ELKB Glauben (DE)

Impressum Herausgeber: Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, Aussiedlerseelsorge Katharina-von-Bora-Str. 11-13, 80333 München Telefon (0 89) 55 95-343 E-Mail: ulrich.zenker@elkb.de Internet: www.bayern-evangelisch.de Redaktion: Advent, Weihnachten, Jahreswende, Epiphanias, Taufe, Konfirmation, Gebete Ostern, Kirchweih, Im Segen leben Abendmahl, Passion, Buß- und Bettag Himmelfahrt, Pfingsten, Trinitatis Erntedank, Reformationsfest, Trauung Ewigkeitssonntag, Beerdigung Gottesdienst Marion Abendroth, Neu-Ulm Dr. Christian Eyselein, Erlangen Helmut Küstenmacher, Ingolstadt Thomas Riedel, Laaber Frank Schäfer, Simbach am Inn Dr. Wenrich Slenczka, Manching Ulrich Zenker, München Endredaktion Marion Abendroth, Frank Schäfer, Ulrich Zenker Beratung: Ella Gillert, Susanne Mai, Rosemarie Schowalter-Frey Quellenvermerk Text/ Bild s. Seite 102 Konzeption und Gestaltung: Claudia Baumann, Augsburg Lithografie: Mark Brand, Augsburg Druck: skala druckagentur mailservice gmbh, Oberndorf aktueller Kontakt: Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern Handlungsfeld 2 – Aussiedlerarbeit Katharina-von-Bora-Str. 7-13 80333 München Telefon (0 89) 55 95-3274 E-Mail: heinz.karrer@elkb.de W elten ver b i n e n d Eine Initiative des Diakonischen Werkes Bayern e.V. und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 4

Vorwort Für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern sind die Menschen, die nach dem Krieg als Flüchtlinge und Vertriebene und später als Aussiedler nach Bayern zogen, ein Gewinn. Seit 1990 kommt ein Großteil der Aussiedler aus den Ländern der ehemali- gen Sowjetunion. Ihre Geschichte ist geprägt von einer tiefen Zerrissenheit. Als Deutschstämmige waren viele von ihnen lange diskriminiert und verfolgt, als Christen hatten sie kaum Raum, ihre Frömmigkeit in der Gemeinschaft zu leben. Sie mussten sich unter der kommunistischen Herrschaft mit den Gegebenheiten arrangieren. Heute ist für sie die Übersiedlung nach Deutsch- land möglich, wo sie ihre Wurzeln sehen. Zugleich lassen sie schmerzlich zu- rück, was ihnen in Generationen zur Heimat geworden ist. Manche der Aussiedlerinnen und Aussiedler haben noch eine Vorstellung von Glauben und kirchlicher Tradition. An vielen hat jedoch das atheistische Umfeld seine Spuren hinterlassen. Dennoch bezeichnen sich über die Hälfte der Einreisen- den als evangelisch. Es ist ein Ausdruck der Verbundenheit mit der oft kaum noch bekannten Tradition der Vorfahren und es ist ein Vertrauensvorschuss für unsere Kirche. Wir nehmen die Aufgabe der Integration ernst und laden ein, am Leben unserer Gemeinden teilzunehmen und unsere Traditionen kennen zu lernen. Wir ermutigen aber auch, die eigenen Traditionen einzubringen in unsere Kirche. Das vorliegende Buch will anhand des Kirchenjahres und der Feste, die in Russland und Kasachstan wie in Deutschland gleichermaßen gefeiert werden, hineinführen in die Tradition unserer evangelischen Kirche. Glaube hat seinen Ausdruck gefun- den in Kirchenfesten und Familienfeiern. So wünsche ich, dass dieses Buch Mut macht, dem eigenen Glauben Ausdruck zu verleihen. Dr. Johannes Friedrich Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 6

Einführung glauben lieben hoffen Christliche Feste verstehen und mitfeiern , , Weihnachten stiftet Geborgenheit, Ostern schenkt Trost und Hoffnung, Erntedank lässt dankbar werden. Wer die christlichen Feste mit dem Herzen feiert, erfährt sie als Halt und Stütze. Vielleicht fragt sich der eine oder die andere aber auch: „Was wird eigent- lich an Pfingsten gefeiert?“ Nicht nur Aussiedler und Aussiedlerinnen aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sind bei dieser Frage unsicher. Auch „kirchenferne“ Christen, die in Deutschland geboren und aufgewach- sen sind, wissen es nicht genau. Christliche Feste und ihre Bräuche sind ein verbindendes Element zwischen der alten und der neuen Heimat von Russlanddeutschen. Es steckt eine Kraft in den alten kirchlichen Bräuchen. Das bewusste Feiern der Lebensfeste, Taufe – Konfirmation – Trauung – Beerdigung, lässt mit dem Segen Gottes in Berührung kommen. Ein russlanddeutscher Familienvater sagte im noch holprigen Deutsch einmal zu der Pfarrerin, die mit ihm und seiner Familie ein Taufgespräch führte: „Wir wissen so wenig, aber wir wollen den Glauben!“ - So lädt dieses Buch ein zum Blättern und Nachschlagen. Es will den Glauben erklären und zum „Mitmachen“ anregen. Mitarbeitende der Aussiedlerseelsorge der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern haben „glauben , lieben , hoffen“ verfasst. Die Beiträge stützen sich auf ihre Erfah- rungen und Begegnungen mit den Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion. Viel Freude beim Nachschlagen, Suchen und Finden! 7

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag A DVENT Das Kirchenjahr beginnt mit der Adventszeit. Advent heißt Ankunft. Wir war- ten auf die Ankunft Gottes. In dreifacher Weise kommt Gott bei uns an: in der Geburt Jesu vor 2000 Jahren, in unserem Herzen heute und am Ende der Zeiten. Die vier Wochen der Adventszeit sind eine Zeit des Wartens und werden als Zeit der Erwartung, als Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest gestaltet. Der Advent erinnert uns: Wir Menschen sind noch nicht am Ziel. Wir suchen noch, wir haben Sehnsucht. In den Gottesdiensten an den vier Sonntagen der Ad- ventszeit geht es um das Kommen des Erlösers Jesus Christus. Der Rummel der Vorweihnachtszeit beschert den Geschäften große Gewinne – denen, die für ihre Familien das Weihnachtsfest vorbereiten, bringt er dagegen viel Unruhe und Stress. Der Sinn dieser Zeit ist aber, dass Gottes Friede unter uns zu leuchten beginnt. Bräuche Adventskalender: Jeden Tag wird ein Kalendertürchen geöffnet. Das steigert bei den Kindern die Freude auf das Weihnachtsfest. Adventskranz: Die grünen Zweige, aus denen der Kranz geflochten ist, sind ein Zeichen der Hoffnung und der Erwartung. Die vier Kerzen auf dem Kranz versinnbildlichen das allmählich wachsende Licht: an jedem Adventssonntag wird eine weitere Kerze angezündet. Die Dunkelheit weicht. Christus kommt und wird uns erlösen. 9

Advent Ein Adventslied Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde. Kommt und ist für alle da, kommt, dass Frieden werde. Hirt und König, Groß und Klein, Kranke und Gesunde, Arme, Reiche lädt er ein, freut euch auf die Stunde. Halleluja Die ganze Welt hat sich gefreut, Friedrich Walz, Erlanger Verlag für Mission und Ökumene, 3. Auflage 1996, Seite 17 „Brot für die Welt“ und „Adveniat“ Mit diesen Aktionen sammeln evangelische und katholische Christen in der Adventszeit für die Notleidenden in aller Welt. Nikolaustag: 6. Dezember Dieser Tag, der am 6. Dezember gefeiert wird, erinnert an den Bischof Nikolaus von Myra in Kleinasien, der um das dritte Jahrhundert nach Christus gelebt hat und vor allem in den Kirchen des Ostens wegen seiner Menschen- freundlichkeit und Freigebigkeit sehr verehrt wird. In vielen Gegenden ist es Brauch, dass die Kinder am Abend des 5. Dezember einen Schuh vor die Tür stellen, den sie dann am Morgen mit Süßigkeiten gefüllt vorfinden. Ab dem 19. Jahrhundert wandelte sich die Bedeutung der Nikolausgestalt: aus dem frommen Mann der Kirchengeschichte wurde der volkstümliche „Weihnachts- mann“ oder eine Personifizierung der Natur (im Osten „Väterchen Frost“). Martinstag Am 11. November wird an vielen Orten der Martinstag gefeiert. Er erinnert an den Begräbnistag des römischen Bischofs Martin von Tours, der als junger Soldat seinen Mantel großzügig mit einem Bettler teilte. Katholische Christen begehen den Brauch, dass vor dem sechswöchigen Advents- fasten am Martinstag noch einmal ausgiebig gefeiert wird. Dazu gehört neben Essen und Trinken („Martinsgans“) auch der Laternenumzug der Kinder am Abend. 10

Advent Jakob wartet auf Weihnachten Die Mutter zündet die erste Kerze auf dem Adventskranz an. Jakob schaut in den Kerzenschein. „Warum muss man so lange auf das Christkind warten?“ fragt er. „Vier große Kerzen lang?“ „Auf etwas Schönes muss man meistens warten“, sagt die Mutter. „Etwas Schönes braucht Zeit zum Wachsen. Zum Beispiel, bis ein Kind geboren wird. Damals haben die Menschen lange Zeit auf die Geburt des Christkinds gewartet. Wann kommt es denn endlich, haben sie gefragt. Auch die Mutter Maria hat viele Monate lang gewartet, bis sie das Christkind zur Welt bringen konnte.“ „Hast du auf mich auch so lange warten müssen?“ fragt Jakob. „Ja freilich“, sagt die Mutter. „Dafür war ich dann schön, und du hast dich gefreut“, sagt Jakob. „Sehr gefreut“, sagt die Mutter. Jakob schaut wieder in den Kerzenschein. „Miteinander warten ist nicht so arg“, sagt er. Lene Mayer-Skumanz 11

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag WEIHNACHTEN Weihnachten erfüllt uns mit der Ahnung, dass es doch eine Heimat geben muss, in der wir für immer daheim sein können, und dass das Licht endgültig alle Dunkelheit und Kälte vertreiben wird. Wir stellen Christbäume auf, zünden Kerzen an, wir singen Weihnachtslieder und feiern mit diesen Bräuchen, dass in unserer Welt etwas anders geworden ist durch das Kommen des Gottessohnes. Der Termin des Geburtsfestes: Weihnachten, also die Feiertage am 25. und 26.12. und der Heilige Abend am 24.12. sind nicht das ursprüngliche Ge- burtsfest Christi. Bevor sich im Westen der Termin des 25. und 26. Dezember für das Christfest durchgesetzt hat, hat die Kirche das Epiphaniasfest am 6.1. als Geburtsfest begangen. Die Ostkirche feiert noch heute nach dem alten Kalender am 6. und 7. Januar ihr Weihnachtsfest. An Weihnachten werden in den Kirchen viele Gottesdienste gefeiert: Am Heiligabend nachmittags die Krippenspiele, am Abend die Christvesper und in der Nacht die Christmette. Am 1. Weihnachtsfeiertag und am 2. Weihnachtsfeiertag kommt die Gemeinde zu Festgottesdiensten zusammen. Bräuche Der Heilige Abend: In den Kirchen werden nachmittags Krippenspiele, an denen Kindergruppen mit- wirken, aufgeführt. Höhepunkt für die Kinder am Heiligen Abend ist die „Besche- rung“ zu Hause unter dem Weihnachtsbaum. 12

Fest der Liebe Weihnachten Die kleine Kristina als „Schneeflöckchen“ verkleidet vor der Neujahrstanne, der nowogodnaja jolka, in Kasachstan. y Christbaum, Weihnachtsbaum: Untrennbar mit dem Heiligen Abend ist seit etwa 200 Jahren in Deutschland der Brauch verbunden, einen Christbaum aufzustellen und ihn mit Kerzen, Sternen und Kugeln zu schmücken. Der Baum erinnert an die biblische Erzählung vom Baum des Lebens und der Erkenntnis des Guten und Bösen im Paradies. Das erste Menschenpaar, Adam und Eva, hat verbotenerweise von den Früchten dieses Baumes gegessen und wurde zur Strafe aus dem Paradies verbannt. Der Christbaum soll an den Paradiesbaum erin- nern: Jesus schließt die Tür zum Paradies wieder auf, indem er die Menschen von ihrer Schuld befreit und mit Gott versöhnt. Wenn die Kerzen am Christbaum leuchten, ist es Zeit für das Lesen der biblischen Weihnachtsgeschichte und das Singen von Weihnachts- liedern. Die Geschenke, die dann ausgetauscht werden, sind ein Bild dafür, dass Gott sich uns schenkt in seinem Sohn. Krippe: In den Kirchen und in vielen Familien wird entweder im Verlauf der Adventszeit oder am Heiligen Abend eine Krippe aufgestellt: Maria und Josef, das Kind in der Krippe, Ochs und Esel, die Hirten, Engel, die drei Weisen aus dem Morgenland... Die ganz verschiedenen Formen der Krippe und ihre vielfältigen Figuren zeigen, dass Gott zu allen kommt: zu Frauen, Kindern und Männern, zu Alten und Jungen, zu Gesunden und Kranken, Armen und Reichen, Menschen aller Zeiten, Nationen und Hautfarben. Dazu gehören auch die Tiere. 14

Die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. (Lukas 2, 1-20) 15

Weihnachten Jahreswende G r o ß m u t t e r s B u t t e r p l ä t z c h e n 3 7 5 G r a m m B u t t e r 1 9 0 G r a m m Z u c k e r 5 E i g e l b 5 0 0 G r a m m M e h l Z u m B e s t r e i c h e n : 3 E i g e l b A l l e Z u t a t e n z u e i n e m f e s t e n T e i g v e r k n e t e n . D e n T e i g e i n e h a l b e S t u n d e i m K ü h l s c h r a n k r u h e n l a s s e n . D a n a c h d e n T e i g a u s r o l l e n u n d m i t F ö r m c h e n P l ä t z c h e n a u s s t e c h e n . D i e P l ä t z c h e n a u f e i n e i n - g e f e t t e t e s B l e c h l e g e n u n d m i t E i g e l b b e s t r e i c h e n . B a c k z e i t : e t w a 1 0 b i s 1 5 M i n u t e n b e i c a . 1 8 0 G r a d . Festessen: Bei vielen Familien ist ein besonderes Festessen Tradition: die Weihnachtsgans. Zu Kaffee und Tee gehören auch die Weihnachtsplätzchen. Verwandtschaftsbesuche: Am zweiten Feiertag werden meist die Verwandten besucht. Viele fahren weite Strecken mit dem Auto, um mit der Großfamilie zu feiern. JAHRESWENDE Neujahrssegen „Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.“ aus Psalm 121 In der Silvesternacht begrüßen Menschen überall in der Welt das Neue Jahr mit einem Feuerwerk. Kirchenglocken und Posaunenklänge von den Türmen bitten um den Segen für das neue Jahr und darum, das vergangene in Frieden loslassen zu können. Am Silvesterabend und am Neujahrstag feiern Christen deshalb Gottesdienste. Die Ostkirche feiert Neujahr am 13./14. Januar nach dem alten Kalender. Das Fest heißt „Altes Neujahr”. Es ist ein guter Brauch, bei Verwandten und in der Nachbarschaft Neujahrsbesuche zu machen und für das neue Jahr Glück zu wün- schen. In Russland sagt man: Man geht „wünschen“. 16

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag EPI PHANIAS „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ Johannesevangelium 1, 14 Am 6. Januar feiern die evangelischen Christen das Epiphaniasfest. Das bedeutet „die Erscheinung des Herrn“. Katholische Christen nennen den Tag „Heiligdreikönig“, weil er an die Weisen aus dem Morgenland erinnert, die ein besonderer Stern zum Stall von Bethlehem führte. Das Fest der Epiphanie will uns einladen, uns wie die Weisen aufzumachen, das Licht des Lebens zu suchen. In Jesu Leben und Wirken hat sich Gottes Herrlichkeit unter uns offenbart. Die Epiphaniaszeit kann bis zu sechs Sonntage umfassen, je nach dem Termin des Osterfestes. Die Ostkirche feiert nach dem alten Kalender am 6. und 7. Januar Weihnachten. Bräuche Die „Sternsinger“: Jugendliche aus katholischen Kirchengemeinden, verkleidet als die heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar gehen singend von Haus zu Haus und bringen einen Haussegen, der mit Kreide über die Türen geschrieben wird: „C + M + B“, eine Abkürzung für das lateinische „Christus mansionem benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“. Die Spenden, die die Sternsinger einsammeln, sind für Arme in den Krisenregionen dieser Welt bestimmt. „Ende der Weihnachtszeit“: Die Weihnachtsfesttage gehen mit Epiphanias zu Ende. In vielen Familien wird der Weihnachtsbaum abgeschmückt und aus der Wohnung entfernt. Nun beginnt die sogenannte „Epiphaniaszeit“. 17

