marx mit Blick auf das Konzil von Nizäa im Jahr 325 und das erste große christliche Glaubensbekenntnis, das in diesem Jahr 1700 Jahre alt wird, dass er keine andere Botschaft auf der Welt kenne, die so radikal bekenne: „Gott steht ganz auf der Seite der Menschen, besonders der Verwundeten. Er trägt die Wunden der Welt.“      
       
       Das Konzil von Nizäa sei ein Bekenntnis, betonte der Kardinal – und eine politische Botschaft. „Denn wer sich so zu Gott bekennt, der in Jesus von Nazareth alles ausdrücken und sagen will, wie er das Leben und dessen Sinn versteht, der hat auch einen Auftrag in der Welt.“ Nizäa sei ein Schutzwall gegen jeden politischen Messianismus, gegen jeden Menschen, der sich als Heilsbringer darstelle. Das Konzil von Nizäa zeige auch deutlich, betonte der Kardinal, dass Gott auf der Seite aller Menschen stehe. „Deswegen ist mit dem Bekenntnis des christlichen Glaubens kein Nationalismus zu machen, der die eigene Nation über andere überhöht.“ Das Glaubensbekenntnis im Gottesdienst müsse auch im Alltag lebendig werden, als eine Wahrheit, die eine Verpflichtung und ein Auftrag sei.
       
       Er hoffe, so Marx, dass in diesem Jubiläumsjahr deutlich werde, welch großer Schutzwall gegen Ideologien, Hass, Polarisierung und Nationalismus die Geschwisterlichkeit aller Menschen sei, die in Jesus von Nazareth deutlich werde. „Nehmen wir dieses Bekenntnis auf! Es wird und muss auch in Zukunft ein Schutzwall bleiben – wenn wir miteinander vereint sind, uns engagieren und auch ökumenisch gemeinsam das bekennen, was das Konzil von Nizäa zum Ausdruck bringt: Gott ist Mensch geworden. Er ist ganz Mensch und ganz Gott. Er will mit uns gehen. Und in jedem menschlichen Antlitz schaut uns das Antlitz Christi entgegen und damit der Blick auf das absolute Geheimnis Gottes.“
       
       In seiner Begrüßung sagte Landesbischof Kopp: „Das Geheimnis unseres Glaubens hat Christen schon vor 1700 Jahren beschäftigt – oft unter leidenschaftlichen Debatten. Am Ende stand ein Bekenntnis, das heute über Konfessionsgrenzen hinweg vereint und in unsicheren Zeiten wie ein unerschütterliches Fundament wirkt. Gerade jetzt brauchen wir diese gemeinsamen Grundlagen, Gottesdienste und Zeichen der Einheit, die zeigen: Aus unterschiedlichen Kulturen und Konfessionen können wir zusammenfinden und zusammengehören." Mit Verweis auf die italienische Kommunität in Bose, eine Gemeinschaft, die seit Jahrzehnten ein wichtiger Ort der Verständigung zwischen den Kirchen ist und von der der diesjährige Gottesdienstentwurf zur Gebetswoche stammt, betonte Kopp: „Trotz schwieriger Zeiten bleibt Bose auch in Zukunft ein Ort des Dialogs und des Miteinanders. Gerade heute brauchen wir solche Orte, an denen Menschen mit Offenheit und Engagement für gegenseitiges Verständnis wirken.“

       Die Gebetswoche begehen Christen aller Konfessionen weltweit seit 1908 mit zahlreichen Gottesdiensten vom 18. bis 25. Januar zwischen den Gedenktagen zum Bekenntnis des Apostels Petrus und zur Bekehrung des Apostels Paulus. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten die Gebetswoche gemeinsam, wobei in jedem Jahr eine ökumenische Einheit aus einem anderen Land die Vorbereitung übernimmt. In Deutschland wird die Gebetswoche von der ACK getragen. (hor/cb)

 

Erzbischöfliches Ordinariat München, Pressestelle – Pressesprecher: Bernhard Kellner
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Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Publizistik
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23.01.2025
München, Christine Büttner, Pressesprecherin

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