Irmela Mensah-Schramm, beseitigt seit 1986 rechtsextreme Aufkleber und Sprüche.

Kuratorin Rieke C. Harmsen und Irmela Mensah-Schramm, die seit 1986 rechtsextreme Aufkleber und Sprüche beseitigt.

Bild: Versöhnungskirche

Versöhnungskirche Dachau

„Die vergessenen Heldinnen der Geschichte“

Charlotte Knobloch würdigt zum 80. Jahrestag des 20. Juli 1944 bei einer Vernissage der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau den Widerstand von Frauen in der NS-Zeit.

Zum 80. Jahrestag des Umsturzversuchs wurde in der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau die neue Ausstellung „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ eröffnet. Als Ehrengast würdigte Charlotte Knobloch (91), selbst als jüdisches Kind versteckt und gerettet, seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und seit 2013 Beauftragte für Holocaust-Gedenken des Word Jewish Congress, diese Frauen als „weibliche Vorbilder“: „Mut kannte und kennt zwar kein Geschlecht, und auch gegen die Nationalsozialisten setzten Männer und Frauen ihren persönlichen Widerstand. Aber gerade deshalb ist es angemessen und richtig, die zu Unrecht vergessenen Heldinnen der Geschichte wieder ins Bewusstsein der Gegenwart zu holen.“

Sichtlich bewegt sprach Charlotte Knobloch spontan sehr persönliche Worte: „Ich bin froh und überwältigt.“ Und an Pfarrer Björn Mensing gewandt, sagte sie: „Machen Sie bitte weiter in der Form." 

Der Zeitzeugin versagte die Stimme, als sie nach einem Theresienstadt-Lied von der selbstlosen Rettungstat ihrer Oma sprach: „Meine gottselige Großmutter ging im Juli 1942 an meiner statt auf den Transport nach Theresienstadt. Nur dank ihr bekam ich überhaupt die Chance zu überleben.“ 

Wie wichtig solche weiblichen Vorbilder für Mädchen und Frauen heute sind, betonte die Münchner Dekanin Claudia Häfner, selbst Mutter von drei Töchtern zwischen 14 und 20 Jahren, im Gottesdienst: „Mädchen lernen mit weiblichen Vorbildern. Wenn wir konkrete Geschichten hören, die Schicksale und Biografien einzelner Frauen kennenlernen, dann bekommen wir wertvolle Orientierung. Wir begreifen das Unrecht der Vergangenheit und Gegenwart auf andere Weise und werden motiviert, selbst gegen Unrecht und Ungerechtigkeit zu kämpfen.“

Beim anschließenden Empfang eröffnete die Kuratorin Rieke C. Harmsen die neue Ausstellung. „Die Frauen des Widerstands verdienen unsere Anerkennung und unser Gedenken. Sie waren mutig und kämpferisch, auch verzagt und unsicher, dennoch haben sie sich engagiert und viel unternommen, um sich gegen den Nationalsozialismus zu wehren. Ihre Geschichten sind ein wichtiger Bestandteil unseres kulturellen Erbes.“

Karl Freller, CSU-Landtagsabgeordneter und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, nutzte sein Grußwort für den eindringlichen Appell an die Verantwortlichen in den Kommunen, neue Straßen nach widerständigen Frauen aus der Ausstellung zu benennen: „Unser demokratisches Deutschland darf den Mut dieser tapferen Frauen gegen die braune Diktatur nie vergessen! Sie sind Vorbilder für die nächsten Generationen. “

Unter den etwa 100 Gästen der Ausstellungseröffnung waren mehrere Familienangehörige von in der Ausstellung porträtierten Frauen, zudem Nachkommen von Mitgliedern der Widerstandsgruppen Weiße Rose und Kreisauer Kreis sowie von KZ-Dachau-Häftlingen. Weitere Informationen über die neue Ausstellung, die bis zum 30. September 2024 in der Versöhnungskirche täglich in der Regel von 10 bis 16 Uhr zugänglich ist und später auch an anderen Orten gezeigt werden soll: https://www.ausstellung-leihen.de/ausstellung-frauen-im-widerstand-gegen-das-ns-regime

18.07.2024
Björn Mensing

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