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag FASTENZEIT ODER PASSIONSZEIT Zwischen Fasching und Ostern liegen sieben Wochen, die man leicht übersieht: die „Fastenzeit“ – so heißt sie bei katholischen Christen. Wir Evangelischen sagen meist „Passionszeit“ dazu. „Passio“ ist ein lateinisches Wort und heißt Leiden. Sieben Wochen lang bedenken wir Christen in besonderer Weise das Leiden und Sterben von Jesus Christus. Die Passionszeit ist als stille und besinnliche Zeit gedacht. Während man an Fasching noch einmal so richtig ausgelassen ist, beginnt mit dem Aschermittwoch die Passionszeit. Diese sieben Wochen bis Ostern sollen uns dazu helfen, auf die „Kreuzwege“ des Lebens zu achten. An vielen Wegen, vor allem in Süddeutschland, stehen Kreuze. Auf manchen klei- nen Holzkreuzen am Straßenrand stehen Namen. Sie erinnern an Verkehrstote. An- dere Kreuze sind aus Stein. Sie sind sehr alt und wurden als Sühnekreuze für eine alte Schuld aufgestellt. Und es gibt, oft unter Bäumen, große Feldkreuze mit einer Darstellung von Christus, der am Kreuz stirbt. Lauter Zeichen für Kreuzwege. Dazu gehören auch die, die nach außen unsichtbar sind: unsere enttäuschten Hoffnungen, der berufliche Misserfolg, Krach in der Familie, Gewalt gegen Frauen, Frust und Alkohol und Drogen; auch die kleinen Lügen, die das Vertrauen zerstört haben, und der Zweifel an sich selbst. „Die Kreuz- wege des Lebens gehst du am Ende ganz allein“ hat ein Liedermacher gesungen. Die sieben Wochen vor Ostern haben eine andere Botschaft: Sie zeigen uns den Weg, den Jesus gehen musste. Es war der Weg ans Kreuz: „Das größte Drama aller Zeiten“ hat es die Krimiautorin Dorothy L. Sayers genannt. 19

passio Passionszeit Wenn unser Leben zum Kreuzweg wird, weil vieles oder scheinbar alles schiefgeht, sagt uns die Passionszeit: Wir sind mit unserem Kreuz nicht allein. Wenn unser Leben zum Kreuzweg wird, weil vieles oder scheinbar alles schiefgeht, sagt uns die Passionszeit: Wir sind mit unserem Kreuz nicht allein. Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist bei uns. Er ist an einem Kreuz gestorben, damit keiner mehr die Kreuzwege des Lebens ganz allein gehen muss. Jesus Christus ist einen Kreuzweg gegangen, den wir in der Passionszeit betrachten können. In katholischen Gegenden wird er gern am Weg zu einer Kapelle oder Kirche in Bildern oder Schnitzereien dargestellt, Station für Station. Wer ihn mitgeht, kann entdecken, dass es unser Weg ist, den Jesus gegangen ist, ein Weg für uns. Herr, bewahre uns vor dem naiven Glauben, es müsse im Leben alles glatt gehen. Schenke uns die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge und Ängste oft eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, wodurch wir wachsen und reifen. Antoine de Saint-Exupéry 20

Passionszeit Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Johannes 3, 16 Bräuche Aschermittwoch: Mit dem Aschermittwoch beginnt die vierzigtägige Fastenzeit. Der Aschermittwoch hat seinen Namen von dem Aschenkreuz, das seit dem Mittelalter in der katholi- schen Kirche den Büßern auf die Stirn gezeichnet wird. Die Asche erinnert an die Vergänglichkeit und ist eine Mahnung zur Umkehr. Fasten: „Große Fastenzeit“, so nennt die orthodoxe Kirche die Passionszeit. Wenn Christen in der Passionszeit fasten, wollen sie auch mit dem Körper mit Jesus und mit den Leidenden in der Welt „mit-leiden“. Auch in der evangelischen Kirche gibt es Menschen, die „fasten“, das heißt, die in dieser Zeit freiwillig auf bestimmte Dinge verzichten: auf alkoholische Getränke zum Beispiel, auf Süßigkeiten, auf Wurst und Fleisch, auf Fernsehen oder auf un- nötiges Autofahren. Mit ihrem Fasten wollen sie sich von Gewohnheiten und Zwängen der Überflussgesellschaft befreien und wieder offen werden für Gott – und für den Mangel und die Nöte anderer. In der evangelischen Kirche gibt es keine festen Fas- tenregeln, aber die Erfahrung: es gibt einen lohnen- den Verzicht. Passionsandachten: Viele evangelische Kirchengemeinden bieten in der Passionszeit Passionsandachten an. Das sind Abendgottesdienste, in denen Passionslieder gesungen werden und in denen über die biblischen Texte zum Leidensweg Jesu gepredigt wird. 21

Passionszeit Fastenopfer 2001 für die Kirche der Ukraine Dem Glauben wieder Heimat geben Kinder- und Jugendarbeit Diakonie Entwicklungshilfeprojekt Partnerschaften Gebete Meditation Herausgeber: Landeskirchenamt, Ökumenereferat a p o r u e t s O r ü f g n u n f f o H • 1 0 0 2 r e f p o n e t s a F Aktion „Fastenopfer“: In der Passionszeit ruft die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern zu einer besonderen Spende für Be- dürftige auf. Die Aktion „Fastenopfer“ fördert Projekte in den kleinen Kirchen Osteuropas. Gedenken an die Opfer der Trudarmee Auf dem Bild sehen Sie Helmut Küstenmacher. Er ist Pfarrer für Aussiedlerarbeit in der evangelischen Kirche in Bayern. Um die Geschichte der Deutschen aus Russland besser zu verstehen, besuchte er die Stadt Karaganda in Kasachstan. Pfarrer Küstenmacher erzählt: „Am 28. August, am Gedenktag für die Opfer der Trudarmee, besuchten wir mit etwa 100 Russlanddeutschen eine Gedenkstätte für die Opfer des Stalinismus. Lange Kilometer fuhren wir durch die Steppe. Kein Haus. Kein Baum. Kein Strauch. Dann taucht ein von schiefen Betonmauern abgegrenztes riesiges Rechteck auf, bewehrt mit Wachttürmen und Stacheldraht. Lagerhallen sind zu erkennen. Es handelt sich um ein ehemaliges Waffenlager der Sowjetarmee. Mich erinnert der Ort an die Lager der Trudarmee, und ich stelle mir vor, wie hier tausende unschuldige Menschen sinnlos geknechtet wor- den sind. 22

Passionszeit chara DIE KARWOCHE Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche. Sie hat ihren Namen von dem alt- hochdeutschen „chara“, was soviel wie Trauer, Leid, Klage bedeutet. Die „Große Woche“ hieß sie in Jerusalem schon im Jahre 400 nach Christus. So heißt diese Woche auch in der Russisch-Orthodoxen Kirche. Das ist die „Stille Woche“ oder auch die „Heilige Woche“ im Gedenken an das Leiden von Jesus Christus. Palmsonntag Dieser Sonntag erinnert daran, wie Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzog, und die Menge ihm zujubelte und mit Palmzweigen winkte. Brauch In vielen Wohnungen werden Palmkätzchenzweige in die Vasen gestellt. Katholi- sche Christen stecken sie hinter das Kreuz im Herrgottswinkel in ihrer Wohnung. Gründonnerstag Der Donnerstag der Karwoche, der Gründonnerstag, erinnert an das letzte Zu- sammensein Jesu mit seinen Jüngern bei Brot und Wein. Beim Austeilen des Brotes und beim Weitergeben des Weinbechers erklärte Jesus die Bedeutung seines bevor- stehenden Todes. Der Name „Gründonnerstag“ kommt wahrscheinlich von „greinen“ (weinen). An diesem Tag denken wir daran, wie Jesus von Judas an die Soldaten verraten und verhaftet wurde. Früher wurden Menschen, die von der Gemeinde abgekommen waren und darunter litten, an diesem Tag wieder zum Abendmahl eingeladen. 25

Passionszeit Karfreitag: Der Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung. Die Besinnung auf den Tod Jesu steht im Mittelpunkt der Gottes- dienste. Jesus Christus, der die Liebe Gottes gepredigt hat, der Kranke geheilt hat und der die Außenseiter gesucht hat, wurde von den religiösen Führern in Jerusalem als „Gotteslästerer“ an den römischen Statthalter Pontius Pilatus ausgeliefert. Sie haben ihn nicht als Sohn Gottes anerkannt. Jesus wurde wie ein Verbrecher hingerichtet, obwohl er ohne Schuld war. Die Kreuzigung war die schlimmste Todesart, zu der die Römer einen Menschen verurteilten. Die Evangelien berichten uns, dass Jesus „am dritten Tage“ von Gott aus dem Tod wieder herausgeholt wurde. Deswegen stellen wir, in der Hoffnung auf die endgül- tige Erlösung, Kreuze auf die Gräber. Bräuche Schweigende Glocken: In vielen Kirchen werden an diesem Tag keine Glocken ge- läutet. Leerer Altar: Der Altar wird leergeräumt. Als Zeichen für den Tod Jesu brennt keine Kerze mehr. Friedhofsbesuch: Für viele evangelische Christen ist es Brauch, wie am Ewigkeits- sonntag, auch am Karfreitag zum Friedhof zu gehen und der Toten zu gedenken. Tanz- und Vergnügungsveranstaltungen sind am Karfreitag verboten. 26

Passionszeit Christus ist im Leiden bis an das Ende der Welt. Roland de Pury Karsamstag: Das ist der Tag vor Ostern, der Tag bevor das Licht die Dunkelheit besiegt. Deshalb werden in vielen Kirchen zwischen Karsamstag und Ostersonntag, in der Nacht oder vor Sonnenaufgang Gottesdienste gefeiert. Wie in der ersten Kirche werden auch in diesen Osternachtgottesdiensten Menschen durch die Taufe mit Jesus Christus ver- bunden. Wir danken Dir, Herr Jesu Christ t 27 2 und bitten dich, wahr Mensch und Gott, | durch dein heilig fünf Wunden rot: | erlös uns von dem ewgen Tod | und tröst uns in der letzten Not. 3 Behüt uns auch vor Sünd und Schand | Und reich uns dein allmächtig Hand, | dass wir im Kreuz geduldig sein, | uns trösten deiner schweren Pein 4 und schöpfen draus die Zuversicht, | dass du uns wirst ver- lassen nicht, | sondern ganz treulich bei uns stehn, | dass wir durchs Kreuz ins Leben gehen. Evangelisches Gesangbuch 79

Passionszeit Die Kreuzigung nach dem Markusevangelium Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen. Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen. Und sie brachten Jesus an einen Ort na- mens Golgota, das heißt übersetzt: Schädelhöhe. Dort reich- ten sie ihm Wein, der mit Myrrhe gewürzt war; er aber nahm ihn nicht. Dann kreu- zigten sie ihn. Sie warfen das Los und ver- teilten seine Kleider unter sich und gaben jedem, was ihm zufiel. Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreu- zigten. Und eine Aufschrift (auf einer Tafel) gab seine Schuld an: Der König der Juden. Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links. Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Ach, du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Hilf dir doch selbst, und steig herab vom Kreuz! Auch die Hohenpriester und die Schriftgelehrten verhöhnten ihn und sagten zueinander: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Der Messias, der König von Israel! Er soll doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben. Auch die beiden Männer, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden, beschimpften ihn. Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija! Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Lasst uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt. Jesus aber schrie laut auf. Dann hauch- te er den Geist aus. Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei. Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn. Auch einige Frauen sahen von weitem zu, darunter Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus dem Kleinen und Joses, sowie Salome; sie waren Jesus schon in Galiläa nachgefolgt und hatten ihm gedient. Noch viele andere Frauen waren dabei, die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren. Da es Rüsttag war, der Tag vor dem Sabbat, und es schon Abend wurde, ging Josef von Arimathäa, ein vornehmer Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete, zu Pilatus und wagte es, um den Leichnam Jesu zu bitten. Pilatus war überrascht, als er hörte, dass Jesus schon tot sei. Er ließ den Hauptmann kommen und fragte ihn, ob Jesus bereits ge- storben sei. Als der Hauptmann ihm das bestätigte, überließ er Josef den Leichnam. Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes. Maria aus Magdala aber und Maria, die Mutter des Joses, beobachteten, wohin der Leichnam gelegt wurde. Markus 15, 20-47 28

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag Das Abendmahl – miteinander teilen Viktor wohnt schon seit drei Jahren in der Neubausiedlung. Vor vier Jahren kam er mit seiner Frau und mit den drei Kindern aus Kasachstan hierher nach Deutschland. „Die Leute sind freundlich hier“, sagt Viktor. „Wir grüßen uns auf der Straße, und manchmal helfe ich der alten Dame aus dem achten Stock, wenn sie eine schwere Einkaufstasche hat. Und der Mann von nebenan hat mir neulich mein Fahrrad repa- riert. Sonst hatten wir keinen Kontakt zu den Nachbarn. Doch jetzt ist es anders, und das kam so: Der Postbote hatte irrtümlich einen Brief für die neuen Nachbarn in unseren Briefkasten gesteckt. Ich wollte ihn eigentlich nur bei den Nachbarn einwerfen. Doch dann klin- gelte ich. Der Nachbar öffnete. Als ich ihm den Brief über- reichte, sagte er: ‚Ach, ich habe gehört, Ihre Frau ist mit den Kindern verreist. Da passt es doch gut, dass wir uns gerade zum Abendessen setzen wollen. Bitte essen Sie doch mit uns.‘ Schnell wurde noch ein Teller aufgedeckt. Ich fand das sehr freundlich und nahm die Einladung gern an. Mich erinnerte das an die Gastfreundschaft, die bei uns in Russland üblich war. Wir haben uns an diesem Abend sehr gut unterhalten. Ich fühle mich seit diesem Abendessen mit den neuen Nachbarn viel verbundener als mit allen anderen in der Straße, obwohl ich die anderen viel länger kenne. Jahrelanges Grüßen und gelegentliche Gespräche haben uns nicht sehr viel näher gebracht. Offenbar ist eine Einladung an einen Tisch ein Zeichen der Verbunden- heit, das Menschen einander näher bringt.“ 29

Passionszeit Wie entstand das Abendmahl? Geschichten vom gemeinsamen Essen Jesus Christus, der aus dem jüdischen Volk stammt, hat sich oft mit anderen Menschen an einen Tisch gesetzt. Er hat mit ihnen gegessen und getrunken und gefeiert. Einmal war er Gast bei einer Hochzeit in der Stadt Kana. Plötzlich gab es keinen Wein mehr. Da ließ Jesus die Wasserkrüge bringen. Und er verwandelte das Wasser in Wein. Er wollte auch, dass die Menschen die Güter dieser Erde gerecht verteilen, damit kei- ner hungert. Das hat er gezeigt, indem bei ihm bei einer Versammlung fünftausend Menschen von fünf Broten und zwei Fischen satt wurden. Das Passafest Lange bevor Jesus geboren wurde, feierten die Juden das Passafest. Es erinnerte sie an die Befreiung des Volkes aus der Gefangenschaft in Ägypten. Am Abend vor seinem Tod gab Jesus dem alten Brauch eine neue Bedeutung. Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab’s seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset: das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte, und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus: das ist mein Blut des neuen Bundes, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, so oft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis. Diese Worte werden bei jeder Abendmahlsfeier gesprochen oder gesungen. Wir nen- nen sie Einsetzungsworte, weil Jesus so das erste Abendmahl eingeleitet hat. Wir glauben, dass Gott im Abendmahl einen neuen Bund mit seinen Menschenkindern schließt. Er macht uns eine großartige Zusage: Durch meinen Sohn schenke ich euch meine Liebe. Ich vergebe euch eure Schuld. Ich nehme alles weg, was euch von mir trennt. Ich nehme alles weg, was euch untereinander trennt. So wird das Abendmahl zu einem Fest der Vergebung und Versöhnung. 30

Passionszeit Das Mahl der Gemeinschaft Die Jünger saßen mit Jesus beieinander. Sie aßen und tranken zusammen. Dieses gemeinsame Essen und Trinken schuf ein besonderes Gefühl der Zusammengehörigkeit. So feiern auch Christen heute das Abendmahl als Mahl der Gemeinschaft. Ein Zeichen der Hoffnung Jesus Christus schenkt uns mit dieser Mahlfeier ein Zeichen der Hoffnung. Immer wenn wir von diesem Brot des Lebens essen, dürfen wir wissen, dass Gott ganz nahe bei uns ist. Immer, wenn wir von diesem Kelch des Heils trinken, spüren wir, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Gott hat Jesus Christus vom Tod auferweckt. Er hat ihm neues Leben geschenkt. Und uns hat er damit eine neue Hoffnung geschenkt, die unsre Blicke weit hinaus lenkt über den Tod. Diese lebendige Hoffnung können wir beim Abendmahl sehen und schmecken. 31

für euch Passionszeit Gott möchte uns ganz nahe sein. Das Abendmahl ist ein Fest der Gemeinschaft. Jesus Christus setzt sich mit uns an einen Tisch. Er teilt Brot und Wein mit uns. Und so feiern wir das Abendmahl in der Gemeinde „Christi Leib für dich gegeben“ und „Christi Blut für dich vergossen“ – mit die- sen Worten werden den Gottesdienstbesuchern am Altar Brot und Wein ausgeteilt. (Der Kelch wird dabei immer wieder gründlich gereinigt. Wer nicht aus dem Kelch trinken möchte, kann die Hostie in den Kelch tauchen.) Katholisch–Evangelisch: Von katholischer Seite ist eine gemeinsame Abendmahls- feier noch nicht möglich. Am evangelischen Abendmahl, darf jeder, der getauft ist, teilnehmen. Hausabendmahl: Wenn jemand in der Familie bettlägerig ist, kann man den Pfarrer bitten, einen Hausbesuch zu machen und mit dem Kranken und seinen Angehörigen das Abendmahl zu feiern. Konfirmation: In der Regel sind die Gemeindeglieder ab ihrer Konfirmation, also mit etwa vierzehn Jahren, zum Abendmahl zugelassen. Traubensaft oder Wein? In vielen Gemeinden wird gelegentlich anstelle von Wein Traubensaft beim Abendmahl angeboten, damit auch Menschen, die keinen Alkohol trinken dürfen, am Abendmahl teil- nehmen können. 32

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag OSTERN UND OSTERZEIT An Ostern feiern wir, dass Jesus Christus auferstanden ist. Sieben Wochen haben wir uns auf dieses Fest vorbereitet. Bis zum Pfingstfest ist nun „österliche Freudenzeit“, wieder sieben Wochen lang. Im Alltag zeigen sich die Spuren davon in unterschiedlichen Bräuchen. Ihren Sinn ergründen wir, wenn wir die Gottesdienste der Gemeinde mitfeiern. Mit drei Jahren bekam die kleine Elsa zum ersten Mal ein Osterkörbchen mit bun- ten Eiern und Süßigkeiten geschenkt. Das war im Jahr 1924 in Russland. Voll Freude entdeckte sie den Korb. Doch sie aß nichts daraus. Stattdessen ging sie damit ein paar Häuser weiter, dorthin, wo sie noch vor einem Jahr mit ihren Eltern gewohnt hatte. Sie klopfte an die Tür und sagte der neuen Bewohnerin: „Ich will das Oster- körbchen meinem Vater bringen. Der ist vor dem Umzug in diesem Haus gestorben.“ Elsa hatte schon viel verstanden von Ostern, obwohl sie es bestimmt noch nicht hätte erklären können! Sie hat wohl gespürt: Dieses Fest ist nicht nur für die Lebenden wichtig, sondern besonders für ihren verstorbenen Vater. Auch für ihn ist es Ostern geworden. Die Jünger von Jesus brauchten länger, bis sie das verstanden. Vor Augen hat- ten sie nur, was am Karfreitag geschehen war: Jesus ist tot und liegt im Grab. Was bleibt, ist Erinnerung. Doch als einige Frauen, die Jesus gefolgt waren, zum Grab kommen, ist es leer. Furcht und Schrecken ergreift sie, weil sie nichts verste- hen. Zwei andere Jünger sind auf dem Weg zurück in ihr früheres Leben ohne Jesus. Auf dem Weg erzählen sie einander traurig von der großen Hoffnung und wie schrecklich alles ausgegangen ist. Unterwegs tritt Jesus in ihren Weg und geht mit ihnen. Sie erkennen ihn nicht. Erst als er das Abendmahl mit ihnen feiert, öffnen sich ihnen die Augen. Das Osterlamm mit der Siegesfahne – Symbol für den auferstandenen Christus 33

Ostern Das ist die Osterbotschaft, die jedes Jahr neu ist: Es ist mit dem Tod nicht alles aus! Die Auferstehung der Toten kommt, so gewiss Jesus am dritten Tage siegreich auferstanden ist. Jesus ist auferstanden - wir werden auferstehen! Theo Sorg An Ostern feiern wir, dass Gott Jesus vom Tod auferweckt hat. Die Macht des Todes ist besiegt. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort über unser Leben. Wir müssen zwar noch mit dem Tod leben. Wir müssen liebe Menschen hergeben, und auch unser eigenes Leben ist begrenzt. Aber wir leben und sterben unter dem Versprechen von Jesus, dass er die Toten auferwecken wird zu einem Leben, in dem es keinen Tod und kein Leid mehr geben wird. Durch die Auferweckung hat Gott Jesus zum Sieger gemacht über die Sünde, den Tod und den Teufel. Dass er am Kreuz sterben musste, ist unser Glück, weil wir dort Vergebung finden für jede Schuld in unserem Leben. Dass er auferstanden ist, ist der Anfang vom Ende des Todes. Und dass Gott die „Schachzüge des Verderbens“ durchkreuzt hat, ist die „Erlösung von dem Bösen“, um die wir im Vaterunser beten. Ostern, die Auferstehung Jesu, ist das wichtigste Ereignis der Weltgeschichte. Es ist unsere Rettung. Deshalb feiern wir das Fest an zwei Tagen – und dann noch sie- ben Wochen lang bis zum Pfingstfest. Jeder Sonntag im Jahr ist ein kleines Auf- erstehungsfest. Darum feiern wir Gottesdienst am Sonntagmorgen. Gottesdienste Die Osternacht war der erste Tauftermin in der Kirche, weil wir durch unsere Taufe Anteil bekommen am Leben aus der Auferstehung. In vie- len Gemeinden geschieht das heute wieder so. Die Gläubigen treffen sich in der dunklen Kirche vor Sonnenaufgang. Mit der Osterkerze zieht das neue Licht in die Kirche ein, in der seit Karfreitag keine Kerzen mehr gebrannt haben. Dreimal wird gesungen: „Christus ist das Licht“. Die Orgel und die Glocken, die seitdem auch geschwiegen haben, erklingen wieder, und die Gemeinde stimmt die fröhlichen 34

Ostern Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen. Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach. Lukas 24, 29-31.33-35 Jesus Christus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Johannes 11, 25 Osterlieder an. Kinder und Erwachsene werden getauft, denn wer getauft wird, bekommt neues Leben. Das heilige Abendmahl wird gefeiert aus Freude darüber, dass der Tod Jesu der Grund ist für unser Leben. Oft bleibt man im Anschluss an den Osternachtgottesdienst beisammen und früh- stückt miteinander, um beim Essen und im Gespräch zu erleben: Menschen, denen der auferstandene Herr begegnet ist, finden zueinander; Christen sind eine große Gemeinschaft, auch wenn sie ganz verschieden sind. In den Ostergottesdiensten am Ostersonntag und Ostermontag wird das Lob Gottes mit dem österlichen Halleluja vielfach gesungen, oft auch von Chören oder Musikgruppen aufgeführt. In den Lesungen aus der Bibel und in der Predigt hören wir, was es heißt, an den auferstandenen Herrn Jesus Christus zu glauben. Jeder der sechs Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten und auch das Fest Christi Himmelfahrt, vierzig Tage nach Ostern, sollen uns helfen, als Christen von der Oster- freude zu leben. Als Zeichen dafür brennt in all diesen Gottesdiensten die Osterkerze. 35

Ostern Bräuche Farbige Ostereier: Im Osternachtsgottesdienst der orthodoxen Christen (durch eine Kalenderreform der westlichen Kirche im 16. Jahrhundert stimmen die Ostertermine oft nicht überein) ruft man sich nach dem Osterevangelium zu: „Christus ist auferstanden!“ Dabei stößt man rotgefärbte Eier an, die von zu Hause mitgebracht wurden. „Gleich einem Ei springt das Grab auf“, sagt ein Vergleich aus der alten Kirche (Ephräm der Syrer), und ein Sprichwort: „Wie der Vogel aus dem Ei gekrochen, hat Christus das Grab zerbrochen.“ Gefärbte Ostereier gibt es in der ägyptischen Kirche seit 1000 Jahren, bei uns kennt man sie seit dem 13. Jahrhundert als „Roteier“: Die Farbe rot erinnert an die Liebe und die Freude, aber auch an das blutige Sterben Christi. Der Osterhase: Der Hase gilt als besonders fruchtbar. Außerdem heißt es, er schlafe mit offenen Augen. Das lässt sich beziehen auf das Leben, das den Tod besiegt. Dass der Hase die Ostereier legt, erzählt man erst seit dem 17. Jahrhundert. Andernorts waren dafür Fuchs, Kuckuck, Hahn oder Storch „zuständig“. Osterkerzen: In vielen Osternachtgottesdiensten zünden alle Gemeindeglieder eigene Kerzen an der großen Osterkerze an. Sie werden mitgenommen zum Osterfrühstück und auch mit nach Hause, wo sie das Osterlicht leuchten lassen. 37

Ostern Kulitsch Der Osterruf ist nie mehr verstummt: Der Herr ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden! Osterbrunnen: In manchen Gegenden Deutschlands, vor allem in Fran- ken, werden an Ostern Brunnen mit Kronen und Girlan- den aus buntgefärbten Eiern geschmückt. Wasser ist nötig zum Leben. Wasser gehört auch zur Taufe. An Ostern wird es besonders dankbar in Ehren gehalten. Osterspeisen: In der Ukraine ist es Brauch, zu Ostern einen besonde- ren Kuchen zu backen, die Kulitsch. Orthodoxe Christen nehmen ihn mit in den Osternachtgottesdienst. Nach- dem man sich das „Christos woskres – der Herr ist auf- erstanden“ zugesagt und sich dreimal auf die Wange geküsst hat, wird der Kuchen angeschnitten. Neben der Kulitsch ist in Russland die Pascha eine beliebte Oster- speise, eine Quarkspeise mit viel Butter und viel Zucker. 38 6 Eier trennen, das Eigelb mit 100 g Zucker schau- mig schlagen, 150 g weiche Butter oder Margarine zusammen mit der Eigelb-Zuckermasse schaumig rühren. 100 g Rosinen, geriebene Muskatnuss und eine Messerspitze Pfeffer dazugeben. Die Hälfte des Eiweißes mit 50 g Zucker steif schlagen. Den Eischnee unter die schaumige Eigelbcreme heben. 1 Würfel Hefe mit etwas lauwarmer Milch und einem Löffel Mehl anrühren und ca. 5 Minuten gehen lassen. Mehl und ein halbes Glas lauwarme Milch in einer Schüssel mit der gegangenen Hefe und dem Eier-Zucker-Fettgemisch verrühren und gut durch- schlagen. Mit einem Handtuch abdecken und an einem war- men Platz zwei Stunden gehen lassen, danach den Teig gut durchkneten. Nochmals gehen lassen und wieder kneten. Zwei bis drei Backformen gut fetten und zur Hälfte mit Teig füllen. Zutaten: 6 Eier, 200 g Zucker 150 g Butter, 100 g Rosinen 1 Würfel Hefe, 1 Tasse Milch 500 g Mehl Salz, Pfeffer, Muskat Die gefüllten Backformen in den kalten Ofen geben und etwa eine halbe Stunde ruhen lassen. Dann für kurze Zeit den Ofen heiß einstellen, später die Hitze regulieren (ca. 175°). Backzeit: ca. 50 Minuten. Restliches Eiweiß mit 50 g Zucker steif schlagen und dick auf den heißen Kuchen streichen; der Zucker- guss soll an allen Seiten herunterrinnen. Nach alter Tradition bestreute man ihn mit buntgefärbter Hirse und steckte in die Mitte einen Weidenzweig. Um den Kuchen legte man einen Ring buntgefärbter Ostereier.

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag CHRISTI HIMMELFAHRT – EIN NACHÖST E RLICHES FEST An Ostern feiern wir: Christus ist auferstanden! An Christi Himmelfahrt denken wir daran, dass der Auf- erstandene nun bei Gott ist. In Erinnerung daran, dass der Auferstandene seine Jünger zum Abschied auf ei- nem Berg zusammenrief, feiern viele Gemeinden den Gottesdienst an diesem Tag im Freien. Die Bibel erzählt viele Geschichten, in denen Gott Menschen auf einem Berg begegnet. Gott übergibt Mose die Zehn Gebote auf dem Berg Sinai (1. Mose 20). Zu seiner berühmten Bergpredigt versammelt Jesus die Jünger auf einem Berg (Matthäus 5-7). Einmal zieht sich Jesus mit drei Jüngern zurück auf einen hohen Berg. Dort spricht Gott zu ihnen und sie schöpfen Kraf .(Markus 9). Auch das Fest Christi Him- melfahrt will Kraft geben: Jesus Christus kehrt heim zu Gott, aber er lässt uns nicht allein. Der Tod ist be- siegt. Jesus ist unser König. Eine Anekdote bringt die Schwierigkeiten mit die- sem Fest zum Ausdruck: Nikita Chruschtschow hielt sich zu einem Staatsbesuch im Westen auf. In diese Zeit fiel das Himmelfahrtsfest. Der Besucher bemerk- te, dass die Läden geschlossen waren und ließ durch 39

Himmelfahrt Jesus Christus spricht: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ (Matthäus 28, 20b) den Dolmetscher bei seinem Gastgeber nachfragen: „Was wird denn heute gefeiert?“ Da bekam er die Antwort: „Himmelfahrt!“ Aber der Dolmetscher übersetzte: „Tag der Raumfahrt!“ So bestehen eine Reihe von Missverständnissen und Verständigungs- schwierigkeiten, die den Zugang zur Bedeutung von „Christi Himmel- fahrt“ erschweren. Wichtig ist, dass es an diesem Tag nicht um den Himmel „über uns“ geht, sondern um den Himmel „bei uns“ und „in uns“. Alle Berichte des Neuen Testamentes über den Abschied Jesu sind ver- bunden mit dem Segen oder mit Verheißungen, die er seinen Jüngern mit auf den Weg gibt, den sie jetzt ohne ihn weitergehen müssen und weitergehen können. Auf eigenen Füßen stehen, selbstständig die nächsten Schritte gehen, können die Jünger, weil Jesus bei ihnen bleibt, auch wenn er nicht mehr sichtbar bei ihnen ist. Jesus Christus ist mit uns. Das ist eine Erfahrung, die viele Ihrer Vorfahren und viel- leicht Sie selbst machen konnten in „normalen“ Zeiten und in Zeiten der Ver- folgung. Dieser Segen und diese Verheißungen werden für die Jünger Wirklichkeit bei dem Ereignis, das wir an Pfingsten feiern. Mit Pfingsten beginnt der zweite Teil des Kir- chenjahres. Während es im ersten Teil um das Kommen und Gehen Jesu Christi ging, kommen jetzt die Entstehung der Kirche und ihr Weg durch die Zeit in den Blick. Im Gesegnetwerden ein Stück Himmel spüren 41

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag PFINGSTEN – DER GEBURTSTAG DER KIRCHE Als der Pfingsttag gekommen war, waren die Jünger alle an einem Ort bei- einander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fin- gen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszuspre- chen. (Apostelgeschichte 2, 1-4) Das Wirken Gottes, seines „Heiligen Geistes“ unter uns Menschen lässt sich schwer in Worte fassen. Deshalb sind es Bilder, die im Pfingstbericht auf- tauchen, Bilder allerdings, die leicht verständlich sind: So steht das „Brausen vom Himmel“ dafür, dass Menschen in Bewegung, in Schwung gebracht werden. Da tut sich etwas bei ihnen, ohne dass die Ursache selbst zu erkennen ist. Das ist wie beim Wind, der in die Äste eines Baumes fährt. Wir sehen seine Wirkung, die Ursache selbst bleibt verborgen. Die „Zungen zerteilt, wie von Feuer“ sind ein Bild für die Begeisterung, die die Jünger erfasst hatte. Den Ausdruck „für etwas Feuer und Flamme sein“ haben wir von diesem Bild in unseren Sprachgebrauch übernommen. Endlich konnten sich die Jünger öffentlich zu ihrem Glauben an Jesus Christus beken- nen. Sie wurden dazu fähig, weil sie Gottes Kraft in sich spürten. Diese Kraft war so stark, dass sich die Begeisterung auch auf andere übertrug. Die Begeisterung der Jünger und ihre Verkündigung waren so glaubwür- dig, dass sie auch von Menschen verstanden wurden, die nicht ihre Sprache sprachen. Darauf deutet das „Predigen in anderen Sprachen“ hin. 43 Damit die Erde hafte am Himmel, schlugen die Menschen Kirchtürme in ihn. Rainer Kunze Manfred Boiting „Schenk uns deinen Geist!“ (Ausschnitt)

Pfingsten Laudate omnes gentes, laudate dominum. Lobsingt ihr Völker alle, lobsingt und preist den Herrn. Gesang aus Taizé Jugendtreffen in Taizé Fünf vierzehn- bis sechszehnjährige Mädchen – Helene, Elena und Violetta, drei Russ- landdeutsche, und Claudia und Corinna, zwei Siebenbürgerinnnen – sowie vier Erwach- sene aus der Gemeinde machten sich gemeinsam auf den Weg, um eine Woche lang an einem internationalen Jugendtreffen der Kommunität in Taizé teilzunehmen. In dem kleinen Ort Taizé in Frankreich haben Brüder nach dem Krieg eine Kommunität gegründet, zu der jährlich tausende Jugendliche pilgern, um sich Zeit zu nehmen für Gebet und Meditation und daraus Sinn fürs Leben und Kraft zu schöpfen. Unsere kleine Reisegruppe ging also für eine Woche ins Kloster. Und das wa- ren die Bedingungen: Wir mussten dreimal täglich an den Andachten in der Kirche teilnehmen, uns vormittags an den praktischen Aufgaben beteiligen (Essensausgabe, Müll einsammeln, Zeltplanen putzen) und nachmittags bei den Bibelgesprächsgruppen mitmachen. Die Unterkünfte waren sehr einfach, aus dem Wasserhahn kam meist nur kaltes Wasser und um etwas zu Essen zu bekommen, musste man Schlange stehen. Trotz dieser bescheidenen Verhältnisse waren in dieser Septemberwoche etwa 1000 Jugendliche der verschiedensten Nationalitäten nach Taizé gekommen. Eine Woche lang lebten sie zusammen, arbeiteten und beteten, sangen und feierten und haben sich dabei auf eine geheimnisvolle Weise immer verstanden. Helene, Elena und Violetta machten die Erfahrung: Hier fallen wir mit unserer russischen Sprache nicht aus dem Rahmen – denn wir können uns mit ukrainischen und polnischen Jugendlichen verständigen. Claudia, die Älteste, knüpfte auf Englisch viele Kontakte. Die eingängigen Taizé-Lieder sangen wir in allen Sprachen mit, und am Abschiedsabend woll- te das gemeinsame Singen und Feiern gar nicht mehr aufhören. In dieser Woche ist etwas geschehen, das uns verändert hat. Voll innerem Frieden und gut gelaunt fuhren wir wieder heim. Danke, Taizé! Wir kommen nächstes Jahr wieder! 45 Elena, Corinna, Helene, Violetta und Claudia – in der Warteschlange vor dem Essenszelt in Taizé.

Pfingsten Die erste Gemeinde Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. Auch mit vielen andern Worten bezeugte er das und ermahnte sie und sprach: Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht! Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle Seelen, und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden. Apostelgeschichte 2, 37-47 46

Trinitatis Gib der Seele einen Sonntag und dem Sonntag eine Seele. Peter Rosegger Nach einem Gottesdienst versucht eine Mutter, ihrem Kind dieses dreifache Wirken Gottes auf mög- lichst einfache Weise zu erklären. Sie lenkt den Blick ihres Kindes auf den Altar. Gefragt, was sich auf dem Altar befindet, nennt das Kind neben der Bibel den Blumenschmuck, das Kreuz und die Kerzen. Und die Mutter erklärt ihrem Kind: „Alles, was wir über Gott wissen, können wir in der Bibel nachlesen. Dort erfahren wir, dass Gott es war, der die Welt geschaffen hat, in der wir leben: das Weltall mit seinen unzäh- ligen Sternen, die Sonne, den Mond, unsere Erde, uns Menschen, alle Tiere und Pflanzen. Daran soll uns der Blumenschmuck erinnern, immer wenn wir eine Kirche besuchen. Das Kreuz deutet auf Jesus Christus hin. In Jesus kam Gott selbst in unsere Welt, wurde ein Mensch, wie wir es sind. Jesus wurde dann wie ein Schwerverbrecher am Kreuz hingerichtet, obwohl er überhaupt nichts falsch gemacht hatte. Durch seinen Tod löscht Gott aber alles aus, was in unserem Leben verkehrt ist. Und deshalb dür- fen wir wie Jesus Christus in Gottes neuer Welt weiterleben, auch wenn unser Leben in dieser Welt einmal zu Ende gehen muss. Die Kerzen schließlich wollen uns sagen, dass Gott bei uns ist, jetzt, wenn wir hier in der Kirche vor dem Altar stehen, aber auch, wenn wir wieder nach Hause gehen. Gott begleitet uns wie ein Licht auf unserem Weg. Gott möchte unseren Schritten Orientierung geben, auch durch Worte aus der Bibel, besonders dann, wenn es uns nicht gut geht, wenn wir das Gefühl haben, alles um uns herum ist dunkel. Vor allem dann möchte Gott uns ganz nahe sein und wie ein Licht unsere Dunkelheit wieder hell machen. Dieses Versprechen steckt übrigens auch hinter Jahwe, dem hebräischen Wort für Gott: Gott ist der „Ich-bin-da!“. 49

Trinitatis Die Sonntage nach Trinitatis Auf das Trinitatisfest folgt die sogenannte festlose Zeit mit den „Sonntagen nach Trinitatis“. Abhängig vom Zeitpunkt, auf den das Osterfest fällt, können dies bis zu 24 Sonntage sein, abgeschlossen durch die drei letzten Sonntage im Kirchenjahr. In diese Zeit fallen jedoch einige wichtige Tage wie Kirchweih-, Erntedank- und Reformationsfest, sowie der Buß- und Bettag. Der letzte Sonntag im Kirchenjahr wird als Toten- oder Ewigkeitssonntag begangen. Doch auch die vielen, scheinbar namenlosen „Sonntage nach Trinitatis“ haben ihre besondere Bedeutung. Jeder Sonntag hat sein eigenes Thema, mit dem an ganz unterschiedlichen Stellen die Glaubensaussagen vom „dreieinigen“ Gott entfaltet werden. Das jeweilige Thema ist im Liturgischen Kalender festgelegt (im Evan- gelischen Gesangbuch ab Seite 1588). Überall, wo wir Gott erleben als den Schöpfer, als den Erlöser, oder mit seinem lie- benden, helfenden und lebensschaffenden Geist, da tut sich uns der Himmel auf. Ein Beispiel: der 6. Sonntag nach Trinitatis - Thema: Taufe Wochenspruch: So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. (Jesaja 43, 1) Evangelium: Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu 51

dein name Trinitatis Wochenpsalm: „Herr, du erforschest mich und kennest mich“ Psalm 139, 1 Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28, 16-20) Epistel: Wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleichgeworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auf- erstehung gleich sein. Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, so dass wir hinfort der Sünde nicht die- nen. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. t (Römerbrief 6, 3-8) Wochenlied: „Ich bin getauft auf deinen Namen“ Doch hab ich dir auch Furcht und Liebe, | treu und Gehorsam zugesagt; | Ich hab, o Herr, aus reinem Triebe | dein Eigentum zu sein gewagt; | hingegen sag ich bis ins Grab | des Satans schnöden Werken ab. Mein treuer Gott, auf deiner Seite | bleibt dieser Bund wohl feste stehn; | wenn aber ich ihn überschreite, | so lass mich nicht verlorengehn; | nimm mich, dein Kind, zu Gnaden an, | wenn ich hab einen Fall getan. Evangelisches Gesangbuch 200, 1-3 52

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag KIRCHWEIH UND GEMEINDEFEST Als in Omsk 1993 die neue Christuskirche am Ufer des Irtysch eingeweiht werden konnte, war das ein großes Fest für die evangelisch-lutherischen Christen aus der ganzen Umgebung. Die Älteren erinnerten sich daran, dass ihnen 1937 die letzen Kirchen in der Sowjetunion weggenommen worden waren. Lange Zeit konnten Gottesdienste dann nur im Verborgenen gefeiert werden. Deshalb ist es eine besondere Freude, wenn eine Gemeinde wieder ein Bethaus oder eine Kirche bauen darf. Natürlich können wir uns als Christen überall treffen, um zu beten und auf Gottes Wort zu hören. Das kann im Freien ebenso gut sein wie in einem geschlossenen Raum. Wo zwei oder drei im Namen Jesu versammelt sind, ist er selbst in ihrer Mitte (Matthäus 18, 20). So gibt es in vielen Gemeinden „Hauskreise”, die in der Wohnung einer Familie zusammenkommen, um die Erzählungen der Bibel zu bedenken. Doch es hilft der Gemeinde in ihrem Glauben, wenn sie eine „Kirche” für ihre Gottesdienste hat: einen Raum oder ein Gebäude, um dort Gott zu begegnen. Hier wird das Evangelium ver- kündigt, die Sakramente Taufe und Abendmahl werden gefeiert, Brautpaare getraut, Trauergottesdienste begangen, und man kommt zum Gebet dorthin. Alle weiteren Veranstaltungen in einer Kirche dürfen nicht im Widerspruch zur Gegenwart Gottes stehen. Wenn eine neue Kirche in Gebrauch genommen wird, weiht die Gemeinde sie ein: Sie lobt Gott für diesen Ort, sie feiert den ersten Gottesdienst mit Abendmahl und sie betet, dass Gott nicht aufhört, sie dort zu segnen. Besonders in Gemeinden mit älteren Kirchen wird der Gedenktag der Kirchweihe in jedem Jahr mit einem Fest gefeiert. Und weil die Kirche „mitten im Dorf” steht, feiern alle mit. Oft ist ein richtiges Volksfest daraus geworden. 53 Wiedereinweihung der evangelischen St. Katharinenkirche in Kiew am 28. 10. 2000. Zwei Jahre vorher hatte die Gemeinde das Gebäude zurück- bekommen, das in sowjetischer Zeit als Lagerraum verwendet worden war.

Kirchweih Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist. Dietrich Bonhoeffer Gemeinden in der Stadt haben oft die schöne Gewohnheit, regelmäßig ein Gemeindefest zu feiern. Manchmal tun sie das auch mit einer Nachbargemeinde zusammen, auch mit den Christen einer anderen Konfession. Ein solcher Tag mit Gottesdienst, buntem Programm, gemeinsamem Essen und Trinken, Musik und Unterhaltung ist eine gute Gelegenheit, einander zu begegnen und von sich zu erzählen. Es ist wich- tig, dass wir uns als Gemeindeglieder kennen lernen. Natürlich erfordert es ein wenig Mut, sich zu jemandem zu setzen, den man noch nicht kennt. Aber es sind schon man- che guten, neuen Beziehungen dabei entstanden. Besonders schön ist es, wenn sich verschiedene Gruppen in der Ge- meinde an einem solchen Tag näher kommen. Nur wenige meinen, dass ein solches Fest nicht zur Kirche passt. Jesus selbst hat oft mit ganz unterschiedlichen Menschen gefeiert. Durch ihn sind Leute zusammengekommen, die sich sonst nie nebeneinander gesetzt hätten. Wenn wir als Gemeinde Gottesdienst feiern und uns bei Festen begegnen, finden wir in der Kirche immer mehr Heimatgefühl. Wir lernen dabei, uns mit unseren Namen anzusprechen. Und wenn wir uns dann bei einer anderen Gelegenheit wie- der treffen, spüren wir, dass wir zusammengehören. Jedes Gemeindefest ist natürlich mit Arbeit verbunden. Viele Hände werden dafür gebraucht. Wer dabei mitmacht, erfährt, dass er dadurch auch ein Stück mehr in die Gemeinde hineinwächst. Gemeindefest in Omsk 54

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag ERNTEDANKFEST – EIN GRUND ZUM DANKEN Am ersten Sonntag im Oktober wird das Erntedankfest gefeiert. Es ist üblich, Altar und Altarraum mit Erntegaben zu schmücken. Die Früchte des Feldes und des Gartens werden in die Kirche gebracht, um Gott für diese Gaben zu danken. Viele Menschen arbeiten heute in Betrieben, Fabriken oder Büros. Sie haben keinen solchen Bezug mehr zu den Feldfrüchten wie manche Aussiedler, die ihre Zeit in Sibirien, Kasachstan oder anderswo nur überleben konnten, weil sie in ihren Gärten Obst und Gemüse angebaut haben. Beim Erntedankfest wird gedankt für das tägliche Brot, für das Essen, aber auch für die Arbeit, die Wohnung, Familie, Freunde, die Gemeinschaft, vielleicht auch für erfahrene Hilfe in schwierigen Lebenssituationen. Es bie- tet die Möglichkeit, innezuhalten, sich zu besinnen auf das, was froh, glücklich und zufrieden macht – aber auch auf das, was nicht so gut gelaufen ist, auf die Misserfolge. Es zeigt sich, dass das Erreichte im Leben immer eine Verbindung aus selbst Geleistetem und göttlichem Ge- schenk ist. Daher darf und soll der Mensch genießen, was ihm durch Gott, den Schöpfer alles Lebens, zuteil gewor- den ist. Am Erntedankfest wird in der evangelischen Kirche häufig ein Familiengottesdienst gefeiert, den auch die Kinder mitgestalten. Die mitgebrachten Gaben und Früch- te werden danach oft an Alten- und Kinderheime, an Kranke und Bedürftige verschenkt. 55 Feldfrüchte schmücken den Altar an Erntedank

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag REFORMATIONSTAG Viele Aussiedler, die nach Deutschland kommen, sind nicht getauft. Trotzdem sind sie in der Regel evangelisch. Bei der Einreise nach Deutschland haben sie in den Formularen als Konfession „evangelisch“ angegeben. Sie zählen in den Kirchenregistern als Gemeindeglieder und zahlen Kirchensteuern. „Evangelisch“ zu sein, gehört zu ihrer zerrissenen Identität, zu ihrer Familiengeschichte. Die Oma hat vielleicht noch gesagt: „Vergesst nicht, wir sind lutherisch!“ Was das bedeutet, wis- sen sie allerdings oft nicht so genau. Wer war Martin Luther? Welche Bedeutung hat er für die evangelische Kirche? Am Reformationsfest denken wir daran. Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der von der Erde bis an den Himmel reicht. Martin Luther Am 31. Oktober feiern die evangelischen Christen das Reformationsfest. Sie erin- nern sich daran, dass Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine theologischen Einsichten in Form von 95 „Thesen“ (Sätzen) öffentlich bekannt machte. Seine Absicht war, unter den Gelehrten in Wittenberg ein Streitgespräch zu beginnen, über den kirchlichen Handel mit „Ablassbriefen“. Die Menschen glaubten damals, trotz der Vergebung warteten nach dem Tod Strafen für ihre Sünden auf sie. Durch den Kauf dieser Briefe könnten sie die Strafen verkürzen. Luthers zentrale Erkenntnis hingegen war, dass der Sünder allein aus Gnade von Gott angenommen wird (Römer 3,28). Der Mensch wird nicht durch seine Taten oder den Kauf von „Ablassbriefen“ gerecht vor Gott, sondern allein aus Glauben. Luther hat diese Einsicht aus dem Studium der Heiligen Schrift gewonnen und durch seine Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache für alle zugänglich gemacht. 57

Gottes Natur ist, dass er aus nichts etwas mache; darum wer noch nicht Nichts ist, aus dem kann Gott auch nichts machen. Martin Luther Sein „Thesenanschlag“ wird als Beginn der Reformation angesehen. In den folgen- den Jahren breitete sich der „allein auf dem Evangelium beruhende“ Glaube aus. Die „Evangelischen“ behaupteten sich gegen den Druck der römisch-katholischen Kirche. Eine Kirchenspaltung ließ sich nicht mehr verhindern. Heute hingegen legt sowohl die evangelische, als auch die katholische Kirche gro- ßen Wert auf das gemeinsame Glauben und Handeln (= Ökumene) der Kirchen. Nicht mehr die Unterschiede der Kirchen, sondern ihre Gemeinsamkeiten stehen im Vordergrund, auch wenn die Trennungen noch nicht überwunden sind. Die Rechtfertigung allein aus Glauben „Gott hat so gehandelt, wie es seinem Wesen entspricht. Er hat selbst dafür gesorgt, dass die Menschen vor ihm bestehen können. Er hat das Gesetz beiseite geschoben und will die Menschen annehmen, wenn sie einzig und allein auf das vertrauen, was er durch Jesus Christus getan hat. Das gilt ohne Ausnahme für alle, die dieses Vertrauen haben. Vor Gott gibt es keinen Unterschied. Alle sind schuldig geworden, und haben die Herrlichkeit verscherzt, die Gott ihnen geschenkt hatte. Aber Gott hat mit ihnen Erbarmen und nimmt sie wieder an. Das ist ein reines Geschenk. Durch Jesus Christus hat er uns aus der Gewalt der Sünde befreit.“ (Paulus im Brief an die Römer 3, 21-24) 58

ein feste burg Reformation Passionszeit Gott will dir seinen Geist nicht geben, ohne das äußerliche Wort. Danach richte dich. Denn er hat es nicht vergeblich befohlen, äußerlich zu schreiben, predi- gen, lesen, hören, singen, sagen usw. Martin Luther Martin Luthers Lebenslauf 1483: Am 10. November wird Martin Luther als Sohn eines Bergmannes in Eisleben/ Thüringen geboren. 1505: Luther bricht sein Jurastudium ab und wird gegen den Rat seines Vaters und seiner Freunde Mönch. Er tritt in das Augustinerkloster in Erfurt ein. 1512: Luther wird Doktor der Theologie und beginnt seine Lehrtätigkeit als Professor in Wittenberg. 1517: Am 31. Oktober veröffentlicht Luther 95 Thesen gegen den Ablass, um ein öffentliches Streitgespräch darüber zu führen. Das ist der Beginn der Reformation in Deutschland. 1520: Luther verbrennt öffentlich die päpstliche Urkunde, in der ihm der Kirchenbann angedroht wird. 1521: Auf dem Reichstag in Worms soll Luther seine Ansichten wider- rufen. Er weigert sich und wird darauf vom Kaiser für rechtlos erklärt. Auf dem Rückweg von Worms wird er auf die Wartburg in Sicherheit gebracht. 1522: Luther übersetzt auf der Wartburg das Neue Testament in die deutsche Sprache. 1523: Luther dichtet seine ersten Kirchenlieder. Insgesamt werden es 37. 1525: Martin Luther heiratet die ehemalige Nonne Katharina von Bora. 1529: Um die evangelischen Christen in ihrem Glauben zu festigen, schreibt Luther einen Kleinen und einen Großen Katechismus. Auf dem Reichstag in Speyer „protestieren“ die Evangelischen gegen die Religionspolitik des Kaisers (daher kommt der Name „Protestanten“). 1530: Die erste Zusammenfassung des reformatorischen Glaubens ent- steht. Luthers Mitarbeiter Melanchthon verliest auf dem Reichstag in Augsburg das „Augsburger Bekenntnis“, die „Confessio Augustana“. 1534: Die Übersetzung der ganzen Bibel in die deutsche Sprache wird abgeschlossen. Die erste Gesamtausgabe erscheint. 1546: Luther stirbt am 18. Februar in seiner Geburtsstadt Eisleben. 59 Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Martin Luther

„Such, wer da will, ein ander Ziel“ Reformation Such, wer da will, Nothelfer viel, die uns doch nichts erworben; hier ist der Mann, der helfen kann, bei dem nie was verdorben. Uns wird das Heil durch ihn zuteil, uns macht gerecht der treue Knecht, der für uns ist gestorben. Ach, sucht doch den, lasst alles stehen, die ihr das Heil begehret; er ist der Herr, und keiner mehr, der euch das Heil gewähret. Sucht ihn all Stund von Herzensgrund, sucht ihn allein;, denn wohl wird sein dem, der ihn herzlich ehret. Evangelisches Gesangbuch 346, 1-3 Als „Junker Jörg“ lebte Luther unter dem Schutz Friedrichs des Weisen zurück- gezogen auf der Wartburg. Martin Luther übersetzt die Bibel Auf dem Rückweg vom Reichstag in Worms 1521 lässt Kurfürst Friedrich der Weise Luther zum Schein überfallen und ihn, verkleidet als „Junker Jörg“, auf der Wartburg verstecken. Luther lebt dort fast ein Jahr im Verborgenen. Er nutzt die Zeit und übersetzt zuerst das Neue Testament ins Deutsche. Jeder in Deutschland, ob Bauer oder Handwerker, soll das Wort Gottes selber lesen können – nicht nur die Gelehrten und die Priester, die Latein gelernt haben. Denn jeder Christ, so meint Luther, soll imstande sein, selber in der Bibel Trost und Weisung für sein Leben zu finden. Zwar gab es schon vor Luther einige deutsche Bibelüber- setzungen. Aber erst Luther übersetzt aus dem griechi- schen Urtext. Und erst ihm gelingt es, eine Sprache zu finden, die alle verstehen können. „Man muss dem Volk aufs Maul schauen, wie es redet, und danach dolmet- schen“, sagt er. Für die Übersetzung des Neuen Testaments braucht Luther elf Wochen. Die 3000 Exemplare des ersten Drucks sind schnell verkauft, obwohl das Buch damals den Jahresverdienst eines Gesellen kostet. In den folgenden Jahren arbeitete Luther mit Freunden auch an der Übersetzung des Alten Testaments. 1534 kam die ganze Bibel in deutscher Sprache heraus. In vielen Haushalten war sie über lange Zeit das einzige Buch. 60

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag BUß– UND BET TAG Der Buß- und Bettag ist ein evangelischer Feiertag, der am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag begangen wird. Seit 1995 ist dieser Tag in Deutschland – außer im Freistaat Sachsen – kein gesetzlicher Feiertag mehr. Der Buß- und Bettag dient der Besinnung. An diesem Tag erinnern wir uns daran, dass wir immer bereit sein sollen, uns an Gott zu wenden. Das kann in einem Gottesdienst geschehen, in der Beichte oder im Gebet. Was ist das – „Beichte“? In der Beichte bekennen wir vor Gott unsere Schuld, unsere Fehler. Dabei sprechen wir in einem Bußgebet mit Gott über alles, was uns von ihm trennt. Wir bekennen, dass wir Böses getan, gesagt oder gedacht und Gutes unterlassen haben. Wir bitten: „Gott, sei uns Sündern gnädig!“ Diese Beichte kann als gemeinsame Beichte zusammen mit anderen Menschen in einem Gottesdienst stattfinden. Die Beichte kann aber auch eine Einzelbeichte, ein persönliches Gespräch mit einem Pfarrer, einer Pfarrerin oder einem anderen Christen sein. Bei der Beichte erfahren wir die Lossprechung, das heißt die Vergebung unserer Schuld wird uns zugesprochen. Wir dürfen wissen: Gott liebt uns. Gott befreit uns von unserer Schuld. Eigentlich sollte jeder Tag ein Buß- und Bettag sein. Es ist ein Tag, an dem wir mit Gott über alles sprechen, was uns belastet, ein Tag auch, an dem wir erleben, dass Gott uns annimmt, wie wir sind. Der Buß- und Bettag schenkt uns Zeit, um zu überlegen, was in unserem Leben misslingt. Wir denken nach über die Probleme, die wir mit uns und mit anderen Menschen haben. Wir fragen, wie wir mit diesen Schwierigkeiten fertig werden 61

Gebet zum Buß- und Bettag Buß- und Bettag Gütiger Gott, um uns und in uns hören wir so viele Worte, die anklagen und entschuldigen. Woran kann ich mich halten? Dein Wort spricht die Wahrheit, die uns frei macht. Hilf, dass wir uns ihm ehrlich stellen und frei werden durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Bruder und Herrn. können. An diesem Tag wird uns in besonderer Weise gezeigt, dass Gott uns die Möglichkeit gibt, uns selbst zu erkennen. Vor allem schenkt uns dieser Feiertag die Chance umzukehren und in unserem Leben etwas zu verändern. Viele Gemeinden bieten am Abend des Buß- und Bettages einen Gottesdienst an. Für Menschen, die einen solchen Gottesdienst nicht besuchen können, gibt es auch die Möglichkeit, zu Hause oder an einem anderen ruhigen Ort für eine Weile still zu wer- den, um sich im Gebet an Gott zu wenden. Ich bedenke mein Leben vor Gott: Vater im Himmel, was kann ich dir sagen, was du nicht schon weißt? Ich habe anderen das Leben schwer gemacht, und es waren oft nur Kleinigkeiten, um die es da ging: Ich wollte recht behalten, aber ich vergaß die Liebe, die du geboten hast. Ich bin unfair gewesen, ich bin böse geworden, wo ich hätte Geduld aufbringen müssen. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich kein Ohr und kein Herz hatte für die, die Verständnis und Hilfe von mir erwarteten. Ich habe geschwiegen, wo ich hätte reden sollen, ich habe den Dingen ihren Lauf gelassen, weil meine Angst größer war als mein Vertrauen zu dir. Deinen Geboten habe ich wenig Gewicht gegeben und deine Güte missachtet. Ich habe dich vergessen, Gott, bei vielem, was ich tat und dachte. Ich lasse mich gefangennehmen von meinen Wünschen und Ängsten und sehne mich doch danach, frei und geborgen zu sein bei dir. Herr, ich bin erschrocken, wie schwierig es ist, im Alltag aus dem Glauben an dich zu leben. Ich bekenne dir mein Unvermögen und meine Schuld. Herr, erbarme dich. 62

Advent Passionszeit Weihnachten Jahreswende Epiphanias Ostern Himmelfahrt Pfingsten Trinitatis Kirchweih Erntedankfest Reformation Buß- und Bettag Ewigkeitssonntag EWIGKEITSSONNTAG Mein Leben dreht sich um die Uhr. Ständig muss ich auf die Uhr sehen. Die Zeit grenzt mich ein. Auch die Lebenszeit ist begrenzt. Berufstätige kennen die Tyrannei der Zeit. Familien wissen, dass ihnen oft die Zeit füreinander fehlt. Selbst Rentner, von denen junge Menschen denken, sie hätten unbegrenzt Zeit, klagen häufig, dass ihnen die Zeit nicht reicht. Am Ewigkeitssonntag geht es um das Gegenteil von Zeit: die Ewigkeit. Der Mensch kennt die Ewigkeit nicht. Als Geschöpf ist er immer an die Zeit gebunden. Wie kann man sich vorstellen, was Ewigkeit ist? Wie hat der Mensch Zugang zur Ewigkeit? Die Ewigkeit kann der Mensch nur kennenlernen, wenn er Zugang zu Gott hat. Denn Gott ist in Ewigkeit. In einem Gleichnis, das Jesus erzählt, geht es um das „Letzte Gericht“. Der Mensch tut gut daran, jederzeit Gott zu erwarten. Denn die Ewigkeit ist nicht von der Zeit begrenzt und kann nicht zeitlich bestimmt werden. Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen. Mein sind die Jahre nicht, die etwa mögen kommen. Der Augenblick ist mein und nehm ich den in Acht, so ist der mein, der Zeit und Ewigkeit gemacht. Andreas Gryphius 64

Ewigkeitssonntag Jesus erzählt das Gleichnis von den Brautjungfern Wenn Gott sein Werk vollendet, wird es zugehen wie in der folgenden Geschichte: Zehn Brautjungfern gingen mit ihren Lampen hinaus, dem Bräutigam entgegen, um ihn zu empfangen. Fünf von ihnen handelten klug, die anderen fünf gedankenlos. Die Gedankenlosen nahmen nur ihre gefüllten Lampen mit, während die Klugen auch noch Öl zum Nachfüllen mitnahmen. Weil der Bräutigam sich verspätete, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht ertönte der Ruf: ,Der Bräutigam kommt, geht ihm entgegen!‘ Die zehn Brautjungfern standen auf und brachten ihre Lampen in Ordnung. Da baten die Gedankenlosen die anderen: ,Gebt uns von eurem Öl etwas ab, denn unsere Lampen gehen aus.‘ Aber die Klugen sagten: ,Ausgeschlossen, dann reicht es weder für uns noch für euch. Geht doch zum Kaufmann und holt euch welches!‘ So machten sich die fünf auf den Weg, um Öl zu kaufen. Inzwischen kam der Bräutigam. Die fünf Klugen, die darauf vorbereitet waren, gingen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest, und die Türen wurden geschlossen. Schließlich kamen die anderen nach und riefen: ,Herr, Herr, mach uns auf!‘ Aber der Bräutigam wies sie ab und sagte: ,Ich versichere euch, ich kenne euch nicht!‘ Darum seid wachsam, denn ihr wisst weder Tag noch Stunde im voraus! Matthäus 25, 1-13 65

Ewigkeitssonntag Lasst uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen, unser Herr aber kommt. Gustav Heinemann Jesus hat die härteste Zeitgrenze überschritten: den Tod. Der Tod ist die Grenze der Lebenszeit und scheint uns völlig unüberwindlich. Jesus Christus hat diese Grenze doch überwunden. Damit hat er uns den Zugang zur Ewigkeit geöffnet. Darum passt es, wenn auf den Ewigkeitssonntag noch ein weiteres Fest fällt: Der Gedenktag der Entschlafenen, auch Totensonntag genannt. Im kirchlichen Kalender sind das zwei Feste an einem Tag. Aber eigentlich gehören sie zusammen. Denn wie kann man in der Kirche von den Toten reden, wenn man nicht von der Auferstehung und der Ewigkeit spricht? Gottes Ewigkeit erwartet uns am Ende der Welt. Deshalb wird der Ewigkeits- sonntag am Ende des Kirchenjahres gefeiert als letzter Sonntag im Kirchenjahr. Das Ende des Kirchenjahres ist ein Gleichnis für das Ende der Welt und der Zeit, nach der uns Jesus Christus aufnimmt ins ewige Leben. Bräuche Gottesdienst am Gedenktag der Entschlafenen: In den meisten evangelischen Gottesdiensten ist es Brauch, an die Verstorbenen des zu Ende gehenden Kirchenjahres zu erinnern. Die Namen derer, die seit dem Ewigkeitssonntag des Vorjahres in der Gemeinde verstorben sind, werden vorgele- sen. Es soll ein Trost für die Angehörigen sein, wenn sie noch einmal von der Auferstehung in die Ewigkeit hören. Auf dem Friedhof: Bei Gemeinden, die einen eigenen Friedhof haben, kommt es auch vor, dass sie am Sonntagmorgen eine Andacht zum Gedenken an die Verstorbenen auf dem Friedhof halten. Viele Menschen richten in den Tagen des Totengedenkens die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen her und schmücken sie mit besonderem Blumenschmuck. 66

Taufe Konfirmation Trauung Beerdigung IM SEGEN LEBEN „Bog s wami! – Behüt’ euch Gott!” sagte der Vater zum Abschied, damals an der Wolga, als er die Familie verlassen musste und irgendwo- hin an einen unbekannten Ort verschickt wurde. Schlimme Wege waren es damals. „Bog s wami!” Es war ein guter Gruß, ein guter Wunsch beim Gehen. Es war ein Segen: „Du gehst deinen Weg nicht allein. Gott geht mit dir und er verlässt dich nicht. Auf den ganz schweren und auf den erfreulichen Wegen ist Gott mit dir unterwegs.“ Menschen haben erfahren, dass man im Segen eingehüllt ist in Gottes Liebe. So kann man leben. Und so kann man auch sterben. „Ich will dich nicht verlassen”, verspricht uns Gott, wenn wir gesegnet werden. „Es segne dich auf allen deinen Wegen der gute Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.“ Segnung von Schulanfängern 68

Taufe Konfirmation Trauung Beerdigung TAUFE Den Rudi hat seine Oma getauft! Ein russlanddeutsches Ehepaar spricht mich nach dem Gottes- dienst an. Die beiden wollen ihre Konfirmation nachholen. Wir treffen uns zu einem Gespräch. „Seid ihr getauft?“ frage ich. Adelina nickt: „Ja, schon, aber damals vor 35 Jahren hat es in Tadschikistan keine Kirche gegeben.“ Adelina ist von einem Prediger getauft worden. Einen Taufschein kann sie jedoch nicht vorweisen. Aber das Datum ihrer Taufe ist ihr bekannt. „Und Rudi, ihr Mann?“ Rudi weiß, dass er als Säugling getauft worden ist, aber er weiß nicht mehr, wann das war. „Ich bin von meiner Großmutter getauft wor- den,“ sagt er. „Es war ungefähr 1960.“ Dann fällt ihm noch ein, dass man ja seine Taufpatin fragen könne: Tante Lidia – sie wohnt in der Nähe. Ich besuche Rudis Taufpatin und lerne eine liebe, bescheidene alte Frau kennen. Ich frage sie nach Rudis Taufe. „Freilich,“ sagt sie, „den Rudi hat seine Oma getauft. Ich bin dabei gewesen. Ich war die Patin. Es war am 19. Juli 1959. Wissen Sie, die Kirche war ja verboten. Es hat keine Pfarrer gegeben. So haben wir es selber gemacht.“ „War es denn recht?“, fragt sie. Viele Deutsche aus Russland fragen so: „Gilt denn so eine heimlich ohne Pfarrer ausgeführte Taufe?“ Ja, sie gilt. Führen Sie ein Gespräch mit Ihrem Pfarrer oder Ihrer Pfarrerin darüber. Sie helfen Ihnen gerne weiter. Es kann auch ein Taufschein ausgestellt oder eine Tauferinnerung gefeiert werden. Die Taufe kommt aus einem Land, in dem Wassermangel herrscht – die Menschen kämpfen dort bis heute gegen Wüste und Dürre. Wo dort aber eine Quelle aus dem Boden quillt, wo ein Fluss fließt, wo es regnet – da ist Leben, da blüht es und grünt es, da spenden Bäume Schatten. 69

Taufe Am Wasser des Jordan rief Johannes der Täufer die Menschen auf, ihr Leben ganz auf Gott einzustellen (Markus 1, 4). Wer umkehrte und Vergebung seiner Sünden suchte (= Buße), ließ sich von Johannes taufen und im Fluss untertauchen. Auch Jesus folgte dem Ruf des Johannes und stellte sich damit auf unsere Seite. Nach- dem Jesus auferstanden war, begannen seine Jünger die Menschen zu taufen, die zum Glauben an ihn fanden. Denn durch Jesus vergibt uns Gott und verbündet sich mit uns. Das Wasser bedeutet: Gott ist die Quelle des Lebens. Wo Gott in dein Leben kommt, da grünt und blüht es, da wird dein Leben fruchtbar. Dir wird heute schon versprochen: „Die Macht der Sünde ist zerstört. Darauf kannst du zurückkommen. Sie kann dein Leben nicht mehr beherrschen. Die Macht der Vergebung ist größer.“ In der Taufe sagt Gott ganz Ja zu uns: „Ja, du bist mein Kind. Ich werde bei dir blei- ben bis ans Ende deines Lebens und darüber hinaus.“ 70

Taufe Beim Glauben geht es nicht darum, sich möglichst viele Gedanken zu machen und die richtigen Worte zu finden. Wer glaubt, darf sein, wie ein Kind, das bittet: Hab mich lieb! Tröste mich! Ich will zu dir! Geh nicht weg! Jesus Christus über die Taufe: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28, 18-20) Die Taufe von Kleinkindern Unsere Kirche tauft schon Kleinkinder. Wir glauben: Bevor wir verstehen, Entschei- dungen treffen oder handeln können, sagt Gott Ja zu uns. Im Alter von etwa 14 Jahren sollen die als Kleinkinder Getauften bei der Konfirma- tion selbst Ja zu ihrer Taufe sagen und sich zum christlichen Glauben bekennen. Die Segung der Kinder (nach dem Markusevangelium, Kapitel 10) Das Evangelium berichtet, Jesus kam einmal mit seinen Jüngern durch eine Ortschaft. Sie machten dort Rast und Jesus predigte auf dem Dorfplatz und sprach dort mit den Männern über den Glauben. Da drängten sich plötzlich Frauen mit Kindern herbei. Die Mütter wollten ihre Kinder von Jesus segnen lassen. Die Jünger aber meinten, Frauen und Kinder störten die Männergespräche und sie scheuchten sie weg. Jesus merkte das und reagierte ärgerlich. Er mischte sich ein und sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehrt sie nicht ab. Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“ Dann sprach Jesus zu den versammelten Erwachsenen: „Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ Und dann nahm er sich Zeit für die Kinder, um- armte, streichelte und küsste sie und legte ihnen die Hände auf und segnete sie. 71

Taufe ich glaube Eine Familie wird getauft Olga ist Russin, verheiratet mit einem Russlanddeutschen. Seit einem Jahr wohnt sie mit ihrer Familie in einem Übergangs- wohnheim in Ingolstadt. Ihr drittes Kind, die kleine Alexandra, ist in Ingolstadt zur Welt gekommen, und soll in unserer Gemeinde getauft werden. Da sagt sie: „Meine beiden Söhne Igor und Waldemar sind auch noch nicht getauft. Und eigentlich: Mein Mann und ich sind auch noch nicht getauft.“ – Ich frage: „Sie möchten, dass die ganze Familie zusammen mit Ihrem Baby getauft wird?“ „Ja,“ sagt Olga, „und meine Schwägerin und ihr Mann und ihre drei Kinder – die sollen auch mit uns getauft wer- den!“ – Ich rechne nach: Ein Baby, fünf Kinder und vier Erwach- sene – macht zehn Täuflinge! Manche Menschen denken, sie brauchen die Kirche nicht mehr. – Diese russlanddeutsche Familie tritt mit zehn Personen in die Kirche ein. „Bei uns in Russland war der Glaube verboten.“ sagt Olga, „aber jetzt wollen wir dazugehören.“ Die Taufe von Jugendlichen und Erwachsenen In den ersten christlichen Gemeinden wurden Erwachsene getauft. Auch heute sind Menschen, die nicht in einer christlichen Familie oder Umgebung aufgewachsen sind, zum Glauben und zur Taufe eingeladen. Viele Aussiedler lassen sich in der neuen Heimat Deutschland taufen. Sie erinnern sich an ihre Familien- tradition: „Wir sind evangelisch.“ Wichtiges aus dem Taufgottesdienst Die Tauffragen Bei der Taufe eines Kindes werden die Eltern und Paten vor der Gemeinde gefragt, ob sie bereit sind, das Kind im christlichen Glauben zu erziehen und antworten: „Ja, mit Gottes Hilfe.“ Erwachsene Täuflinge antworten auf die Frage, ob sie an den dreieinigen Gott glauben, mit: „Ja, ich glaube.“ 72

Taufe Taufe von neun Konfirmanden in der Osternacht Das Glaubensbekenntnis Das „apostolische“ Glaubensbekenntnis wurde schon von Christen in den ersten Jahrhunderten der Kirche bei ihrer Taufe gesprochen. In einem Taufgottesdienst bekennt die Gemeinde damit gemeinsam mit dem Täufling – oder bei der Kinder- taufe stellvertretend für ihn – ihren Glauben an den Dreieinen Gott. Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen. 73

Taufe In einer Welt voller Unheil und Gefährdungen drückt Taufe aus: Gott ist der Retter und Befreier aus Sünde, Tod und der Macht des Bösen. Die Taufhandlung Wasser wird dem Täufling dreimal über den Kopf gegossen, so, dass es die An- wesenden sehen können. Dazu spricht die Pfarrerin oder der Pfarrer: „(Name), ich taufe dich auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Dann wird dem Täufling die Hand aufgelegt und der Segen zugesprochen: „Der allmächtige Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der dich von neuem geboren hat durch das Wasser und den Heiligen Geist und dir alle deinen Sünden vergibt, der stärke dich mit seiner Gnade zum ewigen Leben. Friede sei mit dir.“ Anzünden der Taufkerze Das Licht der Taufkerze verweist auf die Worte Jesu: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8, 12). Die Kerze kann im Taufgottesdienst und am Tauftag zur Erinnerung angezündet werden. Es ist ein schöner Brauch, die Taufkerze mit Taufsymbolen, Namen und Taufdatum zu gestalten. Der Elternsegen Die Familie (Eltern, Geschwister) geht zum Altar. Der Pfarrer oder die Pfarrerin legt den Eltern die Hände auf. „Der Segen Gottes komme mit seiner Kraft und seinem Frieden in euer Leben als Familie und bleibe bei euch in allen Höhen und Tiefen, jetzt und allezeit. Friede sei mit euch. Amen.“ 74

Taufe Konfirmation Trauung Beerdigung KONFIRMATION Auf dem Weg zum Erwachsenwerden, wenn die Kindheit zu Ende geht und die Jugendzeit beginnt, stellen evangelische Gemeinden ihre Jugendlichen in die Mitte, um sie mit dem Fest der Konfirmation auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu bestärken. Sowohl für die Jugendlichen als auch für die Eltern kann die Zeit der Vorbereitung auf die Konfirmation wichtig und segensreich sein. „In der Taufe haben meine Eltern und Paten für mich gesprochen. Jetzt bin ich alt genug, um für mich selber zu sprechen.“ Konfirmand, 13 Jahre „Ich finde es schön, ein großes Fest zu feiern und dabei im Mittelpunkt zu stehen.“ Konfirmandin, 14 Jahre „Ich gehe zum Konfirmandenunterricht, weil ich eingeladen worden bin.“ Konfirmandin, 16 Jahre Für die Jugendlichen ist die Zeit der Pubertät eine Zeit des körperlichen und seelischen Wachstums und der Neuausrich- tung. Sie fragen sich in dieser Zeit: Wer bin ich? Und auch die Frage nach dem Sinn des Lebens wird jetzt gestellt. Die Antworten auf diese Fragen suchen sie zunehmend mehr bei Gleichaltrigen als bei ihren Eltern. Die Eltern lernen in dieser Zeit loszulassen und den Jugendlichen immer mehr Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übertragen. Die Zeit, in der sie den Kindern auf ihre Fragen geant- wortet haben, neigt sich dem Ende zu und das gemeinsame Fragen und Suchen nach Antworten beginnt. 75

Konfirmation Der Konfirmationssegen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade: Schutz und Schirm vor allem Bösen, Stärke und Hilfe zu allem Guten, dass du bewahrt werdest im rechten Glauben. Friede sei mit dir. Amen Konfirmieren (aus dem Lateinischen) bedeutet: „bestätigen, bekräftigen, für gültig erklären.“ Die Konfirmanden und Konfirmandinnen sollen ihre Taufe, bei der die meisten noch Babys waren, bestätigen. Die Vorbereitungszeit auf die Konfirmation dauert ein bis zwei Jahre. In einer Gruppe Gleichaltriger werden wichtige Grundlagen des Glaubens besprochen, manches davon auch auswendig gelernt und Antworten auf die Fragen der Jugendlichen gesucht. In dieser Zeit finden auch Elternabende statt, in denen die Eltern alles Wichtige über die Konfirmandenzeit erfahren. Auch über den Konfirmationsgottesdienst wird dort gesprochen. Jede Kirchengemeinde gibt gern darüber Auskunft, wie sie den Weg zur Konfirmation gestaltet. Am Konfirmandenkurs können auch ungetaufte Jugendliche teilnehmen und sich, falls sie sich dazu entscheiden, entweder in der Vorbereitungszeit oder bei der Konfirmation taufen lassen. Erwachsene Konfirmanden Auch Erwachsene können sich konfirmieren und im Christsein bestätigen lassen – dazu nehmen sie an einem Glaubenskurs teil oder treffen sich zu Glaubens- gesprächen mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin. Das Alter ist nicht entschei- dend: Nicht nur in der Kirchengemeinde St. Johannes in Ingolstadt haben sich schon einige Siebzigjährige und auch Ältere konfirmieren lassen. Rechte durch die Konfirmation In der Konfirmation werden die Jugendlichen als Mitglieder in der Gemeinde bestätigt. Konfirmierte können das Patenamt übernehmen und sie haben das Recht, sich ab 16 Jahren aktiv an Kirchenvorstandswahlen zu beteiligen. 76

behütetKonfirmation Es ist gut, wenn einer zu uns sagt: Sei getrost, fürchte dich nicht, geh deinen Weg mit Gott. Aus dem Konfirmationsgottesdienst Das Glaubensbekenntnis Die Konfirmanden und Konfirmandinnen werden an ihre Taufe erinnert. Jetzt be- kennen sie, für sich persönlich und als Gemeinschaft vor Gott und der Gemeinde den christlichen Glauben. Die Konfirmationsfrage Die Konfirmanden und Konfirmandinnen hören die Zusage Jesu Christi, dass er sie in ihrem Leben begleiten will. Dann werden sie mit folgenden oder ähnlichen Worten gefragt: Wollt ihr unter Jesus Christus, eurem Herrn leben, im Glauben an ihn wachsen und als evangelische Christen in seiner Gemeinde bleiben, so sprecht: Ja, mit Gottes Hilfe. Jeder Konfirmand und jede Konfirmandin erhält ein Wort aus der Bibel. Dieses Wort soll sie auf ihrem Lebensweg begleiten und zum Glauben ermutigen. Beispiele für Konfirmationssprüche aus der Bibel Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen? Psalm 27, 1 Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Matthäus 25, 40 77

Konfirmation Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Psalm 23, 1 Christus spricht: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Johannes 16, 3 Zur Segnung knien die Konfirmanden nieder. Die Segnenden legen ihnen die Hände auf den Kopf. Das bedeutet: „Du bist gemeint. Gott ist dir mit seiner Kraft so nahe wie diese Hand.“ Das Abendmahl Im Abendmahl erleben wir die Gemeinschaft mit Christus und die Gemeinschaft untereinander. In den meisten Kirchen- gemeinden nehmen die Konfirmanden und Konfirmandinnen zum ersten Mal am Abendmahl der Gemeinde teil. Das gemein- same Essen von Brot und Wein, von dem Christus verspricht: „Das ist mein Leib“, „Das ist mein Blut“, bekräftigt, was die Konfirmanden in der Vorbereitungszeit gelernt haben: Gott kommt zu uns mit seinem Segen. Wir nehmen an, was er uns schenkt. Wir werden hineingenommen in die Gemeinschaft der Gläubigen und erfahren Stärkung auf unserem Weg. Meist geht dem Abendmahl ein eigener Beichtgottesdienst voraus, der oft schon am Vortag gefeiert wird. Er hilft, alte Lasten vor Gott abzule- gen und den Tag der Konfirmation mit freien Herzen zu feiern. Eltern, Verwandte, Begleiter auf dem Weg des Glaubens und die Konfirmanden nehmen an Beichte und Abendmahl gemeinsam teil. 78 Im Konfirmanden- unterricht werden die Jugendlichen an das Abendmahl herangeführt

Taufe Konfirmation Trauung Beerdigung DIE KIRCHLICHE TRAUUNG Nadja und Alexander sind erst kurze Zeit in Bayern. Nadjas Oma hat immer gesagt: „Wenn Ihr in Deutschland seid, dann lasst ihr euch kirchlich trauen!“ Das wollen sie jetzt auch tun. Doch sie sind unsicher. Obwohl beide von der Ba- buschka aus ihrem Dorf in Sibirien getauft worden sind, haben sie nur wenig Ahnung von der Kirche und vom Glauben an Gott. Beim Traugespräch mit einem Pfarrer erfahren sie, dass das Besondere der kirchlichen Trauung in der Verkündigung von Gottes Wort zur Ehe liegt. Es geht um Gottes Beistand und Segen für ihr gemeinsames Leben. Der Pfarrer erklärt ihnen, dass die Traufrage, die er ihnen bei der Trauung stellen wird, zum Beispiel so lauten könnte: „Nadja und Alexander, Gott hat Euch einander anvertraut. Wollt ihr als Ehe- leute einander lieben und ehren und die Ehe nach Gottes Gebot und Verheißung führen, in guten und bösen Tagen, bis der Tod Euch scheidet, so antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe.“ Auf die Traufrage ant- worten die Partner mit den Worten: „Ja, mit Gottes Hilfe“. Danach steckt das Paar einander die Eheringe an. Der Ringwechsel kann still geschehen. Es ist aber auch möglich, dass das Paar sich dabei zusagt: „Nimm diesen Ring als Zeichen meiner Liebe und Treue.“ Nadja gefällt diese Form genauso wie der anschließende Trausegen, zu dem sich das Paar auf eine Kniebank hinkniet. Der Pfarrer legt dann segnend die Hände auf und spricht dazu folgende Worte: „Herr, unser Gott, du hast Mann und Frau füreinander geschaffen. Wir bitten dich für diese Eheleute: Bewahre sie in ihrer Ehe, leite sie durch dein Wort, und erhal- te sie in deiner Liebe, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.“ 79

Trauung Gebet eines Paares: Herr Gott, es ist schön, zu lieben und geliebt zu werden. Wir fühlen uns wohl, wenn wir einander nahe sind. Dieses Gefühl soll sich nicht abnützen und verbrauchen. Lass es vielmehr wachsen und sich bewähren – in allem, was wir erfahren und erleben. Amen. Auch der Trauspruch und die Traupredigt sind wichtige Bestandteile der kirch- lichen Trauung. Den Trauspruch kann man selber auswählen. In der Regel ist es ein Vers aus der Bibel, der das Paar in seiner Ehe begleiten soll. Diesen Vers bekommen sie in der Traupredigt zum ersten Mal auf ihre persönliche Situation hin gedeutet. Ähnlich wie der Konfirmationsspruch soll der Trauspruch im Leben ein guter Be- gleiter in allen Lebenslagen werden. Hier eine kleine Auswahl möglicher Trausprüche: Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. (Römer 15, 7) Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Galater 6, 2) Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. (1. Johannes 4, 16) Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe. (Johannes 13, 34) Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden. (Rut 1, 16-17) Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen. (Psalm 37, 5) 81

ja Trauung „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ Antoine de Saint-Exupéry Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. (Psalm 121, 1-2) Im Traugespräch haben Nadja und Alexander nicht nur den genauen Ablauf der Trauung erfahren und alle wichtigen Fragen geklärt, sondern auch ein wenig erzählt, wie sie sich kennen und lieben gelernt haben. Mittlerweile freuen sich beide auf die bevorstehende Hochzeit. Nach der kirchlichen Trauung werden sie mit ihren Familien, Verwandten und Freunden feiern. Bräuche Ein weit verbreiteter Brauch ist der so genannte „Polterabend“ am Vorabend der standesamtlichen Hochzeit und der kirchlichen Hochzeit. An diesem Abend wird der Jungesellenabschied des Paares laut und stürmisch gefeiert. Manchmal wird dabei Porzellan zerschlagen in der Hoffnung, dass die Scherben Glück bringen für den bevorstehenden neuen Lebensabschnitt der Brautleute. Häufig wird das Brautpaar auch beim Auszug aus der Kirche mit Blumen, Blüten oder Reis beworfen. Wenn zum Beispiel die „Brautjungfern“, die Freundinnen der Braut, Blütenblätter auf den Weg des Paares streuen, wünschen sie so dem Paar Glück und viele Kinder. Bei vielen Deutschen aus Russland ist es Brauch sehr aufwändig zu feiern. Man- che feiern zwei Tage hintereinander ihre Eheschließung. Der zweite Hochzeits- feiertag gilt als der lustigere, der so genannte „Hochzeitsschwanz“. 82

Taufe Konfirmation Trauung Beerdigung BEERDIGUNG Wenn wir über einen alten Friedhof gehen, können wir Namen von Menschen lesen, die längst verstorben sind. Manchmal sind es bekannte Namen von bedeutenden Leuten. Vielleicht haben wir auf einem Friedhof auch das Grab unse- rer Verwandten und können deren Namen auf einem Grab- stein oder einem Grabkreuz lesen. Die Namen stehen noch da, weil Christen glauben, dass der Tod diese Menschen nicht einfach verschwinden lässt. Gott ist stärker als der Tod. Er kennt auch die Verstorbenen noch mit Namen. Er wird sie auch mit ihrem Namen zu sich rufen. Das Kreuz am Grab steht nicht für unseren Tod, sondern für den Tod von Jesus Christus. Es erinnert daran, dass Jesus Christus gestorben und auferstanden ist. Der Tod ist nicht endgültig. Der Tod eines geliebten Menschen ist traurig für die Hinterbliebenen, aber die Hoffnung auf die Auferstehung verbindet Christen in aller Welt. Es gibt sehr unterschiedliche Arten, die Verstorbenen zu bestatten. Die Gebräuche haben sich in vielen Jahrhunderten entwickelt. In Deutschland ist vieles durch staatliche Gesetze geregelt, und zwar anders als in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Darum soll hier kurz be- schrieben werden, was um den Tod herum alles zu tun ist. Wenn ein Pfarrer weiß, dass ein Mensch im Sterben liegt, besucht er ihn. Er wird versuchen, ihm und seinen Angehörigen in dieser schwierigen Situation zu helfen. Die Angehörigen oder der Sterbende selbst können jederzeit einen Pfarrer oder eine Pfarrerin rufen. Falls der Ortspfarrer verhindert ist, ist in jedem Fall eine Vertretung erreichbar. Oft wissen Angehörige nicht, was sie tun sollen. Manche haben Angst, 83

in memoriam Beerdigung Christus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Johannes 11, 25 etwas falsch zu machen. Aber es geht darum, Abschied zu nehmen von dem Sterbenden. Es erleichtert, mit ihm zu reden und sich an gemeinsame Erlebnisse aus der Vergangenheit zu erinnern. Jetzt kann auch noch einiges ins Reine gebracht werden oder um Vergebung gebeten werden. Den meisten Sterbenden hilft es, ihre engsten Angehörigen bei sich zu haben. Sterbende finden Trost, wenn für sie gebe- tet wird, wenn mit ihnen christliche Lieder gesungen werden oder wenn sie noch einmal Abendmahl feiern können. Niemand braucht sich zu schämen, wenn er am Sterbebett eines geliebten Menschen weinen muss. Ein Pfarrer oder eine Pfarrerin wird sie gerne begleiten, oder wenn sie es wünschen, mit ihnen beten und den Ver- storbenen segnen, bevor er in den Sarg gelegt wird. Wenn ein Mensch gestorben ist, haben die Angehörigen viel zu tun. Zum einen müssen sie mit ihrer Trauer, mit ihrem Schmerz umgehen. Zum anderen brauchen sie einen Arzt, der den Tod amtlich bestätigt und die Todesursache feststellt. Ist die Todesursache festgestellt, so muss das Friedhofsamt oder ein Bestattungs- unternehmen beauftragt werden, den Leichnam abzuholen und die Bestattung durchzuführen. In Deutschland ist es nicht erlaubt, Verstorbene längere Zeit in einer Wohnung zu haben. In der Regel müssen sie innerhalb von 96 Stunden bestattet werden. Das Bestattungsunternehmen benachrichtigt das Pfarramt, wann die Bestattung gehalten werden soll. Der Pfarrer oder die Pfarrerin nimmt sich Zeit, um mit den Angehörigen über die Bestattung zu reden. Dieses Gespräch soll helfen, Frohes und Schweres aus dem Leben des Verstorbenen auszusprechen und die Angehörigen in ihrer Trauer zu trösten. 84

Beerdigung Bei einer kirchlichen Bestattung findet ein Gottesdienst statt, bei dem gebetet, aus der Bibel gelesen und gepredigt wird. Wenn die Angehörigen es wünschen, kann auch ein kurzer Lebenslauf des Verstorbenen vorgelesen werden. Wenn dieser Gottesdienst in einer Friedhofskapelle stattfinden kann, ist in der Regel auch der Sarg (bei einer Urnenbeisetzung die Urne) in der Kapelle. Gewöhnlich ist der Sarg geschlossen, wie das in Deutschland Brauch ist. Ob der Sarg doch geöffnet sein kann, hängt von der örtlichen Handhabung ab. Das Beerdigungsinstitut ist dabei behilflich, die geeignete Form zu finden. Am Grab wird der Sarg oder die Urne in die Erde gesenkt. Der Pfarrer wirft dreimal Erde in das Grab und sagt dabei: „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub. Jesus Christus wird ihn/sie auferwecken. Er sei ihm/ihr gnädig im Gericht und lasse ihn/sie die ewige Herrlichkeit schauen. Friede sei mit ihm/ihr.“ Nun werden Abschnitte aus der Bibel über die Auferstehung der Toten gelesen und Gebete gesprochen. Den Erdwurf können die Angehörigen am Ende der Bestattung wiederholen. Sie können aber auch Blumen ins Grab werfen oder einfach still Abschied nehmen. An dieser Stelle ist es möglich, den engsten Angehörigen die Hand zu geben und ihnen Beileid zu wünschen. In Deutschland ist es nicht üblich, dass Angehörige das Grab ganz zuschaufeln. Das ist Aufgabe der Angestellten des Friedhofs. In katholischen Gegenden steht meist auch ein Gefäß mit Weihwasser am Grab. Katholische Angehörige sind es gewohnt, Wasser auf das Grab zu sprengen. Das ist eine Erinnerung an die Taufe, durch die der Verstorbene zu Gott gehört. 85

Beerdigung Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Hebräer 13, 14 Manche Menschen machen sich Gedanken, ob sie eine Erdbestattung oder eine Feuerbestattung wünschen sollen. Beides ist für Christen möglich. Bestattungen sind in Deutschland meist sehr teuer. Dort, wo Menschen auf Sozialhilfe angewie- sen sind, bekommen sie Unterstützung für die Beerdigung. Selbst wo eine Beerdi- gung ganz ohne Angehörige stattfinden muss, sieht das staatliche Sozialsystem eine Bestattung vor. Bräuche Oft findet nach der Beerdigung ein gemeinsames Essen der Angehörigen und Freunde des Verstorbenen statt, der so genannte „Leichenschmaus“. Auch in den Tagen und Wochen nach der Beerdigung ist ein Pfarrer gerne bereit, mit den Trauernden zu sprechen und sie zu begleiten. Gewöhnlich wird die Beerdigung des Verstorbenen am Sonntag nach der Bestattung im Gottesdienst seiner Gemeinde abgekündigt. Kirchliche Feiern anlässlich des neunten oder vierzigsten Tages nach dem Tod sind in Deutschland nicht üblich. Auch ein Essen am Grab gibt es in Deutschland nicht und wird von der Friedhofsverwaltung nicht erlaubt. Am Ende des Kirchenjahres, also am letzten Sonntag vor dem 1. Advent, fin- det in den meisten evangelischen Gemeinden ein Totengedenken statt, bei dem die Verstorbenen des vergangenen Jahres namentlich genannt werden. Sie sind auch mit ihrem Namen bei Gott noch bekannt. Er kennt sie und nimmt sie bei sich auf. 86

Gebete am Morgen Martin Luthers Morgensegen Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, dass dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen. , Angst vor dem Tag Wie ein großer Berg, so steht der Tag vor mir. Werde ich schaffen, was mich erwartet? Reicht meine Kraft für das, was kommt? Begleite mich, Gott, in diesen Tag. Mache mir Mut zum ersten Schritt. Amen. Gebete für Kinder In Gottes Namen steh ich auf, Herr Jesus leite meinen Lauf. Behüte mich auf allen Wegen mit deiner Kraft und deinem Segen. Amen. Wie fröhlich bin ich aufgewacht, wie hab ich geschlafen so sanft die Nacht! Hab Dank, du Vater im Himmel mein, dass du hast wollen bei mir sein. Behüte mich auch diesen Tag, dass mir kein Leid geschehen mag. Amen. , Aus den Psalmen Ich liege und schlafe und erwache, denn der Herr hält mich. Psalm 3, 6 Herr, bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Psalm 36, 10 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn. nach Psalm 50, 1 , 89

Gebete am Mittag Tischgebete Komm, Herr Jesu, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast. Alle guten Gaben, alles was wir haben, kommt, o Gott, von dir. Wir danken dir dafür. Wir haben genug zu essen. Wir werden täglich satt. Hilf, dass wir den nicht vergessen, der nichts zu essen hat. Vater, wir leben von deinen Gaben. Segne das Haus, segne das Brot. Gib uns die Kraft, von dem, was wir haben, denen zu geben in Hunger und Not. Zwei Dinge, Herr, sind not, die gib nach deiner Huld: Gib uns das täglich Brot, vergib uns unsre Schuld. Wir wollen danken für unser Brot. Wir wollen helfen in aller Not. Wir wollen schaffen, die Kraft gibst du. Wir wollen lieben, Herr, hilf dazu. Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich. Aus den Psalmen Weise, mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit. Erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte. Psalm 86, 11 Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht fallen werde. Psalm 62, 2+3 Herr, ich hoffe auf dich, und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen. Psalm 31, 15f + 16. , Um Frieden Gib uns Frieden mit dir, Frieden mit den Menschen, Frieden mit uns selbst, und befreie uns von Angst. Dag Hammarskjöld , 90

Abendgebete für Kinder Müde bin ich, geh zur Ruh, schließe meine Augen zu: Vater lass die Augen dein über meinem Bette sein! Hab ich Unrecht heut getan, sieh es, lieber Gott, nicht an. Deine Gnad und Jesu Blut machen allen Schaden gut. Alle, die mir sind verwandt, Gott, lass ruhn in deiner Hand; alle Menschen, groß und klein, sollen dir empfohlen sein. Kranken Herzen spende Ruh, müde Augen schließe zu lass den Mond am Himmel stehn und die stille Welt besehn! Breit aus die Flügel beide, o Jesu meine Freude und nimm dein Küchlein ein. Will Satan mich verschlingen, so lass die Englein singen: Dies Kind soll unverletzet sein. , Gebete am Abend Aus den Psalmen Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat, Psalm 103, 1+2 Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Psalm 68, 20 Martin Luthers Abendsegen Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen. , 91

Gebete am Abend Gebete in der Nacht Abendgebet des Augustinus Herr, du hast uns geschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir. Dein ist das Licht des Tages. Dein ist das Dunkel der Nacht. Das Leben ist dein und der Tod. Ich selbst bin dein und bete dich an. Lass mich ruhen in Frieden, segne den kommenden Tag und lass mich erwachen, dich zu rühmen. Amen. Aus den Psalmen Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne. Psalm 4, 9 In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott. Psalm 31, 6 , Fürbitte am Abend Gott, ich bitte dich für alle Menschen, die den Tag im Streit beendet haben. Zeige uns allen Wege zum Frieden auf dieser Erde. Ich bitte dich für alle, die jetzt arbeiten, für alle, die auf Straßen fahren, für alle, die in den Krankenhäusern wachen. Ich bitte dich für alle, die keinen Schlaf finden, für die Kranken und Schwermütigen, die Verlassenen und die Gefangenen. Du wachst, Herr, mit den Wachenden. Du bist der Schlaf der Schlafenden und das Leben der Sterbenden. Amen. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Psalm 42, 6 , Nachtgebet des Augustinus Wache du, Herr, mit denen, die wachen und weinen in dieser Nacht. Hüte deine Kranken, lass deine Müden ruhen, segne deine Sterbenden. Tröste deine Leidenden. Erbarme dich deiner Betrübten und sei mit den Fröhlichen. Amen. , 92

Gebete für Kranke Gebete für Kranke Dank trotz allem Hab Dank für die schmerzfreien Stunden. Hab Dank für die Hilfe der Schwestern und Pfleger. Hab Dank für alles Gute, dass ich auch jetzt erlebe. Amen. Vor einer Operation Gott, ich habe Angst. So viele Gedanken überfallen mich. Du weißt, wie ausgeliefert ich mir vorkomme. Lass mich nicht allein. Lass mich geborgen sein in dir. Führe du den Ärzten die Hand, wende alles zum Guten. Auf dich hoffe ich. In deine Hände befehle ich mein Leben. Amen. Morgengebet bei Krankheit Lieber himmlischer Vater, ein neuer Tag beginnt. Gib mir neue Kraft und Geduld. Tröste mich durch dein Wort. Erquicke mich in meiner Mattigkeit. Sei du bei mir, wenn Schmerzen kommen und ich mutlos werde. Lass mich den Tag bestehen und dank- bar annehmen, was Menschen mir Gutes erweisen. Du bist mein Vater, dir vertraue ich mich an. Amen. Abendgebet bei Krankheit Lieber Vater im Himmel, du hast mir heute geholfen zu tragen, was schwer für mich war. Ich danke dir dafür. Bleibe auch in der kommenden Nacht bei mir. Behüte mich vor Angst und Qual, lindere meine Schmerzen, schenke mir Schlaf. Bewahre mich vor schweren Träumen. Gib mir gute Gedanken, wenn ich keine Ruhe finde. Behüte die Menschen, die sich um mich sorgen. Sei gnädig und gib uns Frieden. Amen. In einer schweren Krankheit Herr erhöre mich bald. Ich kann nicht mehr. Verbirg dich nicht vor mir, sonst ist es um mich geschehen. Psalm 143, 7 Herr, ich möchte mich an deiner Treue festhalten, dass ich nicht den Boden unter den Füßen verliere, wenn Ängste und Sorgen in mir meine Lebendigkeit auslöschen wollen. Herr, ich bekenne dir auch meine Sorge und Angst vor deiner Antwort; denn deine Antwort wird vielleicht nicht die Antwort sein, die ich erhoffe. Hilf mir dann, an deiner Treue nicht irre zu werden. Amen. Karl Görner 93

Gebete für Kranke Gebete im Angesicht des Todes Gebet für einen Kranken in der Familie Herr Jesus Christus, auch im Leid bist du uns nahe, wir denken an dein Leiden und Sterben am Kreuz. Wir bitten dich, Herr, schenke unserem (unserer) ... die Gesundheit wieder und gib ihm (ihr) die Kraft, seine (ihre) Krankheit in Geduld zu tragen. Schenke deine besondere Liebe allen hilflosen Menschen, den unheilbar Kranken und denen, die ohne Hoffnung sind. Amen. , Tägliches Gebet in langer Krankheit Ich bitte dich, Herr, um die große Kraft, diesen kleinen Tag zu bestehen, um auf dem großen Weg zu dir einen kleinen Schritt weiterzugehen. Amen. Hab keine Angst Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; Weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Jesaja 41, 10 Gebet des Vertrauens Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Psalm 23 Nimm hin mein Leben Allmächtiger Gott, unergründlich sind deine Geheimnisse und unerforschlich deine Wege. Du hast mich erschaffen und willst mich nun wieder zu dir nehmen. Alles, was ich bin und habe, lege ich in deine Hände zurück. Schenke mir deine vergebende Liebe. Lass mich allen vergeben können. Nimm hin mein Leben und verwandle es. Lass mich auferstehen am jüngsten Tag und ewig leben in deiner Herrlichkeit. Amen. A. Adam, In deiner Hand geborgen , 94

Stoßgebete Gebete zum Geburtstag und zur Taufe Stoßgebete Herr Jesus Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich mein! Oh Gott hilf mir! Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Römer 8, 35 Wir haben ein Haus, das ewig ist, im Himmel. 1. Korinther 5, 1 Wir werden immer beim Herrn sein. 1. Thessalonicher 4, 17 Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Psalm 27, 1 Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen. Psalm 27, 13 Meine Seele dürstet nach dem lebendigen Gott. Psalm 42, 3 Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unheil, denn du bist bei mir. Pslam 23, 4 Der Herr ist mein Licht und mein Heil – vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen? Psalm 27, 1 Gebete zu Geburt und Taufe Aus den Psalmen Du hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht in; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde, als ich gebildet wurde unten in der Erde. Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war. Psalm 139, 13b-16 i der Taufe Gebete von Taufeltern und Taufpaten Gott, unser Schöpfer, wir danken dir von Herzen dafür, dass du uns dieses Kind geschenkt hast. Und dir vertrauen wir auch unser Kind heute in der Taufe an. Wir bitten dich: Bleibe du diesem Kind nahe mit deiner väter- lichen Liebe und Gnade, damit es sich in deiner Schöpferhand geborgen weiß. Amen. Barmherziger und gnädiger Gott, ich bitte dich, behüte mein Patenkind vor den vielen Gefahren in der Welt, in die es hin- eingeboren ist. Sei mit ihm in den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Lass es aufwachsen in Freiheit und Geborgenheit. Lass es an Leib, Seele und Geist sich entfalten und führe es zum wahren Glauben. Hilf mir, dass ich mein Patenamt richtig wahrnehme. Gründe mich in deinem Wort und öffne mir einen Zugang zum Herzen meines Patenkindes. Amen. 95

Gebete zur Taufe Gebete zur Konfirmation Bei der Taufe eines behinderten Kindes Wie alle Eltern, so haben auch wir uns, Gott, auf unser Kind gefreut. Wie alle Eltern, so haben auch wir gehofft, dass unser Kind gesund sein würde. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Es ist nicht einfach für uns, uns damit abzufinden, und manchmal tragen wir schwer daran. Lass uns deshalb heute, am Tag der Taufe, erfahren, dass wir nicht allein für unser Kind sorgen müssen, sondern dass du, Vater im Himmel, mit an seiner Seite stehen wirst. Schenke unserem Kind einen Glauben, der ihm hilft, seine Behinderung anzunehmen, damit es darunter nicht nur leidet, sondern damit auch leben kann. Amen. Gebete von Konfirmanden und Konfirmandinnen Ich brauche Mut und Kraft zum Leben. Ich brauche auch den Glauben. Wenn ich den nicht habe: welchen Sinn hat dann alles, und woran soll ich mich halten? Ich bitte dich, Gott: Lass mich spüren, dass du bei mir bist. Hilf mir, dir zu vertrauen und auf dich zu hören. Hilf mir zu finden, was für mich gut ist. Gib mir und den anderen eine Gemeinde, in der wir uns zu Hause fühlen können. Zeige mir den Weg und halte mich fest. Amen. Gebet Jugendlicher oder Erwachsener zu ihrer Taufe und zur Erinnerung an die Taufe Herr, mein Gott, ich lobe und preise dich für deine große Güte. Du hast mich gerufen, noch ehe ich von dir wusste. Du hast mir Treue gehalten, als ich eigene Wege ging. Du hast mir Kraft geschenkt, neue Schritte im Glauben zu tun. Ich bitte dich in deiner Gnade, erneuere meine Hoffnung, schenke mir deinen Frieden. Durch Jesus Christus, meinen Herrn. Amen. Herr Jesus Christus, wir rufen dich an. Hilf uns auf dem Weg, den wir nun zu gehen haben. Bleibe uns zur Seite in den Fragen, die uns umtreiben. Lass uns immer wieder erkennen, dass du es gut mit uns meinst. Schenke uns Erfahrungen mit dir. Bewahre uns vor falschen Wegen und gib uns Kraft, dass wir uns bewähren können als Menschen, die mit dir rechnen. Amen. Ich komme zu dir, wie ich bin, mit allen Freuden, mit allem, was mir Angst macht. Befreie mich durch diese Feier und gib mir Kraft. Lass mich eins werden mit dir und Frieden schaffen. Amen. , 96

Gebete zu Trauug und Ehe Gebete zur Trauerfeier Für den gemeinsamen Lebensweg Du Gott der Liebe, wir danken dir für unser gemeinsames Leben. Segne unsern Weg. Gib uns deinen guten Geist und begleite uns mit deinem Frieden. Lass unsere Arbeit gelingen, und gib uns unser tägliches Brot. Hilf uns, dass einer des anderen Last trägt und dass wir miteinander bewältigen, was uns Mühe macht. Schenke uns die Kraft, für Menschen dazusein, die uns brauchen. Amen. Zum Hochzeitstag Lieber Vater, wir danken dir heute für alles, was du uns Gutes getan hast. Du hast uns miteinander verbunden und zusammengehalten. In den Jahren unserer Ehe hast du uns deine Freundlichkeit spüren lassen. In guten und schweren Tagen bist du uns treu geblieben, auch wenn wir schuldig geworden sind vor dir und aneinander. Wir bitten dich: Bleibe bei uns an jedem neuen Tag. Erhalte uns unsere Liebe und gib Geduld füreinander. Segne uns und alle, die zu uns gehören. Und wenn du einen von uns abrufst aus diesem Leben, dann lass uns darauf vertrauen, dass wir beide in deiner Liebe geborgen sind. Amen. , In Zeiten der Trauer Lieber Gott, ein Mensch ist gestorben. Er ist nicht mehr bei uns. Lass ihn ganz bei dir sein. Lass ihn bei dir ganz glücklich sein. Lass uns einmal mit ihm zusammen bei dir leben. Amen. Herr, gib unseren Toten die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr, lass sie ruhen im Frieden! Amen. Ausgang und Eingang, Anfang und Ende liegen bei dir Herr, füll du uns die Hände. Lied 175 im Evangelischen Gesangbuch Zu dir hin hast du uns erschaffen, und ruhelos ist unser Herz, bis es zur Ruhe kommt in dir! Augustinus , Quellen: Evangelisches Gesangbuch, Bayern Krankengebete, missio München 1993 97

Gottesdienst Gottesdienst in der Ukraine Die Männer stehen noch draußen vor der Kirche und unterhalten sich, während die Frauen schon in die Kirche gehen. Im Gemeindesaal hört man den Kinderchor die Lieder für den Gottesdienst einüben. Beim Eintreten in den Kirchensaal bleiben manche kurz stehen und senken den Kopf, andere bekreuzigen sich. Eine ältere Frau fällt auf die Knie und betet lange. Dann steht sie auf und begrüßt die Frauen, die mit ihr in der Bank sitzen. Auf dem Altar brennen schon die Kerzen. Manche legen frische Blumen aus dem eigenen Garten dazu oder schmücken damit den Taufstein. Hinter den Kirchenbänken ste- hen jüngere Frauen zusammen und tauschen Neuigkeiten aus. Als die Glocken zu läuten beginnen, gehen alle zu ihren Plätzen. Die Kinder ziehen singend in die Kirche ein. Der Pfarrer im schwarzen Talar geht bis an den Altar und betet leise. Dann dreht er sich um, sieht in die Gemeinde und beginnt den Gottesdienst: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. In den kleinen Gemeinden in der Ukraine kennen sich die Gottesdienstbesucher untereinander. So wird jeder Sonntag zu einem Fest der Begegnung. Gemeinschaft erfahren Im Gottesdienst am Sonntag kommt die Gemeinde zusammen. Oft ste- hen an der Kirchentüre Gemeindeglieder, um die Ankommenden zu be- grüßen. Ich spüre, dass ich mit meinem Glauben nicht allein bin. Viele 98

Der Gottesdienst in der orthodoxen Kirche will das Reich Gottes und die himmlische Anbetung vor Gottes Thron abbilden. Die Gemeinde hört zu und lässt sich hineinnehmen in die Liturgie. Im evangelischen Gottesdienst steht die Predigt im Zentrum. Die Gemeinde beteiligt sich an den Liedern und Gebeten. Menschen gehören zur Gemeinde. Den jungen Mann kenne ich schon aus meiner Siedlung. Wir sehen uns an. Er lächelt – er hat mich erkannt! Vielleicht werden wir nach dem Gottesdienst noch ein paar Worte wechseln. Für neu Zugezogene ist es ungewohnt, in eine fremde Kirche zu gehen, aber schon bald sind Gesichter nicht mehr fremd und vielleicht kommen sie beim Kirchenkaffee im Anschluss an den Gottesdienst ins Gespräch mit anderen. Wenn sie sich dann unter der Woche auf der Straße begegnen, lächeln sie sich zu: „Wir haben uns ja in der Kirche gesehen“. Gemeinsam feiern Wer ein Fest feiert, überlegt sich gut, wie er es gestaltet. Die Gäste sollen sich ja wohlfühlen, es darf nicht langweilig sein. Der Gottesdienst ist ein Fest. Der Pfarrer hat ihn – oft mit anderen Mitarbeitern zusammen – gut vorbereitet, hat ihm ein Thema gegeben und überlegt, wie er ablaufen soll. Dabei orientiert er sich an den alten Traditionen unserer Kirche. Schon nach wenigen Sonntagen kann man im Gottesdienst eine immer wiederkehrende Ordnung erkennen: • Begrüßung und Eröffnung • Lesungen aus der Bibel • Predigt über einen Text aus der Bibel • Abendmahl • Gebet und Segen Zu jedem Fest gehört Musik. Im evangelischen Gottesdienst spielt meistens eine Orgel. Manchmal singt auch ein Chor oder spielen die Posaunen. Bei den Liedern sind wir aufgefordert mitzusingen. Deshalb bekommt man am Eingang ein Gesang- buch in die Hand gedrückt. Auch das Glaubensbekenntnis und das Vater Unser sprechen wir gemeinsam. 99

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Gottesdienst Die Gottesdienstordnung steht im Ge- sangbuch auf Seite 1145. Dort finden Sie auch das Glaubensbekenntnis (Seite 1150) und das Vaterunser (Seite 1156). Auf Gottes Wort hören Die Lesungen aus der Bibel erzählen von Erfahrungen der Menschen mit Gott – Erfahrungen der Nähe, der Hilfe und der Befreiung. Und sie erzählen von Jesus Christus, Gottes Sohn, der Mensch wurde, um uns zu erlösen von Sünde, Tod und Teufel. In der Predigt hören wir, wie Gott heute zu uns redet und manchmal fällt uns dabei auf, dass Gott auch mit uns eine Geschichte hat. Sie will uns Mut machen zu einem Leben in Glaube und Liebe und Hoffnung. Gemeinschaft erleben – Abendmahl feiern Die meisten evangelischen Kirchen feiern einmal im Monat einen Gottesdienst mit Abendmahl (zur Bedeu- tung des Abendmahls siehe Seite 29). Alle Christen sind eingeladen, am Abendmahl teilzunehmen. In dem Brot und dem Wein, das wir am Altar empfangen, kommt Gott selbst zu uns. Wir werden zu einer Gemeinschaft nicht nur untereinan- der mit allen, die um den Altar versammelt sind, sondern wir haben Gemeinschaft mit Gott. Von ihm kann uns nichts mehr trennen. Früher – und in der orthodoxen Kirche bis heute – war das Abendmahl den Men- schen so heilig, dass sie sich mit Fasten und Gebet darauf vorbereitet haben. Heute ist uns wichtig: Wir dürfen zu Gott kommen wie wir sind. Deshalb darf jeder am Abendmahl teilnehmen, der Gemeinschaft mit Gott sucht. Gemeinde erleben In jedem Gottesdienst informiert der Pfarrer oder die Pfarrerin über wichtige Er- eignisse in der Gemeinde. Einladungen zu den Gemeindeveranstaltungen gehören 100

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amen Gottesdienst Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen (Eph. 6, 18) ebenso dazu, wie die Bekanntgabe der nächsten Gottesdienste. In solchen Abkün- digungen kann man erkennen, wie vielfältig das Gemeindeleben ist. Es gibt viele Möglichkeiten, daran teilzunehmen. Die Gemeinde soll aber auch Anteil nehmen an Freude und Leid der Einzelnen. Deshalb wird hier gesagt, wer verstorben ist und wer getauft oder getraut wurde. Trauernde und Feiernde werden eingeschlossen in das große Gebet am Ende des Gottesdienstes. Für die Welt beten Im Gottesdienst haben wir erfahren, dass Gott nahe bei uns ist. Darum dürfen wir zu Gott kommen mit unseren Anliegen. Fürbittengebet heißt das Gebet am Ende des Gottesdienstes. Wir beten für die Kirche, für die Armen und Schwachen, für die Kräfte in unserer Gesellschaft und für den Frieden in der Welt. Wir bringen unsere Sorgen und alle Menschen, die trauern, vor Gott und bitten, dass er ihnen nahe ist und hilft. Im Segen gehen Wie eine Antwort auf unsere Bitten spricht der Pfarrer oder die Pfarrerin uns am Ende den Segen Gottes zu. Haltet fest, auch wenn ihr jetzt nach Hause geht: Gott geht mit euch. Gott begleitet euch. Gott ist für euch da. 101

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Quellenverzeichnis Text und Liednachweise: Lieder und Gebete (soweit nicht anders vermerkt): Evangelisches Gesangbuch, Ausgabe für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen, Verlag Evangelischer Presseverband für Bayern e.V., München S. 11: „Jakob wartet auf Weihnachten“ von Lene Mayer-Skumanz in: Georg Bydlinski, Ernst Ecker, Hans Domenego, Das Kindernest, Verlag Herder, Freiburg, 10. Auflage, 1995. S. 42 und S. 50: Hermann-Josef Frisch, Vorbereitungsbuch Gottesdienst - durch das Kirchenjahr, Gütersloher Verlagshaus GmbH, Gütersloh 2002, S. 118; S. 129, S. 123 Fotonachweise: Titel: s. Seite 11, 59, 23, 88, 28, 69 S. 5: s. Seite 11, 59, 23, 88, 28, 69 S. 6: Archiv ELKB S. 7: Marion Abendroth S. 8: Andrej Rublew, Heilige Dreifaltigkeit S. 9: Claudia Baumann S. 11: Claudia Baumann S. 12: Wolfgang Vieweg S. 13: Schäufelein Hans, Marien- und Passionsaltar (Christi Geburt) S. 14: Ella Gillert S. 16: Mark Brand S. 17: Erst Huber S. 18: Lorenzo Monaco, Anbetung der Könige S. 19: Claudia Baumann S. 20: Claudia Baumann S. 21: Archiv ELKB S. 22 oben: Archiv ELKB S. 22 unten: Helmut Küstenmacher S. 23: Helmut Küstenmacher S. 24: „Fürwahr, er trug unsere Schuld“ - Linolschnitt von Bohdan Pivonka, in: Willi Erl, Fritz Gaiser. Neue Methoden der Bibelarbeit. Vom Anti-Gleichnis zum Zeitungsbericht, Katzmann Verlag Tübingen, 1969, 8. Auflage 1987. S. 25: Meister von Raigern, Passionsaltar (Kreuztragung Christi) S. 26: Oberrheinischer Meister, Kreuzigung Christi S. 27: Lothar Zull S. 28: Rabula: Rabula-Codex (Kreuzigung) S. 29 oben: Claudia Baumann S. 29 unten: Photodisc S. 30: Ulrich Wirth S. 31: Juan de Juanes: Das Abendmahl S. 32: Marion Abendroth S. 33: Claudia Baumann S. 34: Marion Abendroth S. 35: Ducciodi Buoninsegna, Maestà (Erscheinung des auferstandenen Christus im Kreise der Apostel) S. 36: Meister von Hohenfurth: Die Auferstehung Christi S. 37 oben: Claudia Baumann S. 37 unten: Marion Abendroth S. 38: Marion Abendroth S. 39: Wolfgang Vieweg S. 40: Andrej Rublew, Himmelfahrt Christi S. 41: Marion Abendroth S. 42: Rabula: Rabula-Codex (Himmelfahrt Christi) S. 43: „Schenk uns deinen Geist“, Aquarell von Manfred Boiting (Detail), 1985. Titelbild des Werkbuches „Firmung - Schenk uns deinen Geist“, hrsg. vom Seelsorgeamt im Bistum Essen, 1987. S. 44: Meister des Schöppinger Altars, Pfingstwunder undAuferstehung (Ausschnitt) S. 45: Marion Abendroth S. 46: Marion Abendroth S. 47: Giotto di Bondone, Pfingstwunder S. 48: Lothar Zull S. 50: Österreichische Schule, Heilige Dreifaltigkeit S. 51: Francia, Taufe Christi S. 53: Gerd Drahn S. 54: Helmut Küstenmacher S. 55: Wolfgang Vieweg S. 56: Paul Cézanne, Stilleben mit Früchtekorb S. 58 oben: Archiv ELKB S. 58 unten: Predella des Cranach-Altars 1547, Wittenberg,1547 S. 59: Lukas Cranach d. Ä., Luther in seinem fünfzigsten Lebensjahr, 1533 S. 60 unten: Marion Abendroth S. 60 oben: Lukas Cranach d. Ä., Bildnis Martin Luther als Junker Jörg, 1522 S. 61: Ateliers et presses de Taizé S. 62: Claudia Baumann S. 63: Hans Holbein d. Ä., Ulrich Schwarz und seine Familie (Ausschnitt) S. 64: August Beißer, Sonnenuhr St. Ulrich, Augsburg S. 65: Florentinischer Meister: Das Jüngste Gericht (Ausschnitt) S. 66: Claudia Baumann S. 67: Claudia Baumann S. 69 oben: Marion Abendroth S. 69 unten: Bachmann Film, Augsburg S. 70: Andrea del Verrocchio, Taufe Christi (unter Mitarbeit Leonardos da Vinci) S. 72: Lothar Zull S. 73: Marion Abendroth S. 74 oben: Masolino, Taufe Christi S. 74 unten: Marion Abendroth S. 75 oben: Marion Abendroth S. 75 unten: Monika Dumbliauskas S. 76: Wolfgang Vieweg S. 77: Ulrich Wirth S. 78 unten: Ernst Sperber S. 79: Marion Abendroth S. 80: Raffael: Vermählung Mariä S. 81: Marion Abendroth S. 83: Claudia Baumann S. 84: Lothar Zull S. 85: Marion Waldmann, Claudia Baumann S. 86: Claudia Baumann S. 87: Marion Abendroth S. 88: Lothar Zull S. 98: Archiv ELKB S. 99: Lothar Zull S. 100: Claudia Baumann S. 101 oben: Marion Abendroth S. 101 unten: Claudia Baumann Umschlag hinten: Lothar Zull 